07.04.2023

Stillstand

Michael Chalupka über den Karfreitag als stillsten Tag im Jahr

Am Karfreitag kommt der Kreislauf des Alltags, der reibungslos zu funktionieren hat, für einen Moment zum Stillstand und damit zur Besinnung. (Foto: Burden/unsplash)

Michael Chalupka über den Karfreitag als stillsten Tag im Jahr

Der Karfreitag ist für Christinnen und Christen einer der höchsten Feiertage. Wenn auch für die Evangelischen kein staatlicher Feiertag mehr. Aber ein Feiertag. Das kann zu Missverständnissen führen. Unter einem Feiertag verstehen wir doch sonst einen Tag des guten Essens und der familiären Feier.

Der Karfreitag aber ist der stillste Tag im Jahr. Der Tag, an dem das Gedenken an das Leiden Christi und das Leiden in der Welt im Mittelpunkt stehen. Er ist ein Ruhetag, an dem der Kreislauf des Alltags, der reibungslos zu funktionieren hat, für einen Moment zum Stillstand und damit zur Besinnung kommt. Zur Besinnung darauf, dass das Leid, der Schmerz und die Traurigkeit zum Leben gehören, nicht vermeidbar sind, nicht ausgeblendet und verdrängt werden können, sondern zum Menschsein gehören. So sehr zum Menschsein und zur Freiheit des Menschen gehören, dass sogar Gott selbst, der Mensch geworden ist, gelitten hat und am Kreuz gestorben ist – mit der Frage auf den Lippen: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Doch wir feiern am Karfreitag nicht das Leiden! Wir gedenken des Leidens und denken an die Leidenden, wir beten für die Trauernden und Weinenden, dass sie spüren können, dass sie nicht allein sind, dass sie spüren können, dass Gott ihnen zur Seite steht. Und wir wissen: Diesem Karfreitag folgt die Auferstehung. Wir wissen: Das Leid und der Tod haben nicht das letzte Wort. Das wollen wir feiern.

ISSN 2222-2464

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Chalupka | Karfreitag

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