25.11.2023

NÖ: Superintendent feierlich aus seinem Amt verabschiedet

Müller-Marienburg: Wahrnehmen, was Gott einem jeden und einer jeden geschenkt hat

In der Auferstehungskirche in Wiener Neustadt, wo er vor sieben Jahre in sein Amt als Superintendent eingeführt wurde, nahm Lars Müller-Marienburg Abschied von den niederösterreichischen Pfarrgemeinden. (Foto: epd/Uschmann)

Müller-Marienburg: Wahrnehmen, was Gott einem jeden und einer jeden geschenkt hat


Wiener Neustadt – (epdÖ) Mit einem Gottesdienst in der Auferstehungskirche in Wiener Neustadt ist am Samstag, 25. November, der Superintendent der Evangelischen Kirche in Niederösterreich, Lars Müller-Marienburg, feierlich aus seinem Amt verabschiedet worden. Müller-Marienburg hatte nach sieben Jahren an der Spitze der niederösterreichischen Superintendenz im Oktober seinen Rücktritt aus persönlichen Gründen erklärt. In Interviews hatte er von einer längeren Burnout-Erkrankung gesprochen, die zu dieser Entscheidung geführt habe.

„Ausbrennen kann nur jemand, der für eine Sache brennt, du hast wahrlich gebrannt für die Superintendenz und ihre Menschen“, sagte Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour, die gemeinsam mit dem Superintendenten die Diözese leitet. Malekpour würdigte den Weitblick und die Innovationsfreude von Müller-Marienburg, der etwa in der Pandemie „der ganzen Kirche Sofa-Gottesdienste und Mittagsgebete im World-Wide-Web geschenkt“ habe. Niemand könne sich vorstellen, wie viele Aufgaben an diesem Amt hängten. Gewissermaßen en passant seien etwa in Müller-Marienburgs Amtszeit auch die Finanzen saniert und die Superintendentur renoviert worden.

Die Verantwortung der Kirche bestehe nicht in der Erfüllung grundlegender Lebensbedürfnisse, sondern darin, „alle Menschen auf die Perspektive Gottes hinzuweisen“, sagte der Superintendent in seiner Abschiedspredigt. Dabei gehe es um den Blickwinkel der Jugend, nämlich „Wahrnehmen, Dankbarsein und Genießen der Möglichkeiten Gottes“. In „möglichst großer Weite“ statt manchmal auch in innerhalb der Kirchen anzutreffender Enge gelte es, die „volle Bandbreite von dem wahrzunehmen, was Gott einem jeden und einer jeden von uns geschenkt hat“, erklärte Müller-Marienburg. Das Potential dafür sei in der Kirche vorhanden, denn hier werde „die ganze Bandbreite des Lebens gefeiert, von den größten Freuden bei Hochzeiten und Taufen bis zu den dunkelsten Stunden beim Abschied von geliebten Menschen“. Der großen Festgemeinde, die nach Wiener Neustadt gekommen war, wünschte Müller-Marienburg, „dass Sie in Ihrem Leben die wunderbare Weite der Geschenke Gottes erleben“.

Senior Christian Brost, einer der Stellvertreter des Superintendenten, dankte für das gute Miteinander. Müller-Marienburg habe er immer als „offen, ehrlich und geradlinig“ erlebt, als jemanden, der sich als guter Zuhörer erwiesen und auch in schwierigen Situationen Entscheidungsfreude bewiesen habe. „Der Abschied fällt vielen nicht leicht, aber für Dich soll er ein Segen sein“, sagte Ortspfarrerin Karoline Rumpler zu Beginn des Gottesdienstes, der von mehreren Mitarbeitenden aus verschiedenen Arbeitsbereichen der Diözese gestaltet wurde, darunter viele Jugendliche der EJ Niederösterreich. In dem Gottesdienst legte der Superintendent sein Amtskreuz ab, Seniorin Birgit Schiller und Senior Markus Lintner gaben dem Superintendenten gemeinsam mit mehreren Repräsentant:innen unterschiedlicher Arbeitsbereiche Segensworte mit auf den Weg.

Segensworte zum Abschied. (Foto: epd/Uschmann)

Gekommen waren zu dem Gottesdienst Vertreter:innen der Evangelischen Kirchen und der Ökumene ebenso wie aus der Politik und dem öffentlichen Leben. Landtagspräsident Karl Wilfing dankte für die „großartige Zusammenarbeit“ und den Einsatz des Superintendenten, „bis an die Grenzen deiner Kraft“. Besonders würdigte Wilfing, dass Müller-Marienburg immer die Anliegen junger Menschen in der Kirche gefördert habe, die Evangelische Kirche sei „nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein Ort, wo der Zusammenhalt und die Gemeinschaft gestärkt“ werde. Gerade in Zeiten der Polarisierung würden in der Evangelischen Kirche „Ökumene gelebt und Grenzen abgebaut“, so der Landtagspräsident.

Seitens der römisch-katholischen Kirche unterstrich Weihbischof Anton Leichtfried das gute Klima der Zusammenarbeit. Die Begegnungen mit dem Superintendenten seien immer „von herzlichem, ehrlichem Interesse“ getragen gewesen, sagte Leichtfried und dankte dem Superintendenten „für das Glaubenszeugnis ebenso wie für die Sachthemen“, die Müller-Marienburg eingebracht habe.

Von dem scheidenden Superintendenten verabschiedeten sich im Gottesdienst auch viele Amtskollegen aus allen Teilen Österreichs, die gemeinsam mit den Superintendentialkurator:innen nach Wiener Neustadt gekommen waren. „Du hast Weite auch in unseren Kreis gebracht“, sagte der Kärntner Superintendent Manfred Sauer. Die Wiener Superintendentialkuratorin Petra Mandl dankte für die wichtige „Orientierung“ durch Müller-Marienburgs Engagement, der Oberösterreichische Superintendent Gerold Lehner sprach Segensworte im Namen aller Superintendenten und Superintendentialkurator:innen.

Lars Müller-Marienburg wurde 1977 in Ansbach (Deutschland) geboren. Nach dem Studium der Theologie absolvierte er seine Ausbildung zum Pfarrer in Linz und Pöttelsdorf. 2010 wurde er Pfarrer an der Auferstehungskirche in Innsbruck. 2016 wurde er zum niederösterreichischen Superintendenten gewählt. Er folgte in diesem Amt auf Paul Weiland, der 2015 plötzlich verstorben war.

Nun sind die evangelischen Pfarrgemeinden in Niederösterreich aufgerufen, Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl eines neuen Superintendenten / einer neuen Superintendentin zu nominieren. Die Wahl wird dann am 16. März 2024 stattfinden.

Bilder vom Abschiedsgottesdienst finden Sie auf foto.evang.at

ISSN 2222-2464

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