13.10.2014

NGOs fordern Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds

Chalupka: "Völliges Versagen der Regierung bei Auslandshilfe"

Syrische Kinder in einem libanesischen Flüchtlingslager. "Der Krieg in Syrien jährt sich im März 2015 bereits zum vierten Mal. Die Hälfte der syrischen Bevölkerung ist auf humanitäre Hilfe angewiesen", erklärte Diakonie-Direktor Michael Chalupka bei einer Pressekonferenz in Wien. (Foto: Wikipedia/ DFID - UK Department for International Development)

Chalupka: „Völliges Versagen der Regierung bei Auslandshilfe“

Wien (epdÖ) – Österreichs Hilfsorganisationen schlagen Alarm: Angesichts zahlreicher humanitärer Krisen weltweit fordert der Dachverband AG Globale Verantwortung im Rahmen der Kampagne „Mir wurscht?“ die Erhöhung der Budgetmittel für die Auslandshilfe. Bei einer Pressekonferenz am 13. Oktober in Wien machten humanitäre Organisationen auf die dramatische Lage in vielen Teilen der Welt aufmerksam.

Ein „völliges Versagen“ der österreichischen Bundesregierung konstatierte Diakonie-Direktor Michael Chalupka. „Der Krieg in Syrien jährt sich im März 2015 bereits zum vierten Mal. Das ist so lang, wie der Erste Weltkrieg gedauert hat. Die Hälfte der syrischen Bevölkerung ist auf humanitäre Hilfe angewiesen“, erklärte Chalupka. Zwar gebe es eine große Spendenbereitschaft innerhalb der österreichischen Bevölkerung. Dies dürfe aber nicht dazu führen, dass die österreichische Außenpolitik „privatisiert“ werde. „Der Auslandskatastrophenfonds ist in Österreich mit fünf Millionen Euro pro Jahr dotiert. Im Vergleich dazu stellt die Schweiz jährlich 300 Millionen Euro für Auslandshilfe bereit“, so der Diakonie-Direktor. Die Bundesregierung täusche sich jedenfalls, wenn sie der Meinung sei, im Bereich humanitäre Hilfe weltweit eine entscheidende und bedeutende Rolle zu spielen.

Kritik an der österreichischen Bundesregierung kommt auch von anderen Hilfsorganisationen. Christoph Schweifer, Leiter der Auslandshilfe der Caritas Österreich, konnte sich vor wenigen Tagen ein Bild von der Lage in der Ukraine machen. Nach wie vor seien rund 400.000 Menschen auf der Flucht. Viele von ihnen würden derzeit in Ferienlagern leben, die aber nur für den Sommer gedacht sind – es bestehe keine Heizmöglichkeit in den Ferienhäusern. „Ein extrem harter Winter steht bevor, und die Menschen brauchen jetzt unsere Hilfe. Es ist regelrecht ein Wettlauf mit der Zeit“, meinte Schweifer. Hier würde es dringend mehr finanzielle Mittel im Auslandskatastrophenfonds brauchen. „Ende Oktober ist der Fonds praktisch leer. Wir fordern eine sofortige Sonderdotierung!“

„Die österreichische Bundesregierung hat zwar in ihrem Regierungsprogramm eine Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds von den derzeit im internationalen Vergleich beschämenden fünf Millionen Euro auf 20 Millionen vorgesehen. Doch diese Maßnahme ist dem Sparkurs zum Opfer gefallen“, kritisierte Annelies Vilim, Geschäftsführerin des Dachverbands AG Globale Verantwortung. Eine Erhöhung der Mittel fordert auch Sebastian Corti von World Vision. Im Libanon würden 1,4 Millionen syrische Flüchtlinge leben, hier sei dringend Hilfe vonnöten. Im Kampf gegen Ebola ist derzeit das Rote Kreuz engagiert. „Um wichtige Einsätze wie diesen finanzieren zu können, fordern wir eine Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds – so wie im Arbeitsübereinkommen mit der Regierung beschlossen“, sagte Werner Kerschbaum, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes. Von einem Ausnahmejahr bei Katastrophen, speziell auch für den Südsudan, sprach die Geschäftsführerin von Care Österreich, Andrea Wagner-Hager: „Im Südsudan klopft die Hungersnot bereits an die Tür, dennoch ist die Nothilfe für die Region nach wie vor massiv unterfinanziert.“

Die Dachorganisation „Globale Verantwortung – Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und humanitäre Hilfe“ vertritt national und international die Interessen von 42 österreichischen Nichtregierungsorganisationen, die in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, entwicklungspolitische Inlandsarbeit, humanitäre Hilfe sowie nachhaltige globale wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung tätig sind.

ISSN 2222-2464

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Diakonie | Chalupka

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