25.03.2024

Wien: Interreligiöses Schulprojekt fördert Miteinander

„optimis-TISCH“ setzt ein Zeichen des Dialogs und der Solidarität

Das Wiener Schulprojekt „optimis-TISCH“ möchte kulturelle und religiöse Grenzen überwinden. (Foto: Projekt optimis-TISCH)

„optimis-TISCH“ setzt ein Zeichen des Dialogs und der Solidarität


Wien (epdÖ) – In Zeiten bewaffneter Konflikte und eines Klimas des Misstrauens will der konfessionelle Religionsunterricht in Wien das Miteinander über sprachliche, religiöse und kulturelle Grenzen hinweg fördern. Konkret waren Schulklassen von der ersten bis 13. Schulstufe im Rahmen des interreligiösen Schulprojekts „optimis-TISCH – in eine friedliche Zukunft“ aufgerufen, Tisch-Aktionen durchzuführen, vom gemeinsamen Essen bis zu Tischspielen. Am Mittwoch, 20. März, wurden besonders gelungene Projekte im Rahmen einer Festveranstaltung in der Bildungsdirektion Wien präsentiert. Prominente Unterstützende des Projekts sind die katholische Theologin Regina Polak, der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister sowie der Imam Ramazan Demir, die als Wiener „Friedensbotschafter“ die Projekte würdigten.

Das Projekt rund um die Symbolik des gemeinsamen Tisches sollen „alle an den Tisch holen“ und ein Zeichen des Dialogs und der Solidarität setzen, so die Schulämter sowie Fachinspektorinnen und -inspektoren der Religionsunterricht anbietenden Kirchen und Religionsgemeinschaften in einer Aussendung. Der Tisch ermögliche das Zusammenkommen von Familien, Gästen und Fremden, diene als Esstisch oder Schreibtisch und stehe für die Sehnsucht nach Gemeinschaft, so die Projektbeschreibung. „Der Tisch wird in diesem Zusammenhang zum Symbol einer weiten, niemand ausschließenden Gemeinschaft“, erklären die Initiatorinnen und Initiatoren.

„Ganz gleich, wo auf der Welt wir geboren werden, egal, was bzw. ob wir an Gott glauben – in der Küche, am Tisch, in der Schule verbinden sich unsere Geschichten, leben wir Gastfreundschaft. Einfach so, weil wir Menschen sind“, hieß es vonseiten der Schulämter. Konkret initiierten die katholischen, evangelischen, muslimischen, israelitischen, freikirchlichen, orthodoxen und alevitischen Schulämter das Projekt. Der Religionsunterricht genieße in Wien ein hohes Ansehen und leiste „einen wesentlichen Beitrag zur Friedens- und Demokratiefähigkeit in einer pluralen Gesellschaft“, wird in der Aussendung betont.

Eichler: „Begeisterung war bei der Veranstaltung deutlich spürbar“

„Ich freue mich sehr, dass sich beim Projekt optimis-TISCH so viele verschiedene Schulen beteiligt haben“, sagte Katja Eichler, Wiener Fachinspektorin für den evangelischen Religionsunterricht an Höheren Schulen, gegenüber dem epdÖ. Dadurch zeige sich, dass die Idee der Fachinspektor:innen der beteiligten Kirchen und Religionsgemeinschaften großen Anklang gefunden hätte. „Die Begeisterung aller war bei der Veranstaltung deutlich spürbar“, so Eichler.

Für den Wiener Superintendenten Matthias Geist hat das Projekt „optimis-TISCH“ gezeigt, wie wichtig interreligiöses und interkulturelles Lernen durch Begegnung sein kann. „Durch solche Projekte im Religionsunterricht wird demokratiepolitisch sehr viel zu einem friedlichen Miteinander und sozialem Verständnis beigetragen“, unterstrich Geist gegenüber dem epdÖ. Er sei überzeugt, „dass wir für die heranwachsenden Generation optimistisch in die Zukunft sehen können, wenn wir uns in aller Vielfalt ‚rund um einen Tisch‘ versammeln lernen“.

„Das positive Echo beweist die nachhaltige Wirkung von optimis-TISCH an den Schulen und in die Gesellschaft“, ergänzt Carla Amina Baghajati, Leiterin des Schulamtes und Fachinspektorin für AHS Wien der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. „Kinder werden zu Akteuren und üben ganz praktisch wichtige Kompetenzen ein, die sie in ihrer Persönlichkeit stärken. Das war auch bei der Präsentation in der Bildungsdirektion spürbar – als ein wichtiger Betrag für Friedens- und Demokratieerziehung.“

Die katholische Schulverantwortliche Andrea Pinz würdigte das Engagement der Religionslehrkräfte sowie der Kinder und Jugendlichen: „Die von ihnen transportierte entspannte Selbstverständlichkeit, mit der dem Wunsch und Willen zum gelingenden Miteinander in Vielfalt Ausdruck gegeben wurde, gibt Hoffnung.“

Freude an der Begegnung und am Teilen

Die Festveranstaltung thematisierte auch die aktuellen Fastenzeiten, das vorösterliche Fasten des Christentums sowie den Fastenmonat Ramadan, mit Speisen, die die diversen religiösen Traditionen abbildeten. Man habe damit das Motto „optimis-TISCH“ in höchst gelungener Weise umgesetzt, freute sich Schulamtsleiterin Pinz. Die Freude an der Begegnung und am Teilen, an der gemeinsamen Vision gelungenen Zusammenlebens, sei spürbar geworden.

In ihrem Echo auf die Präsentationen der verschiedenen Schulstandorte drückten dies auch die von der Stadt Wien als Botschafter des sozialen Zusammenhalts ausgewählten Religionsvertreter Regina Polak, Schlomo Hofmeister und Ramazan Demir aus. Sie regten dazu an, weitere interreligiöse Projekte voranzutreiben. Wie das katholische Schulamt gegenüber Kathpress angab, wird das Schulprojekt weitergeführt. Einige Projekte sollen während der „Langen Nacht der Kirchen“ am 7. Juni in Wien vorgestellt werden.

ISSN 2222-2464

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