23.08.2017

Steiermark: Ökumenische Reise ins Land der Reformation

Superintendent Miklas betont „Freiheit und Verantwortung“ von NS-Märtyrer Gadolla

Auch die Wartburg mit der Kammer, in der Luther die Bibel ins Deutsche übersetzte, stand auf dem Programm der Reise mit Superintendent Hermann Miklas und dem katholischen Bischof Wilhelm Krautwaschl. Foto: epd/Uschmann

Superintendent Miklas betont „Freiheit und Verantwortung“ von NS-Märtyrer Gadolla

Graz-Berlin (epdÖ) – Der steirische Superintendent Hermann Miklas befindet sich derzeit mit dem Grazer katholischen Bischof Wilhelm Krautwaschl und rund 200 weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf einer ökumenischen Reise in das Kernland der Reformation in Deutschland. Mit der vom katholischen „Sonntagsblatt“ organisierten Reise soll im Jahr des Reformationsjubiläums vor allem die Verbundenheit von katholischer und evangelischer Kirche zum Ausdruck gebracht werden. Die Kraft des christlichen Glaubens sprenge jede Verengung auf eine bestimmte Konfession, erklärte Krautwaschl am Sonntag, 20. August, in seiner Predigt im Bamberger Dom. Der Bischof warnte in seinem Plädoyer für die Ökumene vor der Gefahr, Glauben bloß im eigenen kirchlichen Kontext gelten zu lassen.

Die steirische ökumenische Abordnung war Samstagfrüh in Graz aufgebrochen. Erste Stationen waren noch am selben Tag Regensburg und Nürnberg. Als weitere Ziele standen am Sonntag neben Bamberg Eisenach und die Wartburg auf dem Programm, wo Martin Luther 1521/22 seine Bibelübersetzung vorgenommen hatte. Am Sonntagabend wurde die steirische Reisegruppe in Gotha von Oberbürgermeister Knut Kreuch empfangen.

Gotha ist mit der Steiermark über den steirischen Wehrmachtsoffizier Josef Ritter von Gadolla verbunden. Dieser wurde in der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs durch Befehlsverweigerung zum „Retter von Gotha“ und danach zum Märtyrer. Am 4. April 1945 hatte der Grazer Offizier als Kampfkommandant im thüringischen Gotha bewusst gegen den „Führerbefehl“ gehandelt, die Stadt bis zum letzten Mann zu halten.

Zum Schutz der Zivilbevölkerung übergab er diese aber an die heranrückenden US-Truppen und rettete damit Tausenden Einwohnern das Leben. Von Wehrmachtssoldaten abgefangen, wurde Gadolla noch am selben Tag zum Tode verurteilt und am 5. April 1945 von der NS-Militärjustiz als Verräter hingerichtet. 2012 wurde Gadolla offiziell als katholischer Märtyrer anerkannt. Er, so Superintendent Miklas am Sonntagabend, habe das das Motto des Reformationsjubiläums „Freiheit und Verantwortung“ gelebt.

Am Donnerstag, 25. August, besucht die Reisegruppe die Lutherstadt Wittenberg, ehe sie am Samstag über Prag wieder nach Graz zurückkehrt.

ISSN 2222-2464

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