20.09.2020

Lernt von den Kindern!

Julia Schnizlein zum Weltkindertag

"Kinder erkunden die Welt voll Vertrauen und Neugierde und beobachten die Menschen mit unvoreingenommenem Blick, interessiert, aber ohne zu werten." Foto: pixabay

Julia Schnizlein zum Weltkindertag

Rhythmische Stimulation im Mutterleib, Pekip, Pikler, musikalische Früherziehung, Babyschwimmen, Kinder-Yoga… Wer heute einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hält, sieht sich mit einer schier endlosen Liste an Möglichkeiten konfrontiert, um den Nachwuchs schon vor aber allerspätestens nach der Geburt bestmöglich zu fördern. Der Optimierungswahn fängt im Bauch an.

Ich selbst habe vieles davon ausprobiert. Vieles habe ich uns zugemutet, aus Angst, meiner Mutterrolle sonst nicht gerecht zu werden. Aus Angst, den richtigen Zeitpunkt zu verpassen, um so etwas wie Sozialkompetenz oder sensorische Integration zu fördern. Um nur ja nicht die Zukunft meiner Kinder in einer Leistungsgesellschaft zu gefährden.

Ich bin froh, dass ich dieser Phase entwachsen bin. Dass ich mit zunehmendem Alter mehr Selbstsicherheit und Gelassenheit im Umgang mit meiner Familie entwickelt habe. Die besten Lehrmeister waren dabei sicher meine Kinder selbst: Kleine Kinder sorgen sich nicht, was morgen sein wird. Sie fragen sich nicht, ob sie wohl gut genug für die Welt sind und wie sie sich selbst optimieren können. Sie nehmen, was sie kriegen, ohne zu überlegen, wie sie sich revanchieren, wie sie es vergelten könnten. Sie erkunden die Welt voll Vertrauen und Neugierde und beobachten die Menschen mit unvoreingenommenem Blick, interessiert, aber ohne zu werten. Solange bis wir ihnen unsere „erwachsene“ Sicht auf die Welt überstülpen.

Dabei sollte es andersrum sein. Dabei sollten die Erwachsenen von den Kindern lernen. Das hat Jesus Christus schon vor 2000 Jahren gefordert, als er meinte: „Den Kindern gehört das Reich Gottes! Wer das Reich Gottes nicht empfängt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“

Was Jesus da sagt, war zu seiner Zeit fast noch ungeheuerlicher, als heute. Damals gab es keine Kindheit. Kinder waren kleine Erwachsene – sobald sie laufen konnten, wurden sie in den Arbeitsprozess der Familie eingegliedert. Sie hatten zu funktionieren. Und da sagt Jesus: Seid wie die Kinder. Sie sollen Eure Vorbilder sein, nicht umgekehrt!

Lernt von den Kindern! – Ein schönes Motto zum heutigen Weltkindertag.

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@juliandthechurch

ISSN 2222-2464

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Kinder | Schnizlein

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