11.04.2022

Karfreitag – Evangelische Kirchenvertreter erneuern Forderung nach Feiertag

Chalupka: „Als Zeichen der Verletzlichkeit der Gesellschaft zu einem allgemeinen Feiertag erklären“ – Geist: „Aufheben der Ungleichbehandlung“

"Dass uns der Karfreitag genommen wurde, hat sehr viel ausgelöst. Wir waren betroffen, wie darüber befunden wurde", sagte der Wiener Superintendent Matthias Geist im Interview für ORF-Wien. Foto: screenshot ORF/EPD

Chalupka: „Als Zeichen der Verletzlichkeit der Gesellschaft zu einem allgemeinen Feiertag erklären“ – Geist: „Aufheben der Ungleichbehandlung“

Wien (epdÖ) – Mehrere Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirche haben die Forderung erneuert, den Karfreitag zu einem allgemeinen Feiertag zu machen. Die Evangelische Kirche werde nicht locker lassen und sich auch weiterhin für die Wiedereinführung des Karfreitags als Feiertag einsetzen, so der Tenor.

Die Abschaffung des Karfreitags als Feiertag für die evangelischen Christen in Österreich sei eine offene und schmerzliche Wunde. Er halte es für sinnvoll, den Karfreitag zum allgemeinen Feiertag für alle zu erklären, so Bischof Michael Chalupka.

Der Karfreitag als gesetzlicher Feiertag für Evangelische und Altkatholiken war vor drei Jahren nach einem Urteil des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) aufgehoben worden. Eingeführt wurde durch die damalige türkis-blaue Regierung ein „persönlicher Feiertag“, der allerdings aus dem Urlaubskontingent genommen werden muss. Diese Regelung war von Vertreterinnen und Vertretern der Evangelischen Kirche seitdem wiederholt kritisiert worden.

Alle Versuche, dies rückgängig zu machen, seien bislang am Unwillen der Regierung und an wirtschaftlichen Überlegungen gescheitert, hält Bischof Chalupka fest. Die Abschaffung sei aber unter einer Regierung und in einer Zeit passiert, „als man sich nicht vorstellen konnte, dass die Zukunft nicht planbar ist, dass die Wirtschaft nicht Vorrang hat“. Nun erlebe man aber durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine, wie verletzlich die Welt sei. Umso wichtiger wäre es für die Zukunft, mit dem Karfreitag einen solchen Tag des Bedenkens der Verletzlichkeit für alle zu haben. „Ein Tag, an dem wir daran denken, dass wir nicht alles im Griff haben.“ Die Politik sollte zur Besinnung kommen, so Chalupka, „und den Karfreitag nicht als Privileg für die Evangelischen sehen, sondern ihn als Zeichen für die Verletzlichkeit der Gesellschaft zu einem allgemeinen Feiertag erklären“.

Ein zweiter Aspekt des Karfreitags: Die Republik Österreich habe sich mit der Abschaffung dieses besonderen Feiertags selbst auch einen Gedenktag genommen. „Einen Gedenktag, an dem die Geschichte des Umgangs mit den Evangelischen, mit einer religiösen Minderheit in Österreich, im Zentrum gestanden ist.“ Der Karfreitag sei so etwas wie „ein Denkmal für die schrecklichen Zeiten der Gegenreformation“ gewesen, erinnert Chalupka: „Dass es dieses Denkmal nicht mehr gibt, schmerzt uns immer noch. Und das wird auch so bleiben. Das heißt, diese Frage wird gelöst werden müssen.“

„Dass uns der Karfreitag genommen wurde, hat sehr viel ausgelöst. Wir waren betroffen, wie darüber befunden wurde. Darüber war die österreichische Gemeinde geradezu empört“, sagt der Wiener Superintendent Matthias Geist in einem ORF-Interview für „Wien Heute“. Der Karfreitag als zentraler Gedenk- und Feiertag gelte schließlich als „identitätsstiftendes Merkmal“ der Evangelischen in Österreich, zugleich ermahne er uns „auch mit Situationen der Ohnmacht umzugehen“.

Auch der Kärntner Superintendent Manfred Sauer erklärte am Montag: „Wir wollen trotzdem nicht aufgeben, weil wir das als große Ungerechtigkeit empfinden, dass uns der Karfreitag als Feiertag gestohlen wurde. Wir werden noch einmal versuchen, eine Initiative von der Basis hier zu starten.“ Sauer hofft dabei auch auf Unterstützung von der römisch-katholischen Kirche, „ich kenne keine Diözese, wo sich die Katholische Kirche so stark gemeinsam mit uns für den Karfreitag eingesetzt hat“.

Plakataktion in der Ramsau

Mit einer Plakataktion will die Pfarrgemeinde Ramsau am Dachstein ein Zeichen für den Karfreitag setzen.

„Der Schmerz und die Betroffenheit über den Verlust des Karfreitags als gesetzlichen Feiertag sind nicht verjährt“, bekräftigt Pfarrerin Martina Ahornegger von der Pfarrgemeinde Ramsau in der Steiermark. Auch die evangelischen Christinnen und Christen vor Ort wollen, so die Pfarrerin, mit einer aktuellen Plakataktion für den Karfreitag ein Zeichen setzen. Der Einsatz für den Karfreitag als Feiertag sei wichtig, denn „der Karfreitag erinnert uns daran, dass es Gott nicht kalt lässt, wie es um uns steht und wie’s in unserer Welt zugeht“, sagt die Pfarrerin.

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Chalupka | Sauer | Wien | Karfreitag | Geist | Ramsau

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