05.09.2018

Schulstart: Diakonie fordert Konzepte für Schulstandorte

Schulsachen für viele kaum mehr leistbar

Kinder aus Familien mit geringem Einkommen sind besonders von sozialem Ausschluss bedroht, warnt die Diakonie. Foto: pixabay/StockSnap

Schulsachen für viele kaum mehr leistbar

Wien (epdÖ) – „Ein guter Start am Schulanfang wird sich für viele Kinder heuer nicht ausgehen“, warnt der Sozialexperte der Diakonie Österreich, Martin Schenk, und verweist auf Zahlen der Statistik Austria, der zufolge 50.000 sechs- bis neunjährige und 80.000 zehn- bis vierzehnjährige Kinder in einkommensarmen Haushalten leben. „Zunehmend klagen Eltern über die oft nicht mehr leistbaren Beiträge, die ihnen zu Schulbeginn abverlangt werden. Ein einfaches Startpaket für einen Schulanfänger bestehend aus Schultasche, Sportbeutel, Heften, verschiedenen Stiften, Handarbeitskoffer, Malfarben kostet 100 bis 300 Euro“, so Schenk. Dazu kommen noch je nach Schulstufe und Schultyp Beiträge wie Kopierkosten, Milchgeld, Abos für Jugendliteratur, Projekt- und Wandertage, Elternvereinsbeiträge und vieles mehr.

Soziale Teilhabe gefährdet

Der Diakonie-Experte spricht daher eine Warnung aus: Mit einer Kürzung der Mindestsicherung würden Gegenwart und Zukunft für die betroffenen Kinder noch weiter verschlechtert. Was Einschnitte in das untere soziale Netz bei Notstand, Krankheit oder Mindestsicherung bedeuten, könne bei den Folgen für Kinder sichtbar werden: Massiv seien die Auswirkungen auf Gesundheit, Chancen und Teilhabe bei Kindern. Die Gefahr des sozialen Ausschlusses bei Kindern zeigten sich in den geringeren Möglichkeiten Freunde einzuladen (10-mal weniger als andere Kinder), Feste zu feiern und an kostenpflichtigen Schulaktivitäten teilzunehmen (20-mal weniger). Auch die Kürzung der Familienberatungsstellen österreichweit, der Stopp des Ausbaus von Ganztagsschulen und das Einfrieren von Investitionen in Kindergärten gingen zu Lasten von Kindern, die in Haushalten mit geringerem Einkommen leben.

Schenk: „Bildungsweg, der nicht sozial selektiert, sondern individuell fördert“

„Damit Zukunft nicht von der Herkunft abhängt, braucht es Hilfestellungen am Schulstart genauso wie einen Bildungsweg, der nicht sozial selektiert, sondern individuell fördert“, betont Schenk. „Wichtig wäre auch, Schulen in sozial benachteiligten Bezirken besonders gut auszustatten, damit sie keine Schüler zurücklassen und für alle Einkommensschichten attraktiv bleiben“, schlägt Schenk die Umsetzung eines „Chancenindex“ vor (kompensatorischer Ressourcenzuteilung). „Mit dieser schulpolitischen Intervention kann zwar die Spaltung in ‚gute‘ und ‚schlechte‘ Wohngegenden nicht aufgehoben werden – die liegt ja in der Einkommens- und Wohnpolitik – aber es kann in den Schulen einiges verbessert werden. Die Niederlande, Zürich, Hamburg und auch Kanada haben mit einem Chancenindex gute Erfahrungen gemacht.“ Mit einem solchen Sozialindex, der unter anderem Bildungsstand, Beruf und Einkommen der Eltern umfasst, würde eine Schule um einen bestimmten Prozentsatz  mehr an Ressourcen bekommen. Pilotprojekte zum Chancenindex in einzelnen Bundesländern seien im Zuge der Bildungsreform bereits im Entstehen, informiert wiederum das Bildungsministerium.

Mehr Geld bedeutet für Schulen bedeute nicht unbedingt, dass sie qualitativ besser werden, gibt Schenk zu bedenken. „Deswegen muss jeder Standort ein Konzept entwickeln, wie er die Ressourcen am sinnvollsten einsetzt. Und nach einer Zeit wird überprüft ob die Maßnahmen helfen. Die Vorteile sind: Schulische Autonomie und Demokratie wird gefördert und Anreize für engagierte Pädagogen gesetzt. Das zahlt sich aus: Bessere Leistungen, mehr Chancen und attraktivere Schulen.“

Zur Akuthilfe für Kinder, deren Eltern sich den Schulstart nicht leisten können, hat die Stadtdiakonie Wien ein Spendenkonto eingerichtet:

Aktion Schulanfang
Stadtdiakonie Wien
IBAN: AT13 3200 0002 0747 7417

BIC: RLNWATWW

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Diakonie | Armut | Schule | Jugend | Kinder | Schenk

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