18.11.2015

Heine: „Gewalt ist niemals aus dem Koran begründbar“

Ökumenische Gespräche Bregenz zur "Herausforderung Islam"

In Hinblick auf die Anschläge von Paris erinnerte Susanne Heine an die Worte des ehemaligen norwegischen Premierministers Jens Stoltenberg, der nach den Anschlägen in Norwegen sagte: "Wir werden unsere Werte nicht aufgeben. Unsere Antwort lautet: mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit." (Foto: Evangelische Pfarrgemeinde Bregenz)

Ökumenische Gespräche Bregenz zur „Herausforderung Islam“


„Einander besser kennenlernen“ – unter diesem Motto stand das „Ökumenische Gespräch“ in Bregenz am 17. November. In der Reihe „Herausforderung Islam“ war die Wiener Theologin Susanne Heine eingeladen, die sich seit vielen Jahren auf wissenschaftlicher wie persönlicher Ebene mit dem Islam beschäftigt und viel zur interreligiösen Verständigung beiträgt. Seit 2014 führt sie gemeinsam mit Tarafa Baghajati den Vorsitz der 2006 gegründeten „Plattform Christen und Muslime“. Einander besser kennenlernen sei nötiger denn je, darüber waren sich alle Besucherinnen und Besucher einig. Die Anschläge von Paris vom 13. November spielten verständlicherweise in den Abend hinein.

„Gewalt ist niemals aus dem Koran begründbar“, betonte Heine. Die Terroristen würden sich völlig kontextlos und ohne jedes historische Bewusstsein ihre wirren Überlegungen zusammen klauben und daraus einen göttlichen Befehl konstruieren. Heine selbst habe in der Auseinandersetzung mit dem Islam viel über ihren eigenen Glauben gelernt. Die Theologin räumt ein, dass die Nachbarschaft von Muslimen, Christen und Juden über die Jahrhunderte auch eine Geschichte der Herabsetzungen und Bekehrungsversuche gewesen sei, aber „wir sind miteinander im Gespräch geblieben“. Darauf komme es an. Jesu Wort aus der Bergpredigt „Selig, die Frieden stiften“ sei nicht einfach nur eine Floskel. Es sei vielmehr Programm: „Denn erst im Du lerne ich mein Ich kennen“.

In Europa leben laut Pew Research Center zur Zeit mehr als 44 Millionen Muslime, dies entspricht einem Anteil von sechs Prozent der europäischen Bevölkerung. 2030 könnten rund 58 Millionen Menschen, also acht Prozent der europäischen Bevölkerung, muslimisch sein. Das stelle Bibel und Koran immer öfter in direkte Nachbarschaft. Dabei seien Bibel und Koran von ihrer Bedeutung her voneinander zu unterscheiden, erklärte Heine. Auf die Frage, ob der Gott der Muslime, Christen und Juden ein und derselbe sei, antwortete Heine mit ja. Dennoch dürfe nicht übersehen werden, dass es wesentliche Unterschiede gebe, etwa beim Gottesbild. Eine gemeinsame Basis finde sich darin, dass alle drei Religionen den Menschen als Geschöpf Gottes verstehen.

In Hinblick auf die Anschläge von Paris erinnert Heine an die Worte des ehemaligen norwegischen Premierministers Jens Stoltenberg, der nach den Anschlägen in Norwegen sagte: „Wir werden unsere Werte nicht aufgeben. Unsere Antwort lautet: mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit.“ Mit dem Abend mit Susanne Heine endete die Gesprächsreihe „Ökumenische Gespräche“, die sich mit der „Herausforderung Islam“ intensiv beschäftigt hat.

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Islam | Ökumene | Vorarlberg

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