06.03.2019

Mehrere Städte geben Evangelischen am Karfreitag frei

ÖVP-Bürgermeister stellen sich gegen Parteilinie

Für manche ArbeitnehmerInnen im öffentlichen Dienst heißt es am Karfreitag jetzt: doch frei! Foto: epd/Windisch

ÖVP-Bürgermeister stellen sich gegen Parteilinie

Mödling/Eisenstadt/Innsbruck/Wien (epdÖ) – Einen freien Karfreitag für Evangelische gibt es weiterhin im öffentlichen Dienst in Mödling, Eisenstadt und Innsbruck. Mödling und Eisenstadt geben sogar allen frei. Das wurde im Laufe des Wochenendes bekannt. Als erster hatte sich der Mödlinger ÖVP-Bürgermeister Hans Stefan Hintner am Freitag, 1. März, gegen die Parteilinie gestellt und via Facebook angekündigt, den rund 20 Protestantinnen und Protestanten im städtischen Dienst weiterhin frei geben zu wollen. „Diese Heuchelei ist mir zuwider, wir brauchen dazu kein Gesetz“, zitierten die Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) Hintner. Gegenüber der Kronen Zeitung sagte er: „Ich halte die Lösung der Bundesregierung für beschämend. In der Stadtgemeinde Mödling lassen wir am Karfreitag alles wie bisher.“ Die Bundespartei kommentierte die Ankündigung Hintners, den protestantischen Gemeindebediensteten am Karfreitag freizugeben, mit dem Hinweis, dass das gleichheitswidrig wäre. Am Montag, 5. März wurde dann bekannt, dass Mödling allen Angestellten der Stadt am Karfreitag frei geben werde, um keine neue Diskriminierung zu schaffen, wie die Kronen Zeitung berichtete.

Ebenfalls um möglicher Diskriminierung vorzubeugen gibt der Eisenstädter Bürgermeister Thomas Steiner, wie Hintner von der ÖVP, allen öffentlichen Bediensteten der Stadt am Karfreitag frei. Das gab er am Sonntag, 3. März, in einer Aussendung bekannt. „Wir werden in Eisenstadt jedenfalls dafür sorgen, dass unsere Mitarbeiter diesen Tag auch in Zukunft für sich zur Verfügung haben – egal welcher Konfession sie angehören und ohne einen Urlaubsantrag ausfüllen zu müssen“, hielt Steiner fest. Nötigenfalls sei das mittels Sonderurlaubs umzusetzen. „Denn der Karfreitag ist nicht nur für evangelische, sondern auch für katholische Christen von immenser Bedeutung und mir ist es wichtig, dass meine Mitarbeiter ihre Religion ausüben können“, so Steiner.

Fünf Stunden Sonderurlaub am Karfreitag sollen evangelische Stadtbedienstete in Innsbruck bekommen, wie Bürgermeister Georg Willi („Die Grünen“) gegenüber der Tiroler Tageszeitung (Montag, 4. März) erklärte.

Auch in der Steiermark wollen mehrere Gemeinden die Gesetzesänderung nicht hinnehmen oder überlegen Alternativen, wie die Kleine Zeitung am Dienstag, 5. März, berichtet. Ramsau – mit rund 80 Prozent Protestanten die „evangelischste Gemeinde“ Österreichs – gibt ihren evangelischen MitarbeiterInnen weiterhin frei. „Es sprechen sich halt nicht alle Gesetze bis in die Ramsau durch“, wird Bürgermeister Ernst Fischbacher (Liste Ernst Fischbacher) zitiert.

Vizekanzler Heinz Christian Strache, Bundesminister für Beamte und Sport, gab im vergangenen Jahr übrigens allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seines Ressorts am Karfreitag per Erlass frei. Bundesbedienstete haben seit 1963 – unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit – am Karfreitag ab Mittag frei. Auch Bedienstete des Parlaments hatten bisher am Karfreitag zumindest eine halben Tag frei – da facto war es meist ein ganzer, da ein weiterer halber freier Tag zu Allerseelen mit dem Karfreitag zusammengezogen wurde.

Am Freitag, 1. März, hatte auch die Diakonie Österreich bekanntgegeben, allen ihren MitarbeiterInnen künftig am Karfreitag freizugeben. Das war ein Ergebnis der Kollektivvertragsverhandlungen Ende Februar und eine unmittelbare Reaktion auf den Beschluss des Nationalrats, den Karfreitag als Feiertag zu streichen.

 

ISSN 2222-2464

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