05.09.2024

NGOs fordern nationalen Aktionsplan gegen Einsamkeit

Diakonie, Caritas und weitere Organisationen präsentierten Maßnahmenkatalog gegen wachsendes Gesellschaftsproblem

Der Caritas-Studie zufolge sind rund 600.000 Menschen in Österreich von Einsamkeit betroffen. (Foto: depositphotos / Luk4m4r4)

Diakonie, Caritas und weitere Organisationen präsentierten Maßnahmenkatalog gegen wachsendes Gesellschaftsproblem

Wien (epdÖ) – Gemeinsam mit dem Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) haben Hilfsorganisationen bei einer Pressekonferenz am 4. September in Wien auf die Gefahren der Einsamkeit und Isolation aufmerksam gemacht. Unter dem Titel „Einsamkeit – Gefahr für Gesundheit und Gesellschaft. JETZT gemeinsam handeln!“ fordern die Hilfsorganisationen, darunter Diakonie, Caritas, Armutskonferenz, Rotes Kreuz, pro Mente, Hilfswerk, Krebshilfe sowie Patientenorganisationen einen nationalen Aktionsplan, der zehn Maßnahmen enthalten soll. Ziel dieses Aktionsplans ist es, die psychosozialen und gesellschaftlichen Folgen der Einsamkeit einzudämmen.

Laut einer aktuellen Studie der Caritas sind rund 600.000 Menschen in Österreich mehr als die Hälfte ihrer Zeit mit dem Problem der Einsamkeit konfrontiert. Caritas-Generalsekretärin Anna Parr bezeichnete die Einsamkeit als eine „stille Krise, die uns alle betrifft“. Am geforderten nationalen Aktionsplan sollten sich die verschiedenen Ministerien sowie die Wirtschaft und die Zivilgesellschaft beteiligen. Dabei seien „fundierte Daten“ als Grundlage wie auch ein „echter politischer Wille“ nötig. Erst auf diese Weise könne der soziale Zusammenhang gestärkt werden, unterstrich Parr.

An erster Stelle der zehn Maßnahmen müsse das Ende der Stigmatisierung von Einsamkeit stehen, forderten die Organisationen. Ein nationaler Aktionsplan soll dazu erarbeitet und eine Koordinationsstelle gegen Einsamkeit eingerichtet werden. Darüber hinaus sollen die volkswirtschaftlichen Kosten der Einsamkeit beziffert und die Forschung über diese Thematik gefördert werden. Weitere Forderungen umfassen den Ausbau der kostenfreien psychologischen Versorgung, ein Recht auf barrierefreie und mehrsprachige Angebote gegen Einsamkeit, eine Förderung einer „Kultur des neuen Miteinanders“ und einen Fokus auf besonders vulnerable Gruppen. Zudem müsse die soziale Teilhabe inklusive eines „Rechts auf analoge Angebote“ gefördert werden.

Diakonie: Freiwilligen-Netzwerke fördern

Programme gegen Einsamkeit forderte auch Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser. Investiert werden solle in Freiwilligen-Netzwerke, Grätzlarbeit, Nachbarschaftshilfe und Projekte des Gemeinwesens. Auch müssten andere Formen der Community-Arbeit in Pflege, Familienhilfe oder in der Begleitung von Menschen mit Behinderungen gefördert werden. „Gesellschaftliche Teilhabe ist ein wichtiger Faktor, der vor Einsamkeit schützt“, betonte Moser.

Martin Schenk von der Armutskonferenz warnte davor, dass Einsamkeit in Verbindung mit Armut, sozialen Krisen und schlechter sozialer Infrastruktur noch bedrohlicher werde. Das Gefühl des Vergessenwerdens führe zu einem Vertrauensverlust in die Gesellschaft und Demokratie, was auch die Wahlbeteiligung senken könne.

Die Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen, Beate Wimmer-Puchinger, nannte die Einsamkeit einen „Risikofaktor für die psychische Gesundheit“. Diese mache anfälliger für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen. Der Rückzug einzelner Menschen schwäche überdies den sozialen Zusammenhalt. Wimmer-Puchinger sprach sich für den Ausbau kostenfreier psychologischer Versorgung aus und hofft, dass das Thema „aus der Tabuzone hervorgeholt und besprechbar gemacht“ werde.

ISSN 2222-2464

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