03.08.2011

Hiroshima-Gedenken im Zeichen der Fukushima-Katastrophe

Spitzen der evangelischen Kirchen fordern Abrüstung der Atomwaffen

Das Friedensdenkmal in Hiroshima ist eine Gedenkstätte für den ersten kriegerischen Einsatz der Atombombe. Foto: Wikimedia/FlyingToaster

Spitzen der evangelischen Kirchen fordern Abrüstung der Atomwaffen

Wien (epdÖ) – In seinem Grußwort zum diesjährigen Hiroshima-Gedenktag am 6. August erinnert der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker an die Friedenskonvokation auf Jamaika im Mai dieses Jahres, die anlässlich der „Dekade zur Überwindung der Gewalt“, ausgerufen vom Ökumenischen Rat der Kirchen, abgehalten wurde. Die Delegierten aus aller Welt und aus allen Kirchen hätten sich dafür ausgesprochen, Krieg für illegal zu erklären und einen gerechten Frieden gefordert. Die Kirchen „treten weiterhin mit Nachdruck für die vollständige nukleare Abrüstung ein“, zitiert Bünker aus dem Aufruf, der bei der Tagung verabschiedet wurde. Der jährliche Hiroshimatag biete Gelegenheit, im Gedenken an die Opfer den Einsatz gegen die immer noch bestehende atomare Bedrohung zu verstärken, heißt es dort weiter.

„Es ist eine der vordringlichsten Aufgaben für Christinnen und Christen, die Schöpfung Gottes zu bewahren und nach Frieden und Gerechtigkeit in der Welt zu streben. Diese Ziele stehen in krassem Widerspruch zum Besitz oder gar zum Einsatz von Atomwaffen“, erklärt der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld in seinem Grußwort zum diesjährigen Hiroshima-Gedenken rund um den 6. August. Die Katastrophe von Fukushima habe gezeigt, dass der Mensch selbst die friedliche Nutzung der Atomenergie nicht vollständig unter seiner Kontrolle habe. So wie Menschen über Terroranschläge empört seien, müssten auch die Androhung des Einsatzes von Atomwaffen oder die Durchführung von Atomtests bei der Bevölkerung auf Ablehnung stoßen. Das Gedenken und Erinnern an die Massenmorde von Hiroshima und Nagasaki sei notwendig und zeige, dass sich viele mit der Existenz von Vernichtungswaffen niemals abfinden würden, so Hennefeld.

Anlässlich des Hiroshima-Gedenktags erinnert die evangelisch-lutherische Oberkirchenrätin Hannelore Reiner an die Tragödie in Norwegen und die katastrophale Lage in Ostafrika. Ernstgemeinte Friedensarbeit beginne immer mit dem Respekt vor der Würde des Mitmenschen und beinhalte auch das Überdenken der eigenen Einstellungen und Feindbilder. Eine Abrüstung der Worte könne nur gefordert werden, wenn auch ein Abbau und eine Begrenzung der Waffen, darunter auch der Atomwaffen, angestrebt und durchgeführt werde. Reiner plädiert dafür, dass „das große Geld anstatt in Waffenarsenale in die Lager der Hungernden in Afrika und anderswo fließt“.

Der evangelisch-lutherische Superintendent der Steiermark, Hermann Miklas, geht ebenfalls auf die Katastrophe von Fukushima ein, wo seit März dieses Jahres ein Atomkraftwerk in Folge eines Erdbebens und Tsunamis nicht mehr vollständig unter Kontrolle ist. Wenn schon die friedliche Atomenergie kaum zu bändigen sei, wäre ein Einsatz atomarer Technik für kriegerische Zwecke noch unverantwortlicher. „Denn dabei würden womöglich noch weitere Eigendynamiken freigesetzt, die die Erde schließlich überhaupt unbewohnbar machen könnten“, schreibt Miklas anlässlich des Hiroshima-Gedenkens.

Am 6. August 1945 haben Soldaten der US Air Force die erste Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen. Daher gedenken an diesem Tag weltweit – und auch in Österreich – Menschen der Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki und fordern eine Welt ohne Atomwaffen und ohne Krieg.

Die Hiroshima-Veranstaltung beginnt am 6. August um 18.00 Uhr auf dem Wiener Stephansplatz und wird um ca. 20.30 Uhr mit einem Laternenmarsch vom Stephansplatz zum Teich vor der Karlskirche abgeschlossen. Im Rahmen der Aktion werden Grußadressen von prominenten Persönlichkeiten veröffentlicht. VertreterInnen von Friedensgruppen sprechen zum Thema Atomwaffen.

Weitere Informationen: http://www.hiroshima.at

ISSN 2222-2464

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