13.09.2020

Jedes Kind ist wertvoll

Maria Katharina Moser über Homeschooling und Wirtschaftsinteressen

"Was gibt es also Produktiveres, als Kinder gut ins Leben zu begleiten?" Foto: pixnio

Maria Katharina Moser über Homeschooling und Wirtschaftsinteressen

Morgen beginnt der Ernst des Lebens wieder für die Schüler und Schülerinnen in den westlichen Bundesländern, im Osten hat er bereits vor einer Woche begonnen. Ein Schulstart, geprägt von Ungewissheit. Die Corona-Ampel kann jederzeit umspringen, von Bezirk zu Bezirk verschieden. Dann müssen Maßnahmen gesetzt werden. Die größte Sorge bereitet Eltern und Kindern wie auch Lehrern und Lehrerinnen wohl erneutes Homeschooling. Das Frühjahr hat gezeigt, welche enormen Herausforderungen damit verbunden sind, ja dass Homeschooling auch Schaden anrichtet: Die Schere der Bildungsungleichheit ging auseinander. Der Hälfte der Familien gelang das Homeschooling sehr gut oder gut, die andere Hälfte allerdings hatte Schwierigkeiten – zu wenig Platz und Ruhe zum Lernen in überlegten Wohnungen, mangelnde technische Ausstattung, die Eltern haben selbst zu wenig Bildung, um mit den Kindern zu lernen – und wurde abgehängt. 12% der Kinder konnten Lehrer und Lehrerinnen während der Schulschließungen überhaupt nicht erreichen.

Eine andere Art von Schaden wird seitens der Wirtschaft konstatiert: Weil Eltern mehr Zeit für Betreuung und Bildung der Kinder aufwenden mussten, könnten sie weniger arbeiten. Das bedeute, so Ökonomen der Agenda Austria, einen Verlust in der heimischen Wertschöpfung von 7,2 Mrd. Euro. In der medialen Berichterstattung liest sich das so: „Homeschooling kostet Millionen produktive Arbeitsstunden. Bis zu 121 Millionen Arbeitsstunden von Eltern fielen in der Corona-Krise der Kinderbetreuung zum Opfer.“

Ich meine, mich verlesen zu haben: Produktive Arbeitsstunden fallen der Kinderbetreuung zum Opfer?! Das spricht Bände darüber, welcher „Wert“ Kindern, ihrer Betreuung und der unbezahlten Familienarbeit, die vor allem Frauen leisten, beigemessen wird.

Ein Blick in die Bibel zeigt: Kinder sind ein Segen und eine Gabe Gottes. Wie alle Gaben Gottes sind sie uns anvertraut. Abgesehen davon: Ohne unbezahlte Familienarbeit wäre gar keine Erwerbsarbeit möglich, ja die ganze Wirtschaft würde zusammenbrechen. Was gibt es also Produktiveres, als Kinder gut ins Leben zu begleiten? Und zwar alle Kinder – weil jedes Kind wertvoll ist und alle Kinder gleich viel wert sind. Tragen wir also Sorge dafür, dass wir keinen Schüler und keine Schülerin zurücklassen – auf welcher Farbe auch immer die Corona-Ampel gerade steht.

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Moser | Coronavirus | Kinder

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