26.02.2024

Toleranzgespräche 2024: Wahrheit – Was ist wirklich?

Von 15. bis 18. Mai – Sauer: „Müssen danach trachten, neue Sicherheiten zu gewinnen“

Superintendent Manfred Sauer präsentierte das Programm der 10. Toleranzgespräche zum Thema „Wahrheit – Was ist wirklich?“ (Foto: Fotodienst / Mike Kampitsch)

Von 15. bis 18. Mai – Sauer: „Müssen danach trachten, neue Sicherheiten zu gewinnen“

Villach (epdÖ) – Über die „Wahrheit und was wirklich ist?“ diskutieren drei Dutzend Philosophen, Wissenschafter:innen, Autor:innen und Ökonomen bei den 10. Europäischen Toleranzgesprächen, die heuer vom 15. bis 18. Mai in Villach und Fresach stattfinden. Aktualität gewinne das Thema vor allem angesichts der bevorstehenden Europawahl im Juni und der vielfältigen Versuche demokratiefeindlicher Kräfte, diese zu beeinflussen, heißt es in einer Aussendung des Veranstalters „Denk.Raum.Fresach“.

Das vielfältige Programm sowie die Namen der Vortragenden wurden am Donnerstag, 22. Februar, in Villach vorgestellt. Laut Aussendung konnte etwa die tschechische Autorin Radka Denemarková aus Prag ebenso gewonnen werden wie der streitbare Falter-Herausgeber Armin Thurnher aus Wien und der vom Duttweiler-Institut zu den 100 einflussreichen Denkern zählende Psychologe und Risikoforscher Gerd Gigerenzer aus Berlin.

Die Wahrheit zu thematisieren sei nicht einfach, allerdings brandaktuell, sagte der Obmann von „Denk.Raum.Fresach“, Superintendent Manfred Sauer bei der Programmvorstellung. „Im Alten Testament wurde Wahrheit mit Treue und Verlässlichkeit gleichgesetzt“, doch genau diese Sicherheiten gingen mit der Digitalisierung der Gesellschaft und mit Algorithmen, Künstlicher Intelligenz und ChatGPT langsam verloren. „Wir müssen danach trachten, neue Sicherheiten zu gewinnen, indem wir hinter die Kulissen der Digitalisierungsmaschinen blicken.“

Quellen der Informationsbeschaffung prüfen

Der Präsident des Kärntner Landtags und Verantwortliche für Demokratiebildung, Reinhart Rohr, verwies auf die Bedeutung ausgewogener und wahrheitsgemäßer Informationspolitik gerade im Vorfeld von Wahlen. Jeder einzelne Bürger sei aufgerufen, die Quellen seiner Informationsbeschaffung zu prüfen, bevor er ein Urteil fällt bzw. seine Stimme abgibt. „Natürlich spielen persönliche Emotionen und eigene Bedürfnisse immer eine Rolle, man darf sich aber nicht von falschen Freunden und radikalen Parolen beziehungsweise Lösungen verführen lassen“, erklärte Rohr.

Für die Stadt Villach betonte Bürgermeister Günther Albel, dass es eine zentrale Aufgabe im öffentlichen Diskurs sei, nach Wahrheit zu streben. Dass gerade die Politik manchmal den Eindruck vermittle, sich bei der Suche nach Wahrheit schwer zu tun, habe mit den vielfältigen Einflussnahmen von allen Seiten zu tun. Am Ende sei Wahrheit aber alternativlos, denn sie beflügele und befreie Menschen: „Das Verschleiern und Unterbinden von Wahrheit führt geradewegs in die Diktatur und Dunkelheit“, mahnte Albel. „Wir können das aktuell täglich in den Nachrichten aus Russland verfolgen.“

Vom Wert der Wahrheit

Lohnt sich die Wahrheit überhaupt? Und was kostet sie? Auch darüber werden laut Aussendung die Expert:innen mit den Besucher:innen bei den Toleranzgesprächen diskutieren. Die Bandbreite der möglichen Wahrheiten sei groß, und sie werde durch die digitale Transformation, durch Algorithmen, Künstliche Intelligenz und Datenmanipulation immer größer. Damit auch der mögliche Schaden, der dadurch angerichtet werde.

Wahrheit müsse aber nicht zwangsläufig mit der Wirklichkeit übereinstimmen, sie könne auch das Ergebnis eines Erfindens der Wirklichkeit sein, schreiben die Organisatoren des „Denk.Raum.Fresach“ im Hinblick auf die Toleranzgespräche im Mai. Man habe dafür eine Reihe „spannender Denker“ gewinnen können, so etwa für das Europaforum am 16. Mai die Autorin Julya Rabinowich, den US-Journalisten mit Kärntner Wurzeln, Matthew Karnitschnig, die Tiroler Theologin und Philosophin Claudia Paganini, den Sozialforscher Günther Ogris und den Verleger Horst Pirker. Beim Wirtschaftsforum am 17. Mai sprechen u.a. der Informatiker und Philosoph Peter Reichl, der Wirtschaftstreuhänder Alfred Brogyányi, der Berliner Staatssekretär Wolf Heinrich Reuter und die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle.

Aufbruch zu Pfingsten

Die 10. Europäischen Toleranzgespräche finden in der Pfingstwoche statt und beginnen mit dem Ethikforum in Villach (15. Mai). Es folgen das Europaforum und die Verleihung des Europäischen Toleranzpreises in Fresach (16. Mai) sowie das Wirtschaftsforum und der Poetry Slam (17. Mai). Den Abschluss macht ein Toleranzfrühstück am Samstag, 18. Mai.

Begleitet wird das Thema „WAHRHEIT“ mit einer Sonderausstellung im Evangelischen Museum Fresach. Die Toleranzgespräche werden von Stadt Villach, Land Kärnten, Evangelischer Kirche, Kunstministerium und vielen weiteren Organisationen unterstützt. Tickets können schon jetzt geordert werden. Weitere Informationen auf: www.fresach.org

ISSN 2222-2464

Diesen Beitrag teilen

Newsletter abonnieren

Der Newsletter von evang.at mit den wichtigsten Nachrichten des Evangelischen Pressedienstes (epd) ist kostenlos und erscheint in der Regel einmal pro Woche am Mittwoch.