03.08.2019

Das Mensch-Tier Experiment

Von Gott und der Welt – Michael Chalupka über Chimären

In der griechischen Mythologie galten Chimären als Mischwesen aus Löwe, Ziege und Schlange. In Japan könnte es bald Kreuzungen aus Mensch und Schwein geben - zu medizinischen Zwecken. Foto: wikimedia/Louvre/Bibi Saint-Pol

Von Gott und der Welt – Michael Chalupka über Chimären

Auf den ersten Blick klingt es nach einer Horrorvorstellung, was am Mittwoch bekannt wurde: Die japanische Regierung erlaubt einem Forscherteam, Mischwesen aus menschlichen und tierischen Zellen zu erzeugen. Dabei werden menschliche Stammzellen in Tierembryonen injiziert. Solche Experimente gibt es schon länger. Neu ist, dass Japan erlaubt, Tier-Mensch-Chimären von Muttertieren bis zur Geburt austragen zu lassen. Was verstörend klingt, hat ein höheres Ziel (das noch in weiter Ferne liegt): Schweine zu züchten, in denen ein menschliches Organ wächst, das für eine Transplantation geeignet ist. Leben könnte so gerettet werden.

„Allerdings stellt sich die Frage, wie sich sicherstellen lässt, dass im Verlauf der Embryonalentwicklung keine menschlichen Zellen in das Gehirn dieser Mischwesen eindringen und sich kein Gehirn mit menschlichen Eigenschaften entwickelt. In diesem Fall wäre meines Erachtens eine ethisch zulässige Grenze überschritten“, meint der evangelische Theologe und Ethiker Ulrich Körtner.

Es stellt sich auch die Frage nach dem Umgang mit Tieren. Ist es richtig, Tiere als Ersatzteillager für Menschen zu gebrauchen und sie dann zu töten? Ist alles gut und richtig, was technisch machbar ist? Viele Fragen sind zu klären, bevor ein solches „Mischwesen“ das Licht der Welt erblickt. Es ist zu hoffen, dass das japanische Forscherteam sich dieser Diskussion stellt.

Michael Chalupka ist evangelischer Pfarrer und designierter Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. Kontakt: zvpunry.punyhcxn@rinat.ng

ISSN 2222-2464

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Körtner | Chalupka

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