21.09.2022

Welt-Alzheimertag: Diakonie fordert Ende der „Stoppuhr-Pflege“

Diakonie-Direktorin Moser: Pflegeberuf attraktivieren, bessere Personalschlüssel schaffen und Dienstleistungen ausbauen

Die Hilfsangebote für Menschen mit Demenz müssten verschiedenen Lebensentwürfen gerecht werden, fordert Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser. Foto: Gundula Vogel/Pixabay

Diakonie-Direktorin Moser: Pflegeberuf attraktivieren, bessere Personalschlüssel schaffen und Dienstleistungen ausbauen


Wien (epdÖ) – Die Diakonie weist einmal mehr auf den Zeitmangel im Pflegebereich hin und fordert ein Ende der „Stoppuhr-Pflege“. Dafür brauche es neben dem Ausbau der Pflege-Dienstleistungen in erster Linie mehr Personal, so die evangelische Hilfsorganisation in einer Aussendung am Montag. „Mehr Personal bedeutet mehr Zeit, und das bedeutet höhere Lebensqualität für Menschen mit Demenz“, betonte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser anlässlich des Welt-Alzheimertags am Mittwoch (21. September).

In einem nächsten Schritt in der Pflegereform müsse es deshalb um die Erhöhung der Personalschlüssel gehen. „Wenn wir die Pflegekräfte in der Praxis fragen, was sie sich für ihre Arbeit wünschen, ist die häufigste Antwort mehr Zeit für die Menschen mit Pflegebedarf. Bessere Personalschlüssel halten nicht nur bestehende Pflegekräfte im Beruf, sondern machen die Pflege als Berufsfeld attraktiver“, so die Diakonie-Direktorin.

Gute Pflege sei mehr als nur die medizinische Versorgung und Körperpflege. „Beziehungsaspekte sind für Menschen mit Pflegebedarf mindestens genauso wichtig“, erklärte Moser. „Pflege ist Beziehungsarbeit und Beziehung braucht Zeit.“ Das gelte besonders für Menschen mit Demenz: „Sie brauchen das Gefühl, in dieser schwierigen Situation nicht alleingelassen zu werden“, so die Diakonie-Direktorin.

Jeder Mensch mit Demenz sei anders und habe andere Bedürfnisse, unterstrich Moser. Die Hilfsangebote müssten deswegen verschiedenen Lebensentwürfen gerecht werden. Ebenso brauchten Betroffene sowie ihre pflegende Angehörige dringend mehr Unterstützungsangebote. Pflege- und Betreuungsangebote müssten den individuellen Bedarfen und Bedürfnissen entsprechen. Neben der mobilen Pflege könne etwa Freizeitbetreuung sinnvoll sein, aber auch eine Psychotherapie oder Musiktherapie können Entlastung bringen.

Die Politik sei jetzt gefordert, rasch den nächsten Schritt in der Pflegereform zu setzen, und Pflege- und Betreuungs-Dienstleistungen bedarfsgerecht und flächendeckend auszubauen, so Moser. Wichtig sei dabei ein koordiniertes Vorgehen in allen Bundesländern. Aktuell gebe es neun verschiedene Personalschlüssel. Bund und Länder seien gefordert, Personalschlüssel festzulegen, die „österreichweit eine hohe Versorgungsqualität sichern“, so die Diakonie-Direktorin.

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Pflege | Moser | Diakonie | Demenz

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