09.04.2022

Notwehr

Michael Chalupka über einen Autokraten, der brutal auf das Recht des Stärkeren setzt, und das biblische Gegenbild.

"Die Erinnerung an den Friedenskönig ist Verpflichtung und Ermutigung zugleich, dass wir uns nicht abfinden sollen mit dem Recht des Stärkeren, der Chaos sät und ein Land im Blut ertränkt"", schreibt Michael Chalupka. Foto: Dieter Schütz / pixelio.de

Michael Chalupka über einen Autokraten, der brutal auf das Recht des Stärkeren setzt, und das biblische Gegenbild.

In der Ukraine regiert die nackte Gewalt. Es werden Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung begangen. Das Völkerrecht wird außer Kraft gesetzt von einem Autokraten, der brutal auf das Recht des Stärkeren setzt, und sich selbst gottgleich über alle Regeln der Humanität erhebt.

Wir gedenken am morgigen Palmsonntag des Einzugs Jesu nach Jerusalem. Er sitzt auf einem Esel statt auf einem Streitross, statt einem Schwert trägt er den Palmzweig in der Hand. Jesus wird als Gegenbild des römischen Kaisers, der mit Militär und Gewalt das Land regierte, gezeichnet. Als Friedenskönig zieht er in der Stadt Jerusalem ein. Zuerst huldigt ihm die Menge und bricht in Jubel aus. Hosianna in der Höhe. Doch wir wissen, wie die Geschichte ausging. Auch da siegte die Gewalt.

Für Christen und Christinnen ist die Erinnerung an den Friedenskönig Verpflichtung und Ermutigung zugleich, dass wir uns nicht abfinden sollen mit dem Recht des Stärkeren, der Chaos sät und ein Land im Blut ertränkt. Dass es derzeit keinen anderen Weg gibt, als dem Aggressor selbst mit Waffengewalt zu widerstehen, schmerzt. Von außen zum Verzicht auf das Recht der Notwehr und zur Kapitulation aufzurufen, ist allzu billig. Eine solche Entscheidung kann nur der Einzelne für sich selbst fällen. Wenn aber die Nächsten, um ihr Leben fürchten müssen, ist es auch aus christlicher Sicht legitim, sie zu schützen und sei es mit Waffengewalt.

(Fotonachweis: Dieter Schütz / pixelio.de)

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Chalupka | Frieden | Ukraine

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