13.03.2023

Bünker: „Geniales Modell für Gemeinschaft“

„50 Jahre Leuenberger Konkordie“ – Themengottesdienst in Perchtoldsdorf

Das 50 Jahr-Jubiläum der Unterzeichnung der “Leuenberger Konkordie” stand im Mittelpunkt eines Themengottesdienstes in Perchtoldsdorf. (Foto: B. Fasching)

„50 Jahre Leuenberger Konkordie“ – Themengottesdienst in Perchtoldsdorf

Perchtoldsdorf (epdÖ) – Freitag, 16. März, vor 50 Jahren: Auf dem Leuenberg nahe Basel unterzeichnen reformierte, lutherische und unierte Theologen die „Konkordie reformatorischer Kirchen in Europa“. Aus Österreich setzte Wilhelm Dantine die Unterschrift unter das Dokument, das zur Grundlage für die „Leuenberger Kirchengemeinschaft“ wurde, die heute als „Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa“ (GEKE) bekannt ist. Die GEKE, die ihren Sitz in Wien hat, umfasst aktuell 94 Mitgliedskirchen und repräsentiert rund 50 Millionen Protestanten in Europa und Südamerika. Über viele Jahre leitete sie der damalige lutherische Bischof Michael Bünker als Generalsekretär. Beim Themengottesdienst am Sonntag, 12. März, in Perchtoldsdorf kam Bünker auf das Besondere an diesem Ökumene-Modell zu sprechen, das Strahlkraft weit über die protestantischen Kirchen hinaus besitzt.

Pfarrer Andreas Fasching hatte das Jubiläum aufgegriffen, um dieses Thema auch in der Gemeinde bekannter zu machen, sagt er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Seit vielen Jahren steht die Pfarrgemeinde in Perchtoldsdorf in guter „Leuenberg-Tradition“, so gibt es etwa regelmäßig einen Kanzeltausch mit der reformierten Pfarrgemeinde Wien-Süd.

Der frühere GEKE-Generalsekretär und lutherische Bischof Michael Bünker (li.) mit Pfarrer Andreas Fasching beim Themengottedienst in der Christ-Königs-Kirche in Perchtoldsdorf. (Foto: epd/Dasek)

Mit der Abendmahlsgemeinschaft, dem Kanzeltausch und der gegenseitigen Anerkennung der Ämter beendete die Leuenberger Konkordie fast 450 Jahre Konfliktgeschichte und Spaltung, erzählt Bünker. Während in Österreich schon Jahrzehnte davor Lutheraner und Reformierte zusammenarbeiteten und auch in Gemeinden zusammenlebten, herrschte in anderen Ländern eine völlig andere Situation. Mit der Einigung auf das gemeinsame Verständnis des Evangeliums schuf die Leuenberger Konkordie eine neue Basis, in der nicht mehr die Unterschiede zählten. Auch heute ist für Michael Bünker die „Gemeinschaft in versöhnter Verschiedenheit“ ein „geniales Modell“, um mit Unterschieden umzugehen. Diese, so Bünker, werden nicht mehr als trennend erlebt, sondern „eröffnen einen Korridor der Vielfalt, die bereichert“.

Dieses Modell könnte auch in die Gesellschaft wirken, zeigt sich Bünker überzeugt. So würden etwa unterschiedliche Positionen zu Themen wie Impfungen, Masken oder Lockdowns nicht mehr als spaltend erlebt, wenn dahinter ein gemeinsames Anliegen steht, wie in diesem Fall die Gesundheit möglichst vieler Menschen.

„Entscheidend ist die Frage, ob alles, was uns unterscheidet, auch trennend ist“, erklärt Bünker im Gottesdienst. Das evangelische Ökumenemodell, wie es 1973 auf dem Leuenberg entstanden ist, sei „ein Modell, das sich realisieren lässt und auf den Boden kommt“, so der frühere Generalsekretär und lutherische Bischof.

Die „Gründungsväter“ der Leuenberger Konkordie bei der Unterzeichnung im März 1973. Aus Österreich war Wilhelm Dantine (Bildmitte) angereist. (Foto: cpce)

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Bünker | Ökumene | GEKE | Fasching

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