17.05.2022

Chalupka erinnerte bei Gedenkfeier an „grausame Sonderrolle“ des KZ Mauthausen

Ökumenischer Gottesdienst im Vorfeld der internationalen Befreiungsfeier

Den Gottesdienst bei der Gedenkfeier in Mauthausen gestalteten (v.r.) Bischof Manfred Scheuer, Bischof Michael Chalupka und Erzpriester Ionnis Nikolitsis. (Foto: B. Rudinger)

Ökumenischer Gottesdienst im Vorfeld der internationalen Befreiungsfeier

Mauthausen (epdÖ) – In einem ökumenischen Gottesdienst gedachten am Sonntag, 15. Mai, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka, der römisch-katholische Linzer Bischof Manfred Scheuer sowie der orthodoxe Erzpriester Ioannis Nikolitsis der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen vor 77 Jahren.

Chalupka erinnerte dabei daran, dass im KZ Mauthausen die Religionsausübung mit dem Tod bestraft wurde. „Kein laut gesprochenes Gebet, kein Segens- oder Kreuzzeichen, kein Lied, kein Gottesdienst waren hier möglich. Religion durfte hier als Ausdruck des Menschen keinen Platz haben“, sagte der Bischof. In der Weise des absoluten Verbots religiöser Handlungen habe Mauthausen sogar unter allen NS-Konzentrationslagern eine besonders grausame Sonderrolle eingenommen, so Chalupka.

Scheuer würdigte den Einsatz von Widerstandskämpfern für Gerechtigkeit und kam dabei auch auf den evangelischen Pfarrer und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) zu sprechen. „Wir können nicht nur die Wunden der Opfer verbinden, wir müssen dem Rad in die Speichen fallen“, zitierte Scheuer die bekannten Worte Bonhoeffers.

Nikolitsis erklärte, in Mauthausen „trifft Schmerz auf Hoffnung. Hier verbindet sich der Kummer mit dem Lebenswillen.“ Die bleibende Aufgabe der Kirche sei es, die Kraft der Wahrheit und der Liebe zu verkündigen, um die Opfer mit Respekt zu ehren und Versöhnung zu ermöglichen.

Mitgestaltet wurde der ökumenische Wortgottesdienst von Jugendlichen, die auch die Fürbitten sprachen.

Der Gottesdienst wurde im Vorfeld der internationalen Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen gefeiert, welche diesmal unter dem Titel „Politischer Widerstand“ begangen wurde. Die Veranstaltung, zu der laut den Veranstaltern mehr als 5.000 Leute kamen, stand heuer auch im Zeichen des Ukraine-Krieges.

Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie fand die Befreiungsfeier wieder mit zahlreichen Abordnungen aus vielen Ländern und Organisationen in der KZ-Gedenkstätte statt. Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie des offiziellen Österreichs sind traditionell dabei.

Bis 1945 waren in Mauthausen und seinen Nebenlagern rund 200.000 Menschen aus mehr als 70 Nationen interniert, die Hälfte von ihnen wurde ermordet oder starb aufgrund der grausamen Haftbedingungen.

ISSN 2222-2464

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