18.09.2024

Diakonie: Pflegereform darf nicht politisches Randthema bleiben

Hilfsorganisation zum Welt-Alzheimertag: Unterstützungsangebote weiterentwickeln

Rund 150.000 Menschen in Österreich leben laut Diakonie derzeit mit Demenz, bis 2050 wird sich diese Zahl voraussichtlich verdoppeln. (Foto: Depositphotos/AndrewLozovyi)

Hilfsorganisation zum Welt-Alzheimertag: Unterstützungsangebote weiterentwickeln

Wien (epdÖ) – Anlässlich des Welt-Alzheimertags am Samstag, 21. September, hat die Diakonie eine grundlegende Reform des Pflegesystems in Österreich gefordert. Für Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser darf Pflege und Betreuung nicht länger ein Randthema der Politik sein: „Es betrifft 1,5 Millionen Menschen in Österreich, entweder weil sie selber Pflege brauchen oder weil sie pflegende Angehörige sind.“ Eine künftige Bundesregierung müsse dringend Entlastung schaffen, forderte Moser. Eine langfristige Sicherstellung sowie die Weiterentwicklung von Unterstützungsangeboten, die sich stärker an den individuellen Bedürfnissen von Menschen mit Demenz orientieren sollten, seien dringend nötig.

Aktuell müssten Betroffene etwa zwischen Pflegeheim oder mobiler Hauskrankenpflege wählen, obwohl die Bedürfnisse und Erfordernisse der Betroffenen andere wären. „Manche würden mehrstündige Betreuung untertags brauchen. Anderen würde Betreuung nur in der Nacht helfen. Kurzzeitpflege ist ein großes Thema, auch Besuchsdienste und Tageszentren“, berichtete Moser. Zudem würden viele Angebote nicht flächendeckend in ganz Österreich angeboten oder seien nicht leistbar.

Basis der Forderungen der evangelischen Hilfsorganisation ist eine Umfrage des Market-Instituts, derzufolge nur 20 Prozent der Bevölkerung die derzeitige Unterstützung für Pflegebedürftige für ausreichend halten. Moser wies darauf hin, dass viele Menschen bereits auf Wartelisten für Pflegeplätze stünden, was vor allem bei älteren Menschen und ihren Familien große Unsicherheit auslöse.

Wandel hin zu einer „demenzoffenen Gesellschaft“

Rund 150.000 Menschen in Österreich leben derzeit mit Demenz, bis 2050 wird sich diese Zahl voraussichtlich verdoppeln. „Das ist eine große Gruppe. Umso schockierender ist es, dass Menschen, die mit Demenz leben, noch immer stigmatisiert werden“, meinte Moser. Es gelte, „sich von Vorurteilen zu verabschieden, den Menschen hinter der Erkrankung zu sehen und echte Teilhabe zu ermöglichen“.

Der gesellschaftliche Wandel hin zu einer „demenzoffenen Gesellschaft“ müsse dringend vorangetrieben werden, drängte Moser. Dazu brauche es Information, mehr Bewusstsein und konkrete Maßnahmen, um Menschen mit Demenz eine „echte Teilhabe“ zu ermöglichen. „In der österreichischen Demenzstrategie finden sich dazu viele wichtige Vorgaben. Es ist nun an der Zeit, ernst zu machen mit der Umsetzung und auf Basis der Pilotprojekte den gesellschaftlichen Wandel entschlossen voranzutreiben“, so die Diakonie-Direktorin.

Verwiesen wurde in der Aussendung auch auf den niederländischen Filmemacher Teun Toebes, dessen Präsentation der Doku „Human forever“ in Linz anstand. Der Demenz-Aktivist setzt sich für einen kulturellen Wandel in der Pflege ein und fordert, den Fokus weniger auf Sicherheit und Kontrolle, stattdessen aber auf Lebensqualität und Teilhabe zu legen. Info: www.diakonie.at

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Diakonie | Demenz | Pflege

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