03.10.2008

Weg des Buches: Wandern auf Schmugglerpfaden

Superintendent Miklas: Spiritualität muss auch „erwandert“ werden

Superintendent Miklas: Spiritualität muss auch „erwandert“ werden

Graz (epd Ö) „Es ist wichtig, Spiritualität nicht nur in verbaler Form zu kommunizieren, sondern auch zu erwandern.“ So beschrieb der steirische Superintendent Mag. Hermann Miklas am 3. Oktober auf einer Pressekonferenz in Graz die Absicht des Pilger-, Rad- und Wanderwegs „Weg des Buches“, der am 4. Oktober in der Ramsau am Dachstein eröffnet wird.

Miklas erläuterte den historischen Hintergrund der vom oberösterreichischen Schärding bis Arnoldstein in Kärnten verlaufenden rund 530 Kilometer langen Route und verwies darauf, dass das Lesen der zuvor dem Klerus vorbehaltenen Bibel für die Menschen zur Zeit der Reformation ein „Befreiungsschlag“ gewesen sei. Die Bibel, die von Protestanten von Württemberg aus über die Alpen durch die Steiermark bis nach Slowenien geschmuggelt worden sei, sei ein „gewaltiges Symbol der Freiheit“ und ein „Kennzeichen des Protestantismus“ gewesen.

Dass der Weg des Buches mehreren modernen Bedürfnissen entgegenkommt, betonte die Leiterin des Projekts, Dr. Margit Leuthold. Die Geschäftsführerin des Instituts für Integrativen Tourismus und Entwicklung „respect“ berichtete von einem steigenden Interesse an Radfahren und Wandern durch historisch und kulturell interessante Regionen Österreichs, „die massentouristisch weitgehend verschont sind“. Ebenso stoße das Angebot zum Erleben einer österreichischen Minderheitskirche „und über die Bibel zur Beschäftigung mit sich selbst“ immer mehr auf Akzeptanz. Leuthold hob hervor, dass die Idee zum Weg des Buches nicht seitens der Kirchenleitung „von oben nach unten“, sondern von ReligionslehrerInnen vorgeschlagen worden sei. Die Theologin betonte auch die gute Zusammenarbeit mit Vertreten der Römisch-katholischen Kirche: “Der Weg des Buche soll auch ein Weg der ökumenischen Begegnung sein.“

Zur praktischen Seite der gesamten Route hob Leuthold hervor, es gehe nicht um eine „sportliche Herausforderung“. Die einzelnen Etappen seien so gestaltet, dass jeder den Weg gehen könne. Entlang des Weges des Buches befänden sich fünf christliche Hotels, die sich an dem Projekt beteiligten. Insgesamt, so Leuthold, sei der Weg des Buches eine „Chance für den Wandertourismus“.

Informative Begleitbücher

Mit den Worten „Ohne ein Buch diesen Weg zu gehen ist fast unmöglich“ stellte der Verlagsleiter der Edition Tandem, Mag. Volker Toth, den Journalisten die Begleitliteratur zum Weg des Buches vor. Die Edition Tandem bietet einen speziellen Wanderführer sowie in einem beigelegten Bibel-Leseplan für jede Etappe meditative Bibeltexte. Ein weiterer Band mit dem Titel „Das Buch zum Weg“ informiert über die kirchen-, kunst- und kulturgeschichtlichen Aspekte des Wanderwegs. Angeboten wird auch eine Anstecknadel mit einer „Schmuggler-Schelle“, wie sie den einstigen Bibelschmugglern als Erkennungsmerkmal und zur Abschreckung von Bären und anderen wilden Tieren gedient hat. Der Erlös von Anstecknadel und Schelle ist, so Toth, für die diakonischen Institutionen bestimmt, die am Weg des Buches liegen.

Das Projekt „Weg des Buches“ wurde entwickelt auf Initiative der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich in Kooperation mit „respect“.

ISSN 2222-2464

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