Bibelübersetzungen im Überblick

Zürcher Bibel

Bibel ist nicht gleich Bibel – die Übersetzung macht den (feinen) Unterschied!

„Die“ Bibel gibt es nicht, jedenfalls nicht in der deutschen Sprache, wo es eine Vielzahl an Übersetzungen gibt und laufend weitere entstehen, die sich an unterschiedliche Zielgruppen wenden und (neue) Leser*innen für das Buch der Bücher gewinnen möchten. Unübersichtlich ist der Markt jedenfalls. Natürlich – der Inhalt ist letztlich immer der gleiche, verschieden ist jedoch die Art, wie die hebräischen (Altes Testament) bzw. griechischen (Neues Testament) Grundtexte wiedergegeben werden. Der Balance-Akt zwischen „Wort“ und „Sinn“ist schließlich alles andere als einfach. Sollen die Leser*innen möglichst nahe an den Ausgangstext herangeführt werden oder wird der biblische Text in eine den Leser*innen aus ihrem Alltag vertraute Sprache von heute übertragen?

Luther, Zürcher & Co.

Lutherbibel von 1556

Zu den „philologischen Übersetzungen“, deren Anliegen es ist, jeweils in gehobener literarischer Sprache den Ursprungstext angemessen wiederzugeben, gehört beispielsweise die zum Reformationsjubiläum 2017 neu revidierte Lutherbibel, die auch als Schulbibel-Ausgabe in Österreich im Angebot ist. Dass mit der Revision der Lutherbibel deren Text deutlich anspruchsvoller wurde, weil es unter anderem darum ging, die feierliche „Luther-Sprache“ und damit einen dem Gottesdienst entsprechenden Charakter im Gegensatz zu früheren Revisionen wieder deutlicher zur Geltung zu bringen, macht diese – auch auf den wissenschaftlich neuesten Stand gebrachte Bibelausgabe – nicht immer unmittelbar zugänglich. Wobei gerade die starken Bilder und Formulierungen beispielsweise der Psalmen oder prophetischer Texte in der Lutherbibel einzigartig sind und auch religionspädagogisches Potential enthalten. Weniger traditionell geprägte Formulierungen, aber ein genauso hohes theologisches und sprachliches Niveau bietet die Zürcher Bibel; auch sie – als reizvolle Alternative – ist im Rahmen der Schulbuchaktion angeboten. Auch die (rein katholisch überarbeitete) Einheitsübersetzung ist in ihrer Revision von 2016 deutlich anspruchsvoller in den Formulierungen geworden. Zu den philologischen Übersetzungen gehört natürlich auch die nicht unumstrittene „Bibel in gerechter Sprache“, um die es seit ihrem Erscheinen 2006 recht still geworden ist.

Kommunikativ: Die Gute-Nachricht-Bibel

Gute-Nachricht-Bibel

Stärker auf Verständlichkeit angelegt sind sogenannte „kommunikative“ Übersetzungen; prominenteste Vertreterin ist die Gute-Nachricht-Bibel. Ihr Text ist etwas umfangreicher, weil schwierige Worte und Sachverhalte umschrieben werden. Dafür ist die Gute-Nachricht seit Jahrzehnten nicht nur als Schulbibel, sondern auch in der Jugendarbeit etabliert. Trotz ihres Fokus auf die Verständlichkeit ist die Gute-Nachricht-Bibel wissenschaftlich genau erarbeitet worden. Gerade der Bereich der kommunikativen Übersetzungen hat ansonsten zahlreiche Neuerscheinungen – vor allem aus dem eher evangelikalen Raum – erlebt. Wo sich allerdings eine Übersetzung als deutsche Fassung einer englischen Bibel verrät, oder sie ein Ein-Mann-Unternehmen ist, das verschiedene deutsche und englische Übersetzungen nebeneinander gelegt und daraus „etwas Eigenes“ gemacht hat, gilt, dass sie für evangelische Religionslehrer*innen tabu sein sollten, so attraktiv Preis oder Cover-Gestaltung und Werbetext auch sein mögen.

Neu: Die BasisBibel

Ein wirklich neues Übersetzungskonzept hat allerdings die von Anfang an „crossmedial“ konzipierte, d.h. für das Lesen in einem Buch wie an einem digitalen Endgerät geeignete, BasisBibel vorgelegt: Bereits seit 2012 lagen das Neue Testament und die Psalmen in dieser Übersetzung vor; am 21.1.2021 ist endlich die vollständige BasisBibel, Altes und Neues Testament, erschienen. Diese Übersetzung hat das Anliegen, Verständlichkeit und Nähe zum Ausgangstext möglich zu machen. Sie verbindet wissenschaftliche Exaktheit mit einer leicht zugänglichen Sprache, denn jeder Satz hat maximal 16 Worte – und nicht mehr als einen Haupt- und einen Nebensatz. Schwierige Begriffe wie beispielsweise „Barmherzigkeit“ oder „Gnade“ bleiben daher im Text erhalten und werden nicht umschrieben, sondern in der gedruckten Version am Seitenrand erklärt bzw. in der digitalen Version verlinkt. Gerade mit der Bibel weniger Vertraute hat diese Bibelübersetzung, die die Evangelische Kirche in Deutschland neben der „offiziellen“ Lutherbibel ausdrücklich empfohlen hat, als Zielgruppe. In Österreich wird vielerorts in den Gemeinden mit der BasisBibel gearbeitet; eine mögliche Aufnahme der BasisBibel in die Schulbuchaktion wird ebenfalls geprüft; sie wird aber gegebenenfalls eine etwas längere Vorlaufzeit benötigen.

Das von der Ausgabe des Neuen Testaments und der Psalmen gewohnte, sehr lockere Schriftbild, das jedem neuen Vers eine neue Zeile und jedem Satzteil bzw. Gedanken ebenfalls eine eigene Zeile zugesteht, also der Text gesetzt ist wie ein Gedicht, hat sich für die Gesamtausgabe als eher „schwergewichtig“ erwiesen. Die „Komfortausgabe“hat einen Umfang von knapp 3000 Seiten und wiegt 1,75 Kilo…. Bei der „nur“ 1.968 Seiten umfassenden „Kompaktausgabe“ ist der Text wie bei einem Roman fortlaufend und damit platzsparend gesetzt. Diese Ausgabe war produktionstechnisch eine große Herausforderung – die Einführungen in die biblischen Bücher sind herausgefallen, ein extrem dünnes Papier musste verwendet werden. Ob es sich gelohnt hätte, statt redundant sich wiederholende Begriffe am Rand zu erklären, diese in einem Glossar im Anhang zusammenzufassen?

Leichte Sprache und Dialekt

Roland Kadans „Da Josef und seine Briada“

Dann gibt es natürlich noch Übertragungen der Bibel. Hier mag ein Projekt, das allerdings nur ausgewählte Evangelientexte übersetzt hat, auch für Religionslehrer*innen interessant sein, vor allem, wenn Schüler*innen nicht-deutscher Muttersprache oder mit Förderbedarf zur Klasse gehören: das „Evangelium in leichter Sprache“. Zunächst für Menschen mit besonderen Bedürfnissen konzipiert, erfreuen sich die leicht als PDFs aus dem Internet herunterladbaren Texte wachsender Beliebtheit (www.evangelium-in-leichter-sprache.de). Die „Volxbibel“, die biblische Texte aktualisierend-verfremdend in Ruhrgebiets-Slang überträgt, bietet sich für den Religionsunterricht in Österreich weniger an. Fürs Neue Testament bleibt „Da Jesus und seine Hawara“ ein Klassiker, der bei Schüler*innen das Eis für die Bibel brechen kann. Und wenn wir beim Wiener Dialekt sind: Roland Kadans Übertragungen alttestamentlicher Texte („Da David und sei Pantscherl“ bzw. „Da Josef und seine Briada“) sind mit theologischem und philologischem Wissen und einer Prise Humor entstanden…

Jutta Henner

Textbeispiel
Bibelstelle
Luther
BasisBibel
Gute-Nachricht-Bibel

1. Mos 32,27
Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
Dabei sagte er: »Lass mich los!
Denn der Tag bricht an.«
Jakob entgegnete:
»Ich lasse dich erst los, wenn du mich gesegnet hast.«
Erklärung:
Segen, segnen: besondere Zuwendung Gottes zu seinen Geschöpfen. Gott schenkt durch seinen Segen Leben, Kraft und Wohlergehen.

Dann sagte er zu Jakob: »Lass mich los; es wird schon Tag!« Aber Jakob erwiderte: »Ich lasse dich nicht los, bevor du mich segnest!«

Ps 23,1f.
Ein Psalm Davids.
Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Ein Psalm, von David.
Der Herr ist mein Hirte.
Mir fehlt es an nichts.
Auf saftig grünen Weiden lässt er mich lagern.
Er leitet mich zu Ruheplätzen am Wasser,
Erklärung:
Hirte: Ist für den Schutz und Bestand der Herde verantwortlich. Im alten Orient steht das Hirtenbild für den König oder Gott.

Ein Lied Davids.
Der Herr ist mein Hirt;
darum leide ich keine Not.
2 Er bringt mich auf saftige Weiden,
lässt mich ruhen am frischen Wasser

Lk 10,36f
36 Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war? 37 Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!
Was meinst du: »Wer von den dreien ist dem Mann, der von den Räubern überfallen wurde, als Mitmensch begegnet?«
Der Schriftgelehrte antwortete: »Der Mitleid hatte und sich um ihn gekümmert hat.«
Da sagte Jesus zu ihm: »Dann geh und mach es ebenso.«
Erklärungen:
Schriftgelehrte: Menschen, deren Aufgabe das Studium und die Auslegung der Heiligen Schrift ist.

»Was meinst du?«, fragte Jesus. »Wer von den dreien hat an dem Überfallenen als Mitmensch gehandelt?« 37 Der Gesetzeslehrer antwortete: »Der ihm geholfen hat!« Jesus erwiderte: »Dann geh und mach du es ebenso!«
Lk 10,36f. im „Evangelium in leichter Sprache“:

Die Geschichte war zu Ende.
Jesus fragte den Gesetzes•lehrer:

    Wer hat den schwer verletzten Mann lieb gehabt?

Der Gesetzes•lehrer sagte:

    Der Samariter.
    Weil der Samariter dem schwer verletzten Mann geholfen hat.
    Obwohl er ein Ausländer war.

Jesus sagte:

    Das hast du richtig gesagt.
    Jetzt weißt du Bescheid, wie das geht:
    Alle Menschen lieb haben.
    Du sollst es genauso machen.

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