18.01.2006

Sturm fordert menschenwürdige Behandlung von Asylwerbern

Ökumenische Grußadresse anlässlich der EU-Ratspräsidentschaft - Erste Pressekonferenz des neuen Vorstandes des Ökumenischen Rates der Kirchen

Ökumenische Grußadresse anlässlich der EU-Ratspräsidentschaft – Erste Pressekonferenz des neuen Vorstandes des Ökumenischen Rates der Kirchen

Wien, 16. Jänner 2006 (epd Ö) – „Es geht nicht darum, eine immer bessere Abschiebepraxis für AsylwerberInnen zu erfinden, sondern ein gemeinsames Menschenrecht umzusetzen und eine menschenwürdige Behandlung für alle Menschen zu erreichen“, sagte der neue Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), der lutherische Bischof Mag. Herwig Sturm, am Montag, 16. Jänner, vor Journalisten in Wien. Bei der Pressekonferenz, in der sich der neue Vorstand des ÖRKÖ der Öffentlichkeit vorstellte, zitierte Sturm aus der Grußadresse des ÖRKÖ anlässlich der EU-Ratspräsidentschaft Österreichs. Im Dezember hatten die Spitzenvertreter der europäischen Kirchenverbände und des ÖRKÖ das Dokument Außenministerin Ursula Plassnik überreicht. Unter anderem fordern die Kirchen darin, „dass sich die EU nicht abschottet, sondern faire Zugangsregelungen für Asylwerber und Migranten schafft“. Die Grußadresse zeige, so Sturm, dass die Entwicklung der EU den Kirchen „am Herzen“ liege. Die Kirchen seien besondere Teile der Gesellschaft. Bereits jetzt fänden regelmäßige Gespräche zwischen den Kirchen und Vertretern der EU in Brüssel statt. Der im Verfassungsvertrag vorgesehene Dialog mit den Kirchen werde von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso de facto bereits wahrgenommen, sollte aber noch vertieft und erweitert werden. Die EU bezeichnete der neue Vorsitzende als „einmaliges Friedensprojekt“.

Tag des Judentums am 17. Jänner: Gemeinsame Wurzeln

Der stellvertretende Vorsitzende des ÖRKÖ, Msgr. Dr. Gottfried Auer, wies auf den Tag des Judentums am 17. Jänner hin: „Seit dem Jahr 2000 feiern wir diesen Gedenktag, denn unsere Beziehung zum Judentum ist in mehrfacher Hinsicht eine besondere.“ Das Judentum sei „die Wurzel“ für die christlichen Kirchen, „und diese Wurzeln teilen wir alle miteinander“. Aber auch das Belastende in den Beziehungen zum Judentum dürfe „nicht unter den Teppich gekehrt werden“. Der Antijudaismus mit all seinen „blutigen Folgen“ fordere immer wieder die „Bitte um Vergebung. Auch das antijudaistische Denken der Gegenwart muss weniger werden.“ Nicht zuletzt zeige der Tag des Judentums, dass die Christen sich bemühen, aus der Geschichte zu lernen.

Auf die jahrzehntelange „gute Tradition“ der Gebetswoche für die Einheit der Christen wies Pfarrer Dr. Nicolae Dura hin. Erfreut zeigte sich der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar, der auch stellvertretender Vorsitzender des ÖRKÖ ist, über die Ortswahl für den diesjährigen offiziellen Gottesdienst zur Gebetswoche. Dieser wird am kommenden Sonntag, 22. Jänner, um 16 Uhr erstmals in der rumänisch-orthodoxen Kirche in Simmering stattfinden. Die Predigt wird der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl halten.

Seit vielen Jahren sei Österreich eine Brücke zwischen Ost und West gewesen, betonte Sturm. „Diese Erfahrungen nutzen uns jetzt, wenn die Vorstände der Ökumenischen Räte zusammenkommen.“ Wesentliches Thema sei dabei immer auch die Geschichte, „die uns verbindet und die uns auch trennt. Hier geschieht Arbeit an der Versöhnung untereinander.“ So sei eine zweisprachige Broschüre über die Geschichte der Kirchen in Brünn geplant.

„Bei den Beziehungen der Kirchen untereinander kann man nicht von einem Rückschritt oder Fortschritt sprechen“, sagte der Pressesprecher des ÖRKÖ und ehemalige Superintendent der Methodistischen Kirche, Professor Helmut Nausner. Spannungen der Kirchen untereinander hätten „eine gewisse Normalität“. Derzeit sei es so, dass gewisse Konturen der einzelnen Konfessionen stärker zum Vorschein kommen, aber „das muss man aushalten“, meinte Nausner.

Zu Beginn der Pressekonferenz dankte Sturm seiner Vorgängerin, Oberin Professor Christine Gleixner, die sich über viele Jahre als ÖRKÖ-Vorsitzende und auch davor außerordentliche Verdienste für die Ökumene erworben habe. Sturm gedachte auch dreier wichtiger Repräsentanten des ökumenischen Lebens, die im letzten Jahr verstarben, und würdigte den ökumenischen Beitrag des serbisch-orthodoxen Bischofsvikars Drago Govedarica, des altkatholischen Altbischofs Nikolaus Hummel und des evangelischen Altsuperintendenten Erich Wilhelm.

ISSN 2222-2464

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