09.03.2023

Gedenken an Peter Karner – Erinnerungen an einen wortgewaltigen Prediger

Hennefeld: „Redete den Leuten nicht nach dem Mund, aber schaute ihnen aufs Maul“

Landessuperintendent Thomas Hennefeld und Pfarrer Harald Kluge beim Gedenkgottesdienst für Peter Karner. (Foto: epd/Dasek)

Hennefeld: „Redete den Leuten nicht nach dem Mund, aber schaute ihnen aufs Maul“

Wien (epdÖ) – Dank und Erinnerungen an Peter Karner prägten den Gedenkgottesdienst, zu dem die Evangelische Kirche H.B. am Mittwochabend, 8. März, in die Reformierte Stadtkirche in der Dorotheergasse in Wien geladen hatte. Peter Karner wirkte dort über 40 Jahre als Pfarrer, 18 Jahre war er zudem Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich. Ende des vergangenen Jahres war Karner im Alter von 85 Jahren in Wien verstorben. Gekommen waren zu dem Gottesdienst zahlreiche Gemeindeglieder, Vertreter*innen der Evangelischen Kirchen und der Ökumene und viele Wegbegleiter*innen des reformierten Pfarrers, der auch als Autor und Gestalter zahlreicher Sendungen in Radio und Fernsehen bekannt war.

„Peter Karner war ein Liebhaber der Sprache. Er liebte den Sprachwitz, Sprachspiele und die Sprachkünstler“, sagte der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld in seiner Predigt, „es war ihm ferne, den Leuten nach dem Mund zu reden, aber er schaute ihnen aufs Maul“. Gleichzeitig habe Karner „Schätze aus der reformierten Tradition“ gehoben, und konnte auch „verstaubte, scheinbar langweilige Texte spannend erzählen und zu neuem Leben erwecken“, betonte Hennefeld, der den Gedenkgottesdienst gemeinsam mit Pfarrer Harald Kluge gestaltete.

Der langjährige Präsident der Synode A.B. und der Generalsynode, Peter Krömer, kam hier auf den „geistlichen Schatz der Psalmen“ zu sprechen, die auf Karners Engagement hin in das Evangelische Gesangbuch aufgenommen wurden. Mit dem katholischen Schriftsteller Josef Dirnbeck hatte Karner auch den in der reformierten Kirche gebräuchlichen „Jorissen-Psalter“ neu übersetzt. Krömer würdigte den Theologen Karner, der in der Landeskirche die Interessen der reformierten Kirche stark vertreten hatte. Dass etwa seit rund 20 Jahren Bekenntnisfragen der reformierten und der lutherischen Kirche in den jeweiligen eigenen Synoden verhandelt würden, ginge ebenfalls auf Peter Karner zurück, der „kirchenjuristisch stark verankert“ war, erklärte Krömer.

Der lutherische Bischof Michael Chalupka erinnerte sich an seine erste Begegnung mit Peter Karner. Damals nahm Chalupka als 17-jähriger an einem Osternacht-Gottesdienst teil, den Karner gestaltete. Ihm verdanke er gleichsam eine „reformierte Erweckung“, „er war ein wunderbarer Prediger“, sagte Chalupka, sein Gedenken enthalte viele Facetten. So habe er ihn später in den kirchenleitenden Gremien auch als „Kenner des Kirchenrechts“ kennengelernt.

Das bestätigte auch der langjährige frühere Referent für Evangelische Kirchen im Kultusamt, Ministerialrat Karl Schwarz. „Peter Karner hatte das Kirchenrecht mit all seinen Verästelungen im kleinen Finger präsent“, so der Kirchenrechtler und Kirchenhistoriker. Gleichzeitig habe Karner aber auch eine „pastorale und diakonische Leidenschaft“ ausgezeichnet.

„Peter Karner hat mir und meiner Frau den Weg nach Wien geebnet“, erzählte Ulrich Körtner. Er war 1992 auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie an der Evangelisch-theologischen Fakultät berufen worden. Dass er, obwohl es Alternativen gegeben hätte, hier geblieben sei und bleiben werde, auch dafür habe sich Karner eingesetzt, „er hat dazu beigetragen, dass ich Wiener Westfale bin“, so Körtner. Karner habe er als leidenschaftlichen reformierten Theologen erlebt, der „für jeden Streit zu haben war“, zugleich „humorvoll und von tiefer Ernsthaftigkeit geprägt“.

Auf Karners Sinn für Humor kam auch der langjährige frühere Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche, Michael Bünker zu sprechen. So habe Karner gemeinsam mit Robert Kauer das Buch „Cabaret clerical“ herausgegeben, „als könnte der Glaube ohne Humor nicht ernst genug sein“. Bünker bezeichnete Karner, mit dem er 10 Jahre lang die Osternacht-Gottesdienste gestaltete, als „Freund, von dem ich viel gelernt habe“, Karner habe ihm „das Wienerische religiös erschlossen“.

Am Abend des Internationalen Frauentags unterstrich die evangelische Pfarrerin, Psychotherapeutin und Mitbegründerin der „Omas gegen rechts“, Monika Salzer, Karners Einsatz für die Gleichstellung der Frauen im geistlichen Amt in der Evangelischen Kirche. 1980 habe die Synode hier gegen heftigen Widerstand kirchenleitender Personen den wegweisenden Beschluss gefasst, Peter Karner hatte entscheidenden Anteil daran. Gemeinsam mit dem großen Theologen Wilhelm Dantine habe Karner „die Evangelische Kirche in die Moderne geführt“, als weltoffene und anschlussfähige Kirche, die den Dialog mit der Öffentlichkeit suche, ist Salzer überzeugt.

An Karners Einsatz für die Gleichberechtigung homosexueller Menschen erinnerte der evangelische Pfarrer und Fachinspektor Peter Pröglhöf. 2001 hatte Karner Peter Pröglhöf und dessen Mann Peter in der reformierten Stadtkirche gesegnet, „zu einer Zeit, in der es kein Lebenspartnerschaftsgesetz gab und die Ehe für alle unerreichbar schien“. Karner sei hier „mutig vorangegangen“, um der Diskriminierung von Menschen ein Ende zu bereiten.

„Er ist uns immer auf Augenhöhe begegnet, hat die Sorgen und Ängste der Kinder und Jugendlichen ernst genommen“, wusste Philipp Schuster, der bereits als Kind in der Reformierten Stadtkirche Peter Karner kennengelernt hatte und nun im Presbyterium der Gemeinde mitarbeitet. Karner habe junge Menschen „herausgefordert und gefördert, vor allem hat er uns beigebracht, alles kritisch zu hinterfragen“, so Schuster. Persönliche Worte der Erinnerung sprach auch der römisch-katholische Pfarrer Clemens Abrahamowicz, der im Pfarrhaus in der Dorotheergasse aufgewachsen war. Er sei dankbar für die vielen Begabungen und theologischen Gedanken, mit denen Karner so viele Menschen begeistert habe.

ISSN 2222-2464

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