07.06.2023

20 Jahre Bildungsnetzwerk „Pilgrim“: Zertifizierungsfest „im Dienste der Schöpfung“

Immer mehr Bildungseinrichtungen weltweit folgen dem Motto: „Bewusst leben – Zukunft geben“

„Pilgrim“-Präsidentin Christine Wogowitsch blickte auf die vielen internationalen Projekte zurück, die durch „Pilgrim“ in zwei Jahrzehnten realisiert wurden. (Foto: Rupprecht)

Immer mehr Bildungseinrichtungen weltweit folgen dem Motto: „Bewusst leben – Zukunft geben“

Wien (epdÖ) – Das internationale ökumenische Bildungsnetzwerk „Pilgrim“ hat mit einem Festakt am Dienstag, 6. Juni, an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH) in Wien sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Die Jubiläumsfeier war gleichzeitig das diesjährige Pilgrim-Zertifizierungsfest und stand unter dem Motto „Pilgrim im Dienste der Schöpfung“.

Beim Festakt wurden auch die diesjährigen „Pilgrim“-Zertifizierungen an neu hinzugekommene Einrichtungen vergeben, die gemäß der Gründungsvision vor 20 Jahren Ökonomie, Ökologie und Soziales mit Spiritualität verbunden „in den Dienst der Schöpfung“ stellen. Insgesamt 314 Institutionen haben sich mittlerweile selbst zum Motto „Bewusst leben – Zukunft geben“ verpflichtet und führen in diesem Sinne unterschiedliche Projekte durch: allein 196 Schulen und Bildungseinrichtungen in Österreich, aber auch solche in Polen, der Ukraine, Ungarn, Israel sowie Tschad und Peru.

Gastgeber KPH-Rektor Philipp-Hubert Weber begrüßte unter anderem „Pilgrim“-Präsidentin Christine Wogowitsch, den Vorsitzenden des Ökumenischen Rates in Österreich (ÖRKÖ), den armenisch-apostolischen Bischof Tiran Petrosyan, den Wiener Weihbischof Franz Scharl, die Leiterin des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung (IDA), Andrea Pinz, „Pilgrim“-Gründungsvater Hans Hisch und die Festvortragende, die Physikerin und Bionik-Expertin Ille Gebeshuber von der TU Wien. Unter den Gratulantinnen und Gratulanten der von Österreich ausgegangenen Initiative zur Verbindung von Spiritualität und Bildung für nachhaltige Entwicklung waren neben Vertreter:innen der kirchlichen und nichtkirchlichen Bildungslandschaft und der Ökumene auch hochrangige Vertreter des Vatikans. Von evangelischer Seite waren neben Präsidentin Wogowitsch auch der Wiener Superintendent Matthias Geist sowie Kirchenrätin Kim Kallinger dabei.

In 20 Jahren viel erreicht

„Pilgrim“-Präsidentin Christina Wogowitsch blickte auf das Gründungsjahr 2002 zurück, in dem Greta Thunberg geboren wurde, „Austrian World Summit“-Initiator Arnold Schwarzenegger Gouverneur von Kalifornien wurde und eine von seither vielen sommerlichen Hitzewellen herrschte. Dass in diesem Jahr auch der letzte Flug des Überschall-Jets Concorde über den Atlantik stattfand, nahm Wogowitsch zum Anlass für Kritik an der heuer wieder stark gestiegenen Lust auf umweltschädigende Urlaubsreisen per Flugzeug. Zukunftsoptimismus falle angesichts von Klimakatastrophen, Energiekrise und Ukrainekrieg nicht leicht, sagte die „Pilgrim“-Präsidentin, die über viele Jahre Kuratorin der evangelischen Pfarrgemeinde Bruck an der Leitha war, dort umfangreiche Nachhaltigkeits-Projekte umsetzte und aktuell auch der evangelischen Synode angehört. Da helfe es, auf die vielen internationalen Projekte zurückzublicken, die durch „Pilgrim“ in zwei Jahrzehnten realisiert wurden.

Auf einer Datenbank auf der „Pilgrim“-Website (https://datenbank.pilgrim.at/projects-page) sind diese Projekte aufgelistet. Die Palette reicht dabei von einem Spieleflohmarkt von Schulkindern, dessen Erlös Gleichaltrigen in Nigeria zugutekam, über die Errichtung eines Naturlehrpfades im Maurer Wald und ein muslimisches Projekt zur Mülltrennung und -vermeidung bis hin Einrichtung einer schulischen „BIOase“.

ÖRKÖ-Vorsitzender Petrosyan strich in seinem Grußwort die ökumenische Breite von „Pilgrim“ hervor, die dazu beigetragen habe, das Netzwerk zu einer hoch angesehenen Institution in der Bildungslandschaft zu machen. „Pilgrim“ stehe auch für Frieden und Zusammenarbeit unter den Religionen. Partner sind neben katholischen Einrichtungen, Organisationen, Orden und Diözesen u.a. auch die Evangelischen Kirchen, muslimische und buddhistische Vertreter. Neu „Pilgrim“-zertifiziert wurde am Dienstag auch das Reparaturnetzwerk „R.U.S.Z.“.

Dass die Natur auch für die Technik eine gute Lehrmeisterin sein kann, verdeutlichte in ihrem Festvortrag TU-Professorin Gebeshuber anhand von Bionik-Impulsen durch die Schwermetall-Speicherkraft von Sonnenblumenblüten, die schwarzen und dennoch gekühlten Flügel eines malaysischen Schmetterlings und die speziell geformten Wachskristalle auf Weintrauben.

„Wer die Bildung zur Nachhaltigkeit um die Spiritualität erweitert, bereichert die Erde um den Himmel“, sagte „Pilgrim“-Ehrenpräsident Hans Hisch im Rahmen des Festakts. In allen Dingen sei eine transzendentale Ebene vorhanden, die „manchmal so aufblitzt, dass man das Gefühl hat, ‚to be touched by the finger of God‘“, bezog sich der pensionierte Religionspädagoge auf ein Zitat eines anglikanischen Geistlichen.

Unter Federführung von „Pilgrim“-Präsidentin Wogowitsch wurde eine Festschrift zum Jubiläum erstellt und im Rahmen der Zertifizierungsfeier präsentiert. Sie enthält die grundlegenden Ziele und Inhalte sowie praktische Arbeitsanleitungen zur Nachhaltigkeit verbunden mit Spiritualität. Dies soll die wissenschaftliche und ökumenische Arbeit von „Pilgrim“ sichtbar machen.

ISSN 2222-2464

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