14.06.2022

Gustav-Adolf-Feste: Freude über Feiern in Gemeinschaft

Grenzüberschreitende Begegnung in der Steiermark – Regionale Kirchentage auch in Wien und Salzburg-Tirol

Der Festgottesdienst mit Bischof Leon Novak und Superintendent Wolfgang Rehner wurde live im slowenischen Fernsehen übertragen. Foto: epd/Trojan

Grenzüberschreitende Begegnung in der Steiermark – Regionale Kirchentage auch in Wien und Salzburg-Tirol


Wien, Bad Radkersburg, Bischofshofen (epdÖ) – Drei Diözesen der Evangelischen Kirche luden bereits am vergangenen Wochenende zu ihren Gustav-Adolf-Festen ein. Bei diesen regionalen „Kirchentagen“ kamen heuer nach pandemiebedingter Pause hunderte Evangelische aus zahlreichen Kirchengemeinden zusammen.

Grenzüberschreitendes Fest Steiermark-Slowenien

„Es war schon lange das Ansinnen, dass eine unserer kleinsten Gemeinden, Bad Radkersburg, mit der stärksten evangelischen Gemeinde in Slowenien, Murska Sobota, grenzüberschreitend ein Fest gemeinsam gestaltet“, sagt der steirische Superintendent Wolfgang Rehner. Am Sonntag, 12. Juni, war es so weit: Die evangelische Diözese Steiermark feierte ihren Kirchentag grenzüberschreitend gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Slowenien. Dabei wurden zwei Jubiläen begangen: 75 Jahre Evangelische Superintendenz Steiermark und 100 Jahre Unabhängigkeit der Evangelischen Kirche Slowenien. Für Rehner ein doppelter Anlass zur Freude. „Die steirischen Gemeinden haben sich wirklich einladen lassen. So waren wir im Gottesdienst fast zur Hälfte Gäste aus der Steiermark“.

Dieser Festgottesdienst wurde am Vormittag in der Evangelischen Martin-Luther-Kirche in Murska Sobota gefeiert. „Wir sind gläubig, wir sind evangelisch. Das verbindet uns“, unterstrich Leon Novak, Bischof der Evangelischen Kirche in Slowenien. Mit 15.000 Mitgliedern und 13 Pfarrgemeinden sind die Evangelischen in Slowenien in einer ähnlichen Diaspora-Situation wie in Österreich. Weil der Festgottesdienst allerdings live im slowenischen Fernsehen übertragen wurde, wohnten laut Novak geschätzte mehrere hunderttausend Menschen in ganz Slowenien diesem besonderen zweisprachigen Fest bei. Denn, so der Bischof, evangelische Fernsehgottesdienste werden auch von katholischen Glaubensgeschwistern gerne angeschaut.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen in Murska Sobota fuhren die Festgäste über die Grenze ins steirische Bad Radkersburg. Dort, im Areal der Evangelischen Kirche, wurde am Nachmittag Gemeinschaft gepflegt. Auf dem Programm standen ein Open-Air-Konzert mit Musicaldarstellerin Anja Wendzel, eine Preisverleihung für Schulen im Rahmen des „Jahres der Schöpfung“ sowie eine Führung durch das Steirische Diözesanmuseum in der Kirche.

„Wenn das gemeinsame Feiern ein erfolgreiches Modell wird, könnten wir das alle 2 oder 3 Jahre wiederholen“, meinte Leon Novak abschließend. Eine Ansicht, die auch die Pfarrerin von Bad Radkersburg, Marianne Pratl-Zebinger, teilt. „Das Grenzüberschreitende ist für uns ideal, weil wir Grenzregion sind.“ Superintendent Rehner sieht bei solchen Anlässen die große Chance, die Solidarität neu ins Bewusstsein zu heben. „Wir sind aufgerufen geschwisterlich im Glauben verbunden zu sein, und wir sind aufgerufen, geschwisterlich in der Hilfsbereitschaft allen Menschen gegenüber zu sein.“

Im Beisein von Bischof Michael Chalupka wurde beim Wiener Gustav-Adolf-Fest auch ein Weinstock gepflanzt. Foto: epd/Trojan

Wien: Weinstöcke als Zeichen der Hoffnung

Der evangelische Festreigen begann bereits am Samstag, 11. Juni, mit dem Wiener Gustav-Adolf-Fest in der Evangelischen Verklärungskirche (1020 Wien, Am Tabor 5). Gemäß dem Motto „Lebendig in der Vielfalt“ konnte man das kulturelle Spektrum des Gemeindegebietes der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wien-Leopoldstadt und Brigittenau kennenlernen. „Es ist schon eine Freude so einen Tag zu erleben, wo die Kirche ziemlich gut gefüllt ist“, zeigte sich Ortspfarrer Hannes Pitters nach zwei Jahren Pandemie erleichtert. Auch der Wiener Superintendent Matthias Geist freute sich über das Miteinander in Vielfalt. „Von verschiedensten Gemeinden kommen Menschen wieder gerne zusammen. Wir hören nicht nur Gottes Wort, sondern erleben, dass sie ein Miteinander suchen auch in allerschwierigsten Phasen.“ Er spüre eine Hoffnung, „die ganz woanders herrührt und mit der wir nach vorne schauen können“.

In ihrer Festpredigt ging Pfarrerin Ulrike Veermann, Vorsitzende des Gustav-Adolf-Werkes im Rheinland, auf das biblische Bild vom Weinstock und den Reben ein. Wenig später wurden im Pfarrgarten im Beisein von Bischof Michael Chalupka Weinstöcke eingesetzt. „Die Weinstöcke pflanzen wir als Symbol der Lebendigkeit und Hoffnung“, so Pfarrer Pitters. Neben einem Grätzlspaziergang mit Blick auf jüdische Spuren stand am Nachmittag auch ein Konzert der „Wiener Chormädchen“ auf dem Programm. Der Pfarrgemeinde war es ein Anliegen, diese benachbarte Wiener Institution – die „Wiener Chormädchen“ entstammen der gleichen Ausbildungsstätte wie die „Wiener Sängerknaben“ – nach den schwierigen Jahren der Pandemie zu unterstützen.

Unterstützung für Pfarrgemeinden, vor allem im Bereich der Gebäude und Infrastruktur, ist das Ziel des Gustav-Adolf-Vereines. „Es gibt kaum eine Kirche, die nicht vom Gustav-Adolf-Verein unterstützt worden ist“, betont Pfarrer Hartmut Schlener. Im Jahr 2000 wurde er zum Obmann des Gustav-Adolf-Zweigvereines Wien gewählt. Neben finanzieller Hilfe, um Pfarrgemeinden in ihrem Dienst am Evangelium zu unterstützen, war ihm immer das Miteinander wichtig. „Jede Gemeinde ist anders, und es ist gut, wenn alle Gemeinden andere Gemeinden kennenlernen, um bereichert und ermutigt zu werden.“ Im Rahmen des Festgottesdienstes wurde ihm für seine treue Tätigkeit und seine „enorme Leistung“, so Superintendent Geist, gedankt. Nach 22 Jahren als Obmann legt Schlener altersbedingt seine Funktion zurück. Für die Zukunft wünscht er sich, „dass der Gustav-Adolf-Verein bekannter wird, und auch von der Kirche nicht als Stiefkind betrachtet wird, sondern als eine Sache, die sehr viel in Bewegung setzt“.

Beim diözesanen Kirchentag in Bischofshofen dabei (von links): Altbischof Michael Bünker, Pfarrerin Maria-Elena Biro, Christiaan van den Berge (Superintendentialkurator von Salzburg-Tirol), Kurator Peter Brückner, Pfarrer Norbert-Hans Kirr (Vorstand Gustav-Adolf-Werk Hessen und Nassau), Pfarrer Michael Welther (Obmann Gustav-Adolf-Verein Salzburg-Tirol)und Superintendent Olivier Dantine. Foto: Pfarrgemeinde Bischofshofen

Salzburg-Tirol: Schöpfungsbewahrung in den Bergen

Einen Tag später wurde auch in Bischofshofen viel in Bewegung gesetzt, wo die Diözese Salzburg-Tirol ihr diesjähriges Gustav-Adolf-Fest feierte. Etwa 100 Evangelische folgten der Einladung in die Evangelische Christuskirche, viele von ihnen kamen wie erwünscht mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Somit war schon die Anreise Teil des Festes, bei dem die Bewahrung der Schöpfung im Vordergrund stand. Angesichts der drohende Klimakatastrophe helfe es weder, die Augen zu verschließen noch apokalyptische Bilder an die Wand zu malen, meinte Altbischof Michael Bünker in seiner Predigt. Stattdessen heiße es: „Das Notwendige tun“, und das bedeute weniger Energieverbrauch, Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, leistbare Lebensmittel für alle, Schutzgebiete auf der Erde und den Ozeanen und vieles mehr. Jede und jeder könne selber genug tun, bekräftigte Bünker. Natürlich kosten die notwendigen Veränderungen Geld, aber mehr noch kosten sie „Mut, Zuversicht, Offenheit, Herz und Verstand“, so der frühere Bischof.

Schon für 2020 hatte sich die kleine Gemeinde Bischofshofen – St. Johann im Pongau bereit erklärt, das Gustav-Adolf-Fest zu organisieren. Anlass war damals, die kleine, umgebaute und renovierte Kirche einem größeren Kreis von Evangelischen zu präsentieren. Nach zweijähriger Verschiebung war es jetzt soweit. „Man hat sich schon beim Eintritt in das Festzelt willkommen gefühlt“, freute sich Pfarrer Matthias Welther, Obmann des Gustav-Adolf-Zweigvereins Salzburg-Tirol. Froh über die vielen helfenden Hände aus der eigenen Gemeinde zeigte sich Ortspfarrerin Maria-Elena Biro. Neben den nachmittäglichen Programmpunkten – etwa einer Führung zum Gelände der bekannten Skisprungschanze – genoss auch sie die wiedergekommene Gemeinschaft: „Nicht zuletzt waren auch die Begegnungen und die Gespräche das, was so ein Fest ausmachen!“ Einen besonderen Dank sprach Pfarrerin Biro dem langjährigen Kurator der Gemeinde, Peter Brückner, für die Organisation des Festes aus.

Am Donnerstag, 16. Juni, zu Fronleichnam, folgen die diözesanen Gustav-Adolf-Feste in Kärnten, Niederösterreich und Oberösterreich.

ISSN 2222-2464

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