08.08.2024

Telefonseelsorge: Einsamkeit hat im Sommer Hochsaison

Urlaubs-Abwesenheiten von Medizinern und Therapeuten bereiten vielen Menschen Probleme

Im Sommer hat die ökumenische Telefonseelsorge Hochsaison. Viele hilfesuchende Personen wollen sprechen, andere bevorzugen einen Chat. (Foto: Depositphotos/GaudiLab)

Urlaubs-Abwesenheiten von Medizinern und Therapeuten bereiten vielen Menschen Probleme

Wien (epdÖ) – Im Sommer fühlen sich besonders viele Menschen einsam, Sorgen fahren nicht auf Urlaub. Das spürt die Telefonseelsorge Wien unter der Notrufnummer 142 aktuell stark. „Der Sommer ist für viele unserer Anruferinnen und Anrufer eine harte Zeit“, sagt Antonia Keßelring, Leiterin der Telefonseelsorge Wien. „Ihnen fehlen ihre gewohnten Ansprechpersonen, mit denen sie über ihre Sorgen und Probleme sprechen können. Denn Therapeuten, Ärztinnen, Freunde und Familie machen Urlaub.“ Und wenn man miterlebe, wie andere mit Leichtigkeit in den Urlaub fahren, würden körperliche oder psychische Beeinträchtigungen schmerzlich bewusst. Die Telefonseelsorge Wien ist ein Angebot der Katholischen und der Evangelischen Kirche.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen der Telefonseelsorge sind rund um die Uhr für alle Sorgen und Anliegen kostenfrei aus ganz Österreich erreichbar. Ein Anruf könne zwar das Problem der Einsamkeit nicht lösen, aber wie ein Anker wirken, an den man sich halten könne, so Keßelring weiter: „Bevor Ihnen die Decke auf den Kopf fliegt, bitte rufen Sie uns an! Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind extra dafür da, um Ihnen zuzuhören, Ihre Sorgen und Nöte mit Ihnen zu teilen und gemeinsam nach hilfreichen nächsten Schritten zu suchen.“ Bei der Telefonseelsorge spreche kein Computer mit den Anrufer:innen, „sondern ein Mensch, der sich für Sie interessiert“, betont Keßelring.

Top-Themen: Krankheit, Einsamkeit und Beziehung

130 Gespräche führen die Wiener Seelsorger:innen durchschnittlich täglich am Telefon. Rund ein Drittel der Anrufe dreht sich um das Thema psychische Erkrankung (31%), jeder fünfte Anrufende leidet unter Einsamkeit (20%) oder hat Beziehungsprobleme (18%). Weitere Themen sind physische Krankheiten, Lebenskrisen, Arbeitsplatz, Suizid und Sucht. Rund zwei Drittel der Anrufenden sind weiblich, ein Drittel männlich, der Großteil der Hilfesuchenden ist zwischen 40 und 59 Jahre alt. Die meisten Anrufe gehen zwischen 17.00 Uhr und 1.00 Uhr nachts ein.

Neben der Notrufnummer 142 gibt es auch die Möglichkeit, sich anonym per Chat an die Telefonseelsorge zu wenden. Dieses Angebot ist täglich von 16:00 bis 23:00 Uhr verfügbar und wird besonders von Kindern und Jugendlichen genutzt. Das Seelsorge-Team ist auch per E-Mail erreichbar.

Neue ehrenamtliche Mitarbeiter:innen gesucht

Rund 170 Seelsorger:innen arbeiten ehrenamtlich in Wien, um am Telefon für ihre Mitmenschen da zu sein, mehr als 800 sind es in ganz Österreich. Sie sind mit einer fundierten Ausbildung speziell für den Dienst am Notruf-Telefon ausgebildet. Die Telefonseelsorge sucht Verstärkung durch neue Ehrenamtliche, die offen für die Menschen und ihre Sorgen sind, ihnen zuhören und weiterhelfen wollen. Die Ausbildung startet im Jänner 2025 und dauert ein Jahr, Bewerbungsschluss ist der 20. September 2024. „Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sitzen aus Verbundenheit mit ihren Mitmenschen am Telefon. Viele möchten durch ihren Dienst der Gesellschaft etwas zurückgeben. Wir freuen uns sehr über neue Menschen, die mit uns für die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt da sind“, lädt Keßelring alle Interessierten ein, sich für die Ausbildung zu bewerben. Alle Infos finden Sie hier.

Die Telefonseelsorge Wien hat eine ökumenische Doppelleitung: Antonia Keßelring (katholisch) und Carola Hochhauser (evangelisch). Carola Hochhauser war, als der Beitrag erschienen ist, auf Sommerurlaub.

ISSN 2222-2464

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