23.12.2020

NGOs rufen gemeinsam zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Kara Tepe auf

Appell von Diakonie, Caritas, Volkshilfe, Rotem Kreuz und Ärzte ohne Grenzen

Ein „Handeln im Sinne europäischer Rechtsstandards“ fordern die Hilfsorganisationen. Foto: Google Earth

Appell von Diakonie, Caritas, Volkshilfe, Rotem Kreuz und Ärzte ohne Grenzen

Wien (epdÖ) – Die großen heimischen Hilfsorganisationen haben kurz vor Weihnachten nochmals einen Versuch unternommen, die österreichische Bundesregierung umzustimmen und Flüchtlinge von den griechischen Inseln aufzunehmen. Angesichts der menschenunwürdigen Situation in den Flüchtlingslagern brauche es eine breite europäische Rettungsaktion unter Beteiligung Österreichs, hielten Caritas, Ärzte ohne Grenzen, Diakonie, Rotes Kreuz und Volkshilfe in einer gemeinsamen Aussendung am Mittwoch, 23. Dezember, fest. Österreich solle sich an der Rettungsaktion beteiligen, an der bereits zwölf andere europäische Länder teilnehmen würden. „Wir verkennen nicht, dass Österreich in der Vergangenheit schon viel geleistet hat. Aber wir können keinen Tag länger zusehen, wenn Kinder auf europäischem Boden in nassen, kalten Zelten und im Dreck leben müssen. Es braucht einen Schulterschluss für ein rasches Handeln im Sinne europäischer Rechtsstandards“, hieß es wörtlich.

Seit Jahren beobachte man, dass Hilfe vor Ort auf den griechischen Ägäisinseln einfach nicht ausreiche, so Caritas-Auslandshilfechef Andreas Knapp: „Wenn Kinder im Winter in unbeheizten, nassen Zelten schlafen müssen und nachts von Ratten gebissen werden, besteht dringender Handlungsbedarf. Auf Lesbos, Chios und Samos wurden Menschen- und Kinderrechte bereits vor Jahren suspendiert und eine Verbesserung der Situation ist weiter nicht in Sicht. Die Evakuierung der Elendslager ist ein Gebot der Stunde.“

Hilfe vor Ort sei in einer Notsituation wie dem Brand in Moria immer absolut notwendig, betonte Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes: „Ein Dach über dem Kopf, Nahrungsmittel, Hygieneartikel und sichere, kinderfreundliche Zonen sind europäische Mindeststandards, welchen alle Regierungen verpflichtet sind.“ Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser fügte hinzu: „Katastrophenhilfe darf allerdings in einem EU-Land keinesfalls zum Dauerzustand oder gar Standard in der Flüchtlingsunterbringung werden.“

Teams von „Ärzte ohne Grenzen“ vor Ort würden von desaströsen Auswirkungen der Situation auf die Betroffenen berichten, so Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich: „In unserer Klinik auf Samos waren zuletzt 37 Prozent unserer Patientinnen und Patienten akut suizidgefährdet – welche Alarmglocken braucht es noch? Zuallererst müssen nun unbegleitete Minderjährige, Familien mit Kindern und besonders schutzbedürftige Personen evakuiert werden – zum Beispiel hunderte Menschen mit besonderen medizinischen Bedürfnissen, die auf den Inseln nicht adäquat versorgt werden können.“

Zwölf europäische Länder beteiligten sich bereits an dieser Rettungsaktion, so Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger: „Deutschland, Luxemburg, die Schweiz und viele andere machen hier bereits mit. Österreich kann und soll sich an dieser humanitären Rettungsaktion beteiligen und in einem ersten Schritt zumindest 100 Familien mit kleinen Kindern aufnehmen. Wir haben Platz und Ressourcen dafür.“

ISSN 2222-2464

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