Früherer reformierter Landessuperintendent Peter Karner verstorben
Begräbnis am 16. Jänner - Gedenkgottesdienst am 8. März in Wien
Begräbnis am 16. Jänner – Gedenkgottesdienst am 8. März in Wien
Wien (epdÖ) – Im Alter von 85 Jahren ist in der Nacht auf den 21. Dezember in Wien der langjährige frühere Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich, Peter Karner, verstorben. Karner war fast 39 Jahre Pfarrer der Evangelischen Pfarrgemeinde H.B. Wien-Innere Stadt in der Dorotheergasse und 18 Jahre Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich. Neben seiner Aufgabe als Pfarrer und Landessuperintendent gestaltete Karner Sendungen in Radio und Fernsehen und war auch Mitglied des Publikumsrates im ORF. Als Autor und Herausgeber war Karner in vielfältiger Weise publizistisch tätig.
Das Begräbnis von Peter Karner findet am Montag, 16. Jänner, um 11.00 Uhr auf dem Evangelischen Friedhof Simmering (Simmeringer Hauptstraße 242, 1110 Wien) statt. Ein Gedenkgottesdienst wird am Mittwoch, 8. März, um 18.30 Uhr in der Reformierten Stadtkirche (Dorotheergasse 16, 1010 Wien) gefeiert.
Hennefeld: Profilierte H.B.-Politik
„Er war ein mitreißender Prediger und Geschichtenerzähler mit kabarettistischem Talent, ein streitbarer Kirchenmann, der die Interessen seiner reformierten Kirche konsequent verfolgte und ein politisch denkender Mensch, der nicht davor zurück schreckte, auch gegen den Strom zu schwimmen oder auch Skandale zu provozieren“, sagt der amtierende reformierte Landessuperintendent, Thomas Hennefeld, in einer ersten Reaktion. „Peter Karner nahm sich kein Blatt vor den Mund und machte sich den Grundsatz zu eigen, den Leuten nicht nach dem Mund zu reden aber aufs Maul zu schauen, mit der Zeit zu gehen ohne dem Zeitgeist zu verfallen“, so Hennefeld weiter. „Mit Witz und Geist“ habe Karner es verstanden, alte biblische Texte für die Gegenwart sprechen zu lassen. „Er war nicht zuletzt ein Wiener Original mit Wiener Charme und Schmäh.“ Mit Peter Karners Tod gehe „eine Ära zu Ende, in der die Nachkriegsgeneration engagiert im Einsatz für Menschenrechte, Demokratie und Frieden in Europa einstand und unter dem Motto ‚für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung‘ Geschichte geschrieben hat“, erklärt der Landessuperintendent. Peter Karner habe die Evangelische Kirche helvetischen Bekenntnisses stark geprägt. Hennefeld: „Seit er im Dienst der Kirche stand, betrieb er eine profilierte H.B.-Politik aus dem Geist der reformierten Tradition auf allen Ebenen und in allen kirchlichen Vertretungskörpern.“
Chalupka: Hat reformierter Kirche unverwechselbaren Platz gegeben
Peter Karner sei es gelungen, „das Helvetische Bekenntnis zutiefst österreichisch einzufärben und es als eigenständige sprachliche und theologische Denkweise zu etablieren“, betont der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka, der auch Vorsitzender des gemeinsamen Oberkirchenrates A.u.H.B. ist. Dabei habe Karner das Helvetische Bekenntnis „gedanklich und durch seine kirchliche Streitbarkeit“ ins Wienerische übertragen. Seine Streitbarkeit habe er positiv einsetzen können für Anliegen seiner Kirche ebenso wie im Politischen. Der reformierten Kirche habe Peter Karner „einen unverwechselbaren Platz innerhalb der protestantischen Familie, aber auch in der österreichischen Öffentlichkeit gegeben, hinter den man nicht zurück kann“, ist Chalupka überzeugt.
Krömer: Trotz aller Diskussionen stets das Gemeinsame gesucht
Karners Verdienste um ein geschärftes Profil der reformierten Kirche hebt auch der Präsident der Synode A.B. und der gemeinsamen Generalsynode, Peter Krömer, hervor. Als Landessuperintendent konnte Karner das eigenständige theologische Profil der reformierten Kirche in der Öffentlichkeit und in der Landeskirche im Rahmen der Generalsynode und deren Ausschüssen sowie in den Synodalausschüssen „deutlich, oft auch humorvoll, zur Darstellung zu bringen“, erinnert sich Krömer. „Peter Karner machte deutlich, dass evangelisch nicht nur ‚lutherisch‘, sondern auch ‚reformiert‘ sein kann.“ Trotz aller daraus entstehenden Diskussionen habe der frühere Landessuperintendent und Hofrat „stets das Gemeinsame zwischen der evangelisch-lutherischen Kirche und der evangelisch-reformierten Kirche, auch unter Hinweis auf die gelebte Leuenberger Kirchengemeinschaft (GEKE) gesucht“, erklärt Krömer. Mit dem Ableben von Peter Karner verliere die Evangelische Kirche H.B. in Österreich, aber auch die Evangelische Kirche A. und H.B. in Österreich einen „profilierten Theologen“.
Zur Biographie von Peter Karner
Peter Karner wurde am 14. Mai 1937 in Wien geboren. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie in Wien und Basel wurde er 1963 in der Reformierten Stadtkirche ordiniert. Von 1965 bis zu seiner Pensionierung 2004 wirkte er als Gemeindepfarrer von Wien-Innere Stadt und gehörte in dieser Zeit sowohl der Synode H.B., als seit 1970 auch dem Evangelischen Oberkirchenrat H.B. an.
1986 wurde er zum Landessuperintendenten der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich gewählt, 1992 sowie 1998 erfolgte die Wiederwahl. Als Landessuperintendent war Karner auch stellvertretender Vorsitzender des Oberkirchenrates A. und H.B. Karner wirkte in zahlreichen synodalen Gremien mit und gründete darüber hinaus den Verband der Wiener Evangelischen Pfarrgemeinden H.B. Von 1982 bis 1986 war Karner Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich.
Peter Karner war auch als Journalist tätig. Seit 1965 war er freier Mitarbeiter des ORF Radio. Er wirkte bei zahlreichen Sendungen mit, so z.B. beim Evangelischen Wort, der Morgenbetrachtung, „Einfach zum Nachdenken“ und der Ökumenischen Morgenfeier. 1973 und 1977 erhielt Karner den „Unda-Sevilla-Preis“ für die weltbeste religiöse Sendung.
Karner produzierte Sendungen für den Deutschlandfunk/Köln, den Bayerischen Rundfunk, den Südwestfunk und für den Sender „Freies Berlin“. Daneben war er Kolumnist in mehreren österreichischen Wochenzeitungen, u.a. in „Präsent“, „Furche“ und „Kirche in“.
Von 1967 bis 1986 war Karner Chefredakteur des Reformierten Kirchenblattes. Zudem war er Herausgeber der Reformierten Schriften. Zwischen 1974 und 2002 brachte er rund 20 Bücher heraus. Maßgeblich an der Aufarbeitung der reformierten Geschichte in Österreich beteiligt, publizierte er auch zum 200. Gemeindejubiläum 1986 den Band „Die evangelische Gemeinde H.B. in Wien“.
Zu seinen besonderen Leistungen als Autor zählen die sprachliche Neuübertragung des Heidelberger Katechismus nach dem Original der österreichischen Nationalbibliothek (mit Erika Tuppy) und des gereimten Jorissen-Psalters 1792 (mit Josef Dirnbeck).
2003 wurde Karner das große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. Peter Karner hinterlässt seine Ehefrau Inge und den gemeinsamen Sohn Robert.
ISSN 2222-2464