15.10.2016

Superintendent Müller-Marienburg in sein Amt eingeführt

„Superintendent ist kein Titel, sondern ein Ruf“ - Gemeinsam mit anderen Kirche sein

Bischof Michael Bünker (rechts) überreicht dem neuen Superintendenten Lars Müller-Marienburg das Amtskreuz. Foto: epd/B. Pöll

„Superintendent ist kein Titel, sondern ein Ruf“ – Gemeinsam mit anderen Kirche sein

Wiener Neustadt (epdÖ) – Mit einem Festgottesdienst in der Auferstehungskirche in Wiener Neustadt ist am Samstag, 15. Oktober, der neue Superintendent der evangelischen Diözese Niederösterreich, Lars Müller-Marienburg, durch Bischof Michael Bünker in sein Leitungsamt eingeführt worden. Müller-Marienburg folgt auf Paul Weiland, der im August des Vorjahres überraschend verstorben ist.

In seiner Ansprache erinnerte Bischof Michael Bünker an die Aufgabe eines Superintendenten. „Die Fülle der Leitungs-, Verwaltungs- und Koordinierungsfunktionen verbunden mit der Aufgabe der Seelsorge an den Pfarrerinnen und Pfarrern und die besondere Stellung zwischen den einzelnen Gemeinden und der Gesamtkirche zeichnet dieses kirchliche Amt des Superintendenten aus“, sagte Bünker. Mit dem neuen Amt seien aber nicht nur Rechte und Pflichten verbunden; in erster Linie gehe es um die Menschen mit ihren unterschiedlichen Lebens- und Glaubensgeschichten, die dem neuen Superintendenten anvertraut sind. „In diesem gefestigten Glauben, in dem du dich selbst als einen Anvertrauten, für den gesorgt ist, sehen kannst, in Freiheit und Verantwortung, wissen wir uns gerufen, für die da zu sein, die im Schatten oder am Rand stehen, die Schwachen und Bedrohten. Und heute in besonderer Weise für die, die auf der Suche nach Hilfe und Schutz zu uns kommen.“ Sorge für die Anvertrauten sei Sorge für das Leben und die Würde aller in ihrer Vielfalt und Verschiedenheit, so der Bischof.

„Superintendent ist für mich kein Titel, sondern ein Ruf“, erklärte Lars Müller-Marienburg in seiner Predigt. Als Superintendent sehe er seine Aufgabe darin, „auf die Kirche zu schauen“, damit sie ihrem Auftrag nachkomme, Kirche zu sein. Müller-Marienburg möchte Hilfe anbieten, wo sie nötig ist, und auch unangenehme Dinge angehen. „Gemeinsam mit den anderen Pfarrerinnen und Pfarrern, den Lektorinnen und den Lektoren, den PresbyterInnen und allen Mitgliedern der Pfarrgemeinden möchte ich Kirche sein.“

Den „partnerschaftlichen Umgang“ zwischen der Evangelischen Kirche und dem Bundesland Niederösterreich hob Landeshauptmann Erwin Pröll in seinem Grußwort hervor. Müller-Marienburgs Vorgänger, Paul Weiland, habe dafür einen wesentlichen Beitrag geleistet und auch großen Anteil daran, „dass die Ökumene in Niederösterreich so gut funktioniert“. Pröll sprach von der „gemeinsamen Verantwortung von Kirche und Politik, eine gedeihliche Entwicklung unserer Gesellschaft zu gewährleisten“. In den mannigfaltigen Herausforderungen komme der Evangelischen Kirche und ihrem neuen Superintendenten die Aufgabe zu, „Hoffnung zu geben, wo Menschen verzagt sind, Stimme zu sein und anderen Stimme zu geben, Menschen eine Stütze sein, damit andere nicht stürzen“, betonte der Landeshauptmann.

Seitens der Römisch-katholischen Kirche überbrachte Weihbischof Helmut Krätzl die Glückwünsche an den neuen Superintendenten. Auch er erinnerte an das Vermächtnis von Paul Weiland, dem er „tief verbunden“ gewesen sei. Vor den zahlreichen Festgästen aus den Kirchen, der Politik und dem öffentlichen Leben drückte der Weihbischof seine „Sehnsucht nach dem gemeinsamen Tisch“ bei der Feier des Abendmahls aus. Das Jahr 2017, in dem die Evangelischen Kirchen 500 Jahre Reformation feiern, möge helfen, „aus der Geschichte zu lernen, wozu wir eigentlich da sind“. In der Ökumene gehe es darum, „sich gegenseitig zu stärken und das Christusbekenntnis gemeinsam vorzuleben“, unterstrich der Weihbischof.

In Vertretung von Staatssekretärin Muna Duzdar gratulierte Ministerialrat Karl Schwarz vom Kultusamt. Dem neuen Superintendenten werde „geistliche Führung zugemutet und abverlangt“. Schwarz verwendete dafür das Bild des „Bergführers“, erinnerte aber auch an Martin Luther King, der seinen Dienst als „Tambourmajor“ umschrieben hat. Ob als „Bergführer“ oder „Tambourmajor“, Müller-Marienburg sei „in die Pflicht genommen, um auf dem Weg der Evangelischen Kirche, die sich als eine Kirche des Buches versteht, in Niederösterreich voranzugehen“.

Glückwünsche kamen auch vom Vorsitzenden der Islamischen Religionsgemeinde Niederösterreich. Niederösterreich sei ein Land der religiösen Vielfalt, in dem die Zusammenarbeit zwischen den Religionen „ausgezeichnet“ funktioniere, zeigte sich Mehmet Isik überzeugt.

Die Liturgie des Gottesdienstes, der in ORF III und ORF 2/NÖ live übertragen wurde, gestalteten Gemeindepfarrerin Angelika Petritsch und Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour. Als Assistentin und Assistenten wirkten neben Malekpour Idun Green, Schwester des neuen Superintendenten, Superintendent Olivier Dantine und Pfarrer Josef Prinz. Segensworte sprachen neben Familienmitgliedern und Freunden Vertreterinnen und Vertreter aus der PfarrerInnenschaft, der Superintendenten, des Superintendentialausschusses, der Seniorate, der Arbeitsbereiche der Diözese Niederösterreich, der Nachbar- und Partnerkirchen sowie aus der Ökumene.

Für die Musik im Gottesdienst sorgten ein Streich-Ensemble mit Gunda Hagmüller, Roswitha Dokalik und Florian Wieninger, als Solist war Daniel Johannsen zu hören. Darüber hinaus sangen der Evangelische Kirchenchor der Pfarrgemeinde Wien-Liesing, die „LieSingers“, sowie die Kirchenchöre aus den Pfarrgemeinden Melk-Scheibbs, Perchtoldsdorf, Stockerau, Neunkirchen-Ternitz und Wiener Neustadt. An der Orgel spielte Diözesankantorin Sybille von Both, die die musikalische Gesamtleitung innehatte.

Lars Müller-Marienburg wurde 1977 in Ansbach (Deutschland) geboren und studierte evangelische Theologie in München. Nach seinem Vikariat in Linz und seiner Pfarramtskandidatenzeit in Pöttelsdorf wurde er 2010 Pfarrer der evangelischen Pfarrgemeinde Innsbruck-Auferstehungskirche.

Zu den Aufgaben des neuen Superintendenten gehört die geistliche Leitung der Diözese Niederösterreich, der rund 40.000 Mitglieder in 28 Pfarrgemeinden angehören. Die Position des Superintendenten entspricht der Stellung des Diözesanbischofs in der katholischen Kirche.

ISSN 2222-2464

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