30.03.2005

KEK und Diakonie Europa fordern sozialen Zusammenhalt als prioritäres Ziel

Ungebremste Dominanz des Ökonomischen würde bedeuten, dass die EU ihre Seele verkauft

Ungebremste Dominanz des Ökonomischen würde bedeuten, dass die EU ihre Seele verkauft

Brüssel-Wien (epd Ö) – In einem gemeinsamen Brief an den amtierenden Ratspräsidenten Jean Claude Juncker zeigen sich Diakonie Europa und die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) besorgt, „dass sozialer Zusammenhalt als prioritäres Ziel aus der Lissabon-Strategie entfernt wird. Das ist ein Rückschritt zu einer eindimensionalen Politik, die den Lissabon-Prozess auf eine simple Agenda von Kostenwettbewerb und Deregulierung verengt, und die Realität von 68 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze in Europa ignoriert“.

Diakonie Europa und die KEK betonen, dass „der Geist der Lissabon-Strategie für eine nachhaltige Entwicklung in einer integrierten ökonomischen, sozialen und ökologischen Dimension nicht verloren gehen darf“, und sie drängen auf „die Balance dieser Werte“: „Soziale Sicherheit, Armutsbekämpfung und nachhaltige Entwicklung tragen bei, einen sozialen Rahmen der Stabilität zu schaffen, der einen entscheidenden Faktor für nachhaltiges ökonomisches Wachstum mit mehr und besseren Jobs darstellt.“ Dazu braucht es auch, „mehr in Menschen zu investieren, in Bildung, Training, lebenslanges Lernen, Innovation und Forschung“, so Diakonie Europa und die Konferenz Europäischer Kirchen in ihrem Brief an Juncker.

„Nachdem nun von den Regierungschefs Töne stärkerer Rückbesinnung auf ein soziales Europa zu vernehmen sind, müssen wir darauf achten“, erklärt Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich, „dass die soziale Dimension Europas nicht rhetorischer Weihrauch bleibt, sondern sich in sozialpolitischen Instrumenten zeigt.“ Gefordert werden Aktionspläne gegen Armut, Maßnahmen, um „working poor“ zu verhindern, aktive Arbeitsmarktpolitik für handicapped people als prioritäre Ziele mit Zeitplänen und Finanzierungsrahmen.

„Die Kirchen treten dafür ein, dass die Europäische Union ihren Wurzeln und ihrem Auftrag als Wertegemeinschaft treu bleibt“, unterstreicht der evangelische Oberkirchenrat Michael Bünker den Aufruf der europäischen Kirchen. „Eine ungebremste Dominanz des Ökonomi-schen vor den ökologischen und sozialen Aufgaben würde bedeuten, dass die EU ihre Seele verkauft.“

ISSN 2222-2464

Diesen Beitrag teilen

Newsletter abonnieren

Der Newsletter von evang.at mit den wichtigsten Nachrichten des Evangelischen Pressedienstes (epd) ist kostenlos und erscheint in der Regel einmal pro Woche am Mittwoch.