05.12.2020

Die Namen des Alphabets

Michael Chalupka bedauert das Verschwinden von Z wie Zacharias

Seit der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich gebräuchlich: Z wie Zeppelin - statt Zacharias. Foto: epd/Windisch

Michael Chalupka bedauert das Verschwinden von Z wie Zacharias

Wer einen etwas komplizierteren Namen hat, wie ich, der muss ihn bei Tischreservierungen, oder Arztbesuchen öfter buchstabieren. Wer ein N im Namen hat, hat sich vielleicht schon gewundert, warum unter den vielen Namen im Alphabet plötzlich der Nordpol für den Buchstaben „N“ steht. Das verdanken wir den Nazis. Die Buchstabiertafel wurde 1934 arisiert. Die jüdisch klingenden Namen wurden eliminiert, aus Nathan wurde Nordpol, aus Samuel Siegfried, aus David Dora und aus Zacharias Zeppelin. So prägt der Antisemitismus unsere Sprache bis heute.

Darauf hat der Antisemitismus Beauftragte von Württemberg Michael Blume hingewiesen. Das Buchstabieralphabet ist in der Norm DIN 5009 festgelegt. Das Normierungsinstitut hat reagiert. Nun gilt es umzulernen. Die jüdischen Namen sollen wieder ihre Geltung erhalten. Ein später, aber wichtiger Schritt. Es ist gut, wenn auch die letzten Reste einer mörderischen Ideologie aus unserer Sprache verschwinden und David wieder neben Emil steht und Samuel vor Theodor. Für die Zukunft wird überlegt, Städte statt Namen zu verwenden.

Deutschland hat schon nach dem zweiten Weltkrieg Siegfried durch Samuel und Zeppelin durch Zacharias ersetzt. In Österreich wurde die Ö-Norm A 1081, die weitgehend der arisierten Form folgte, erst 2019 außer Kraft gesetzt. Jetzt kann jeder buchstabieren, wie er will. Auch eine Lösung, wenn auch eine sehr österreichische.

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Chalupka | Antisemitismus

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