06.05.2023

Seelsorge als Widerstand

Michael Chalupka über das Erinnern an das KZ-Opfer Jacopo Lombardini

Im Konzentrationslager Mauthausen war jede Form religiösen Ausdrucks verboten. Seelsorge – wie sie von Jacopo Lombardini gelebt wurde – gehörte zum Widerstand. (Foto: wikimedia/dnalor01/cc by sa 3.0)

Michael Chalupka über das Erinnern an das KZ-Opfer Jacopo Lombardini

Torre Pellice ist weit weg. In diesen Tagen wurde dort auf Initiative von Schülerinnen und Schülern ein Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig vor dem örtlichen Gymnasium verlegt. Er erinnert an Jacopo Lombardini, ermordet am 25.4.1945 in Mauthausen. Morgen findet die internationale Gedenk- und Befreiungsfeier in Mauthausen statt. Jacopo Lombardini hat die Befreiung nicht mehr erlebt.

Lombardini war Methodist, Seelsorger und Lehrer am Gymnasium der evangelischen Waldenserkirche im italienischen Torre Pellice. Er nahm selbst keine Waffe in die Hand, unterstützte aber den Widerstand. Dass es dazu keine Waffe braucht, hat er im Konzentrationslager Mauthausen gezeigt. Überlebende berichteten, dass er, der selbst an Skorbut erkrankt und in den Block 7 des Lagerlazaretts überstellt war, dort den jüngsten Internierten Unterricht in Literatur, Poesie, Ethik und Politik gab und den italienischen Mitgefangenen Trost zusprach. Auch Seelsorge gehörte zum Widerstand. In Mauthausen war jede Form religiösen Ausdrucks verboten. Es durfte keine Gottesdienste, keine Gebete, kein Anzeichen einer religiösen Hoffnung geben.

Von den etwa 190.000 in Mauthausen inhaftierten Personen wurden mindestens 90.000 ermordet. Jacopo Lombardini war einer von ihnen. Es ist wichtig, dass man sich an ihre Leben erinnert. An jedes einzelne. Damit die Auslöschung nicht nach dem Tode der Opfer weitergeht.

(Bildnachweis: Das verwendete Bild wurde unter der Creative Commons-Lizenz Attribution CC-BY-SA 3.0 veröffentlicht.)

ISSN 2222-2464

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