20.06.2022

Nach pandemiebedingter Pause: Aufbruchsstimmung bei Gustav-Adolf-Festen 2022

Am Fronleichnamstag wurden wieder in NÖ, OÖ und Kärnten die regionalen „Kirchentage“ gefeiert

Ein „Green Event“ mit Blick ins Grüne. Der Festgottesdienst des Niederösterreichischen Kirchentages in Waidhofen a.d. Ybbs. Foto: Christian Kühn

Am Fronleichnamstag wurden wieder in NÖ, OÖ und Kärnten die regionalen „Kirchentage“ gefeiert

Waidhofen a.d. Ybbs/Steyr/Bad Kleinkirchheim (epdÖ) – In drei Bundesländern wurden am Donnerstag, 16. Juni, diözesane evangelische Kirchentage gefeiert. Zu den Gustav-Adolf-Festen in Waidhofen, Steyr und Bad Kleinkirchheim versammelten sich hunderte Gläubige, um nach pandemiebedingter Pause wieder christliche Gemeinschaft zu erleben. Bereits am Wochenende davor hatte es diözesanweite Kirchenfeste in Wien, der Steiermark (gemeinsam mit Slowenien) sowie Salzburg-Tirol gegeben (der epdÖ berichtete).

Waidhofen: Ein erfrischender „Green Event“

Unter dem Motto „Zusammenhalten – Zukunft gestalten“ lud die Pfarrgemeinde Amstetten-Waidhofen an der Ybbs zum niederösterreichischen evangelischen Kirchentag in die Reformationsstadt Waidhofen ein. Gleich zwei runde Jubiläen wurden hier zu Fronleichnam begangen: 100 Jahre Pfarrgemeinde sowie 75 Jahre Superintendenz Niederösterreich. Superintendent Lars Müller-Marienburg zeigte sich angenehm überrascht, dass beim Neustart nach zwei Jahren Kirchentagspause insgesamt um die 250 Gäste dabei waren. „Die Location war wunderbar, das Programm aktuell und anspruchsvoll – und alles liebevollst durchdacht und vorbereitet“, so Müller-Marienburg.

Zentraler Veranstaltungsort war der Festsaal im Schloss an der Eisenstraße. Dort feierten die Gäste den Festgottesdienst, mit Blick hinaus durch die Glasfassade in die grüne Natur. „Das Ambiente hätte nicht besser sein können“, bestätigte Ortspfarrer Siegfried Kolck-Thudt eine oft gehörte Rückmeldung. Im „Jahr der Schöpfung“ wurde das Fest als „Green Event“ durchgeführt, das Thema Schöpfungsverantwortung zog sich über den Tag. So widmete sich Bischof Michael Chalupka in seiner Predigt dem menschlichen Wirken in Gottes Schöpfung. „Gott hält die ganze Welt in seiner Hand. Doch überall auf der Welt hat der Mensch seine Hände im Spiel. Überall finden sich seine Spuren. Unten im Meer und hoch auf den Bergen.“ Die Menschheit, so Chalupka, verändere die Atmosphäre des Planeten und das planetare Klimasystem. „Wir sind ein Teil des Ganzen. Diese Erfahrung ermutigt zum Handeln im je eigenen Bereich. Wir sind vom Schöpfer in den jeweils bestimmten Raum unserer Verantwortung gestellt – und damit in den Zusammenhang des Ganzen, als Einzelne und als Kirche.“

Diese Verantwortung wurde am Nachmittag in der Podiumsdiskussion „Glaube, Umwelt, Ökumene“ nochmals aufgegriffen. Für Inge Janda, Koordinatorin des Kirchentages und Bildungsbeauftragte der Pfarrgemeinde Amstetten-Waidhofen, ein Highlight des Tages. Ortspfarrer Siegried Kolck-Thudt zeigte sich über das große Interesse an den einzelnen Programmpunkten erfreut, etwa auch an den Stadtführungen zum Thema „Steinerne Zeugen evangelischen Glaubens“, durchgeführt von „Nachtwächtern“ in historischen Gewändern. „Leute sind gezielt hergefahren, weil es sie interessiert“, so Kolck-Thudt.

Gäste aus verschiedenen Konfessionen feierten das Gustav-Adolf-Fest in Steyr. Foto: Karl Schweighuber

Steyr: Das Gemeinsame über das Trennende stellen

Nicht nur ein evangelisches, sondern ein ökumenisches Zeichen der Lebendigkeit und des Miteinanders wurde beim Gustav-Adolf-Fest im oberösterreichischen Steyr gesetzt. Nach der morgendlichen katholischen Fronleichnamsmesse versammelten sich die Gläubigen verschiedener Konfessionen in der Stadtpfarrkirche zu einem Festgottesdienst. In der Stadt, wo Wasser seit jeher eine große Rolle spielt, feierte man unter dem Motto „Ströme von lebendigem Wasser“.

„Wir haben eine besonders gute Ökumene in Steyr“, erklärte der evangelische Ortspfarrer, Markus Gerhold. Und zitierte einen Kollegen der Neuapostolischen Kirche: Keine Gemeinde sei so reich, dass sie nicht vom Reichtum der anderen profitieren könne. Ein Reichtum, der zu Fronleichnam am Nachmittag auch in der Öffentlichkeit gezeigt wurde, wo am Brucknerplatz Evangelische, Katholische und Gäste aus Freikirchen den Tag miteinander feierten, und dadurch auch viele der Kirche fernstehende Menschen spontan dem Fest beiwohnen konnten.

„In unserer schwierigen Zeit sollte man das Gemeinsame über das Trennende stellen“, unterstrich Irene Wolf, Obfrau des katholischen Pfarrgemeinderates der Stadtpfarre Steyr, „gerade in Glaubensdingen sollte man ein Miteinander finden!“ Die Zusammenarbeit mit der katholischen Jungschar hat auch Lena Siegle, Gemeindepädagogin der evangelischen Pfarrgemeinde Steyr, als besonders wertvoll empfunden. „Ich liebe es, wenn wir über Kirchengrenzen hinweg miteinander und füreinander arbeiten, Kräfte teilen und Wissen weitergeben – miteinander und füreinander.“ Dankbar zeigte sich Siegle „für mein tolles ehrenamtliches Team hier in der Kinder- und Jugendarbeit“. Eine Dankbarkeit, die auch Pfarrer Gerhold bekräftigte: „Was für mich am schönsten war, waren die vielen helfenden Hände aus unserer Gemeinde, die sich abgerackert haben und mit Feuereifer dafür gesorgt haben, dass alles reibungslos funktioniert hat.“

Auch im Kultursaal Bad Kleinkirchheim wurde nach zwei Jahren Corona-Zwangspause wieder evangelisch gefeiert. Foto: Oliver Prieschl

Bad Kleinkirchheim: „Ein Fest für Körper, Geist und Seele“

Auch die Diözese Kärnten-Osttirol lud zu Fronleichnam zum Feiern ein. Die evangelische Pfarrgemeinde Wiedweg – Bad Kleinkirchheim hatte für ihren Tag das Motto „Unser Leben sei ein Fest“ gewählt. Am Vormittag gab es gleich zwei Gottesdienste: einen Familiengottesdienst in der evangelischen Kirche sowie den Festgottesdienst im Kultursaal Bad Kleinkirchheim. In seinem Grußwort bedankte sich Michael Guttner, Pfarrer der benachbarten Gemeinde Feld am See und Geschäftsführer des Gustav-Adolf-Vereins in Österreich „für das Durchtragen dieser Arbeit in den schweren Jahren der Corona Pandemie, die auch in vielen Bereichen die Gustav-Adolf-Arbeit mit Zusammenkünften, Festen und Sammlungen erschwert und zum Teil auch unmöglich gemacht haben“.

So wie in allen anderen Diözesen war großer Dank spürbar, nach zwei Jahren Pause wieder Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern erleben zu dürfen. „Es war sehr wichtig, dass wir jetzt wieder ein Gustav-Adolf-Fest machen konnten“, betonte Ortspfarrer Uwe Träger. Das habe einerseits die Begegnung von Evangelischen gefördert, andererseits „hat es auch unserer Gemeinde gutgetan, dass wir wieder mal ein größeres Fest hatten“. Das Team der Pfarrgemeinde wurde laut Träger dadurch zusammengeschweißt.

Für die Pfarrerin und ehemalige Oberkirchenrätin Hannelore Reiner war die Veranstaltung „ein wirklich gelungenes Fest, angefangen vom vollen Festsaal, der wunderschön geschmückten Bühne, die den Saal in einen Gottesdienstraum verwandelte, und dem Wiedersehen mit Bekannten, die ich jahrelang nicht mehr gesehen habe“. In ihrer Predigt widmete sie sich der „Speisung der 4.000“ aus dem Markus-Evangelium. „Das karge Essen damals wurde im Geist Jesu und unter Gottes Segen zu einem festlichen Mahl, von dem andere auch noch zehren konnten“, sagte Reiner und wies darauf hin, dass sich ähnliche Gelegenheiten auch heute noch immer wieder bieten würden. „Wir müssen sie nur aufgreifen, indem wir uns Zeit füreinander nehmen, Anteil geben und Anteil nehmen, ein freundliches Wort und ein hörendes Ohr – vielleicht auch sich gegenseitig einladen und besuchen, singen und tanzen; oder auch gemeinsam das Heilige Mahl feiern, festlich und dankbar. Warum nicht am kommenden Sonntag in einer unserer Gemeinden aus denen wir kommen?“

Pfarrer Michael Guttner bezeichnete den Tag rückblickend als „ein Fest für Körper, Geist und Seele“. Aufgrund der Tatsache, dass die einzelnen Diözesanfeste heuer auf drei Tage (Samstag, 11., Sonntag, 12. und Donnerstag, 16. Juni) aufgeteilt waren, konnte er als Geschäftsführer des Gustav-Adolf-Vereines Österreich an den Festlichkeiten in gleich drei Bundesländern teilnehmen. Sein Österreich-Resümee: „Es war überall schön zu sehen, wie sehr die Menschen froh waren, wieder Gemeinschaft zu erleben und miteinander zu feiern.“

ISSN 2222-2464

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