05.11.2012

Schiefermair: Fach Ethik hat ein Begründungsproblem

Religionsunterricht wichtig für Identitätsbildung und Dialogfähigkeit

"Religion macht einen wichtigen Bestandteil der Identität aus, das ist unbestritten. Und dass der Religionsunterricht auch Integrationskraft besitzt, zeigt sich am deutlichsten im islamischen Unterricht", sagt der für den Religionsunterricht zuständige Oberkirchenrat Karl Schiefermair in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Furche". (Foto: epd/S. Janits)

Religionsunterricht wichtig für Identitätsbildung und Dialogfähigkeit

Wien (epdÖ) – Um zu einem interkulturellen und interreligiösen Dialog befähigt zu sein, brauchen Schülerinnen und Schüler Wissen über die eigene Herkunft, die eigene Konfession, sagte der für den Religionsunterricht zuständige Oberkirchenrat Karl Schiefermair in einem Gespräch mit dem Grünen-Bildungspolitiker Harald Walser in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „Die Furche“. Ein gemeinsamer Ethik- und Religionenunterricht sei nicht zielführend und sinnvoll, ist Schiefermair überzeugt. Ohne ihren eigenen Hintergrund zu kennen wären SchülerInnen nicht in der Lage, mit anderen Jugendlichen über religiöse und ethische Themen zu diskutieren. „Ein solcher Dialog wird uninteressant.“

Schiefermair betonte in dem Zeitungsgespräch, wie wichtig der Religionsunterricht für die Identitätsstiftung bei jungen Menschen sei. Dies treffe besonders auf Kinder mit Migrationshintergrund zu. „Religion macht einen wichtigen Bestandteil der Identität aus, das ist unbestritten. Und dass der Religionsunterricht auch Integrationskraft besitzt, zeigt sich am deutlichsten im islamischen Unterricht.“ Hier würden muslimische Kinder lernen, sich über ihren Glauben auf Deutsch zu verständigen, so der Oberkirchenrat. „Das macht sie gesellschaftlich anschlussfähig, wie es so schön heißt.“

Kritik äußert Schiefermair an dem Unterrichtsfach Ethik. „Ich glaube, dass das Fach Ethik ein Begründungsproblem hat.“ Letztlich stehe hinter jedem Wert ein Interesse, über das man fairerweise Auskunft geben müsste. Mit diesen Fragen würde sich aber kaum jemand beschäftigen, der sich für die Einführung des Ethikunterrichts ausspricht. „Die evangelische Theologie war insofern immer wertekritisch und redet lieber von Wahrheiten oder von der unantastbaren Würde des Menschen, die sich den Kategorien des Ab-wertens oder Be-wertens entzieht.“

Für einen verbindlichen Ethik- und Religionenunterricht für alle und einen freiwillig wählbaren konfessionellen Religionsunterricht an der Schule spricht sich Harald Walser aus. „In unserem Konzept der ganztägigen grünen Schule wäre ein konfessioneller Religionsunterricht als Freifach auch stundenplantechnisch kein Problem“, erklärte der karenzierte Direktor des Gymnasiums Feldkirch.

ISSN 2222-2464

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