11.03.2004

Schülertalk über religiöse Symbole

Bünker: Religiöser Ausdruck ist Grundbedeutung des Menschseins

Bünker: Religiöser Ausdruck ist Grundbedeutung des Menschseins

Wien, (epd Ö) Der religiöse Ausdruck ist eine „Grundbedeutung des Menschseins“. Diese These vertrat der evangelisch-lutherische Oberkirchenrat Hon.Prof. Dr. Michael Bünker beim „Schülertalk“ am Donnerstag, 4. März, in Wien. Unter dem Thema „Wie viel Platz haben religiöse Symbole im Klassenzimmer?“ hatten das Bildungsministerium, das Siemens Forum Wien, der Standard, das Österreichische Kultur Service (ÖKS) und das ORF-Schülerradio ins Wiener Siemens Forum geladen.

Vor rund 450 Schülerinnen und Schülern diskutierten auf dem Podium neben Bünker die Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Carla Amina Baghajati, der Direktor des Bundesoberstufenrealgymnasiums Wien Hegelgasse, Mag. Dr. Michael Jahn, die Leiterin des Erzbischöflichen Amtes für Unterricht und Erziehung, HR Dr. Christine Mann, und der Verfassungsrechtler Univ. Prof. DDr. Heinz Mayer.

Kritischer Umgang mit Symbolen

Die Zukunftsfähigkeit des Menschen hänge auch mit seinem Leben in religiösen Dimensionen zusammen, betonte Bünker. Außerdem wolle sich Religion aufgrund ihrer Bedeutung „auch in der Öffentlichkeit Gehör verschaffen“. Der Oberkirchenrat erinnerte daran, dass es „gar nicht so lange her“ sei, dass es Evangelischen in Österreich nicht erlaubt war, Symbole ihres protestantischen Glaubens zu zeigen. Bünker unterstrich, wie „notwendig“ ein Ort sei, „wo auch kritisch mit den Symbolen umgegangen wird.“ Deshalb gehöre es für ihn zum Auftrag der öffentlichen Schule, zu diesem kritischen Umgang mit Symbolen heranzuleiten.

Carla Amina Baghajati erklärte mehrmals, dass das Kopftuch für Musliminnen „Teil der Glaubensausübung“, und „kein Symbol“ sei. Es stehe nicht für die gesamte muslimische Religion, obwohl das Kopftuch „in der Außensicht“ zum Symbol für den Islam geworden sei. Wenn man nun „restriktiv“ eingriffe und verordne, das Kopftuch abzunehmen, träfe das den muslimischen Glauben: „Ich fühle mich innerlich verletzt, wenn man mir unterstellt, mein Kopftuch sei ein Zeichen gegen die Demokratie.“ Grundsätzlich sei das Kopftuch „für uns Muslime aber nicht das Thema Nr. 1,“ betonte Baghajati.

Toleranz ja, Indoktrinierung nein

Angesprchen auf das Kreuz in Schulen sagte Michael Jahn, Initiator des Schulversuchs „Kulturkunde-Ethik-Religionen“: „Es ist ganz okay, wenn an den öffentlichen Stellen das Symbol hängt, weil es einfach zu unserer Kultur gehört.“

„Wenn Schülerinnen ein Kopftuch tragen, ist das – rechtlich gesehen Ausübung ihrer Religion“, stellte Heinz Mayer fest. Dafür müsse der Staat ein „Klima der Toleranz“ schaffen. Anders sehe es bei Lehrerinnen mit Kopftuch aus. Dies könne als „Indoktrinierung“ verstanden werden. Für Christine Mann ist das Kreuz im Klassenzimmer „nicht problematisch – ganz im Gegenteil.“ Sie meint, dass die Vorgehensweise in Frankreich eher zu „mehr Polarisierung“ führe, „als Gesetze, die Freiraum schaffen.“ Ihrer Meinung nach gebe es „kein Recht, dass man von religiösen Symbolen verschont wird“.

ISSN 2222-2464

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