07.10.2016

Haiti: Tausende von Hurrikan betroffen

Diakonie Katastrophenhilfe und Kindernothilfe helfen vor Ort

Nach ersten Schätzungen sind 350.000 Menschen auf Hilfe in Haiti angewiesen, nach dem ein Hurrikan am 4. Oktober große Schäden angerichtet hat. (Foto: Christian Aid/ACT Alliance)

Diakonie Katastrophenhilfe und Kindernothilfe helfen vor Ort

Port-au-Prince (epdÖ) – Ein Hurrikan der Kategorie 4 ist mit Windgeschwindigkeiten von über 225km/h am 4. Oktober auf den Südwesten Haitis getroffen. Seine langsame Zuggeschwindigkeit und extrem große Regenmengen haben zu schweren Überflutungen geführt. Hilfsorganisationen wie die Kindernothilfe und die Diakonie Katastrophenhilfe sind vor Ort und leisten Nothilfe über ihre Partnernetzwerke.

Hurrikan „Matthew“ traf am Dienstag, 4. Oktober, in der Früh in Haiti nahe des Ortes Les Anglais auf Land. Der Hurrikan brachte starken Regen, heftigen Wind und acht bis zehn Meter hohe Wellen mit sich. Das Ausmaß der Schäden ist zurzeit noch unklar. Aktuell wird von mehreren Toten, entwurzelten Bäumen, zerstörten Hausdächern und verwüsteten Feldern berichtet. Die Hauptverkehrsstraße von der Hauptstadt Port-au-Prince in den Südwesten der Insel ist wegen einer komplett zerstörten Brücke unterbrochen. Haiti gilt als ärmstes Land des amerikanischen Kontinents, und ein großer Teil der Bevölkerung ist nicht ausreichend vor einem Hurrikan dieser Größe geschützt. Sechs Jahre nach dem Erdbeben, bei dem rund 250.000 Menschen ums Leben kamen, leben bis heute noch mehr als 60.000 Menschen in Zelten.
„Mehr als 750.000 Menschen sind wegen der Überflutungen jedenfalls auf Nothilfe angewiesen, mindestens 60.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Aufgrund zerstörter oder nicht passierbarer Straßen kommen Hilfskräfte nur schwer in die am schlimmsten betroffenen Gebiete“, berichtet Sylvie Savard, Leiterin des Projektbüros der Diakonie Katastrophenhilfe in Port-au-Prince. „Außerdem hat der Hurrikan mit den Feldern und Tieren auch die Lebensgrundlage der Landbevölkerung fortgespült. Eine Hungerkrise im Land ist deshalb schon jetzt absehbar“, betont Savard.

„Wir müssen auch eine Zunahme der Cholera befürchten“, berichtet Dagmar Lassmann, Leiterin der Diakonie Katastrophenhilfe Österreich. Sie bezieht sich auf die Meldung von bereits mehr als 28.000 Fällen in diesem Jahr, schon vor dem Hurrikan. „Durch die Überschwemmungen hat sich die Trinkwasser- und Hygienesituation in vielen Gebieten jetzt dramatisch verschlechtert“, so Lassmann.

Hilfe über starkes Partnernetzwerk

Die Diakonie Katastrophenhilfe ist seit dem Erdbeben 2010 auf der Insel aktiv und unterstützt bis heute Projekte für den Wiederaufbau und zur Katastrophenvorsorge. „Dadurch konnte jetzt die Nothilfe über unser starkes Partnernetzwerk ACT Alliance auch schnell gestartet werden. Bereits hunderte Hygienepakete und Notfallspakete mit Decken und Planen wurden an die Menschen in der Region um Bainet verteilt“, erklärt Lassmann.

Die Lebensgrundlage vieler Menschen ist bedroht. Vor allem Nahrungsmittel und sauberes Wasser fehlen. Kurzfristig gehe es nun um die Notversorgung der Menschen, mittelfristig darum, den durch den Hurrikan verursachten Verlust der Ernte auszugleichen. Ein mühsam aufgebautes Projekt zur Salzgewinnung im Nordwesten Haitis etwa sei durch die meterhohen Wellen buchstäblich weggeschwemmt worden, berichten lokale Kindernothilfe-Partner. Kinder sind nach Katastrophen besonders gefährdet. Deshalb errichtet die Kindernothilfe jetzt wie nach dem Erdbeben 2010 spezielle Kinderschutzzentren, in denen die Kinder altersgerechte Nahrung, besondere Zuwendung und vor allem Schutz finden.

Demeter Russafov, Mitarbeiter des Kindernothilfe-Büros in Port-au-Prince, ist von einer Erkundungstour durch die am schlimmsten betroffenen Gebiete zurückgekehrt: „Die Situation in den ländlichen Gebieten ist für Tausende Familien kritisch. Allein in Ans Rouge, im Nordwesten Haitis, sind 720 Häuser unterschiedlich stark zerstört und fünf Schulen beschädigt.“ Die Stadt Port-à-Piment sei völlig zerstört. Durch die Überschwemmungen wurden Ernten zerstört und Trinkwasservorräte vergiftet. „Die Gefahr, dass sich Epidemien wie die Cholera weiter ausbreiten, ist enorm hoch.“ Ein Dach über dem Kopf, Nahrung und sauberes Wasser seien aber nicht ausreichend für das Wohl vieler betroffener Mädchen und Buben. Die Kinder brauchten möglichst rasch wieder klare Strukturen, um die Erlebnisse gut verarbeiten zu können. In den Kinderschutzzentren der lokalen Partnerorganisationen kümmern sich deshalb Sozialarbeiter und bei Bedarf Psychotherapeuten um die Kinder.Die Kindernothilfe ist seit 1973 in Haiti aktiv und unterstützt dort aktuell rund 16.300 Kinder in 14 verschiedenen Projekten.

Spenden werden dringend erbeten, um die angelaufenen Sofortmaßnahmen zu unterstützen. Spendenkonten:

Diakonie Katastrophenhilfe
Kennwort: Haiti Hurrikan
IBAN: AT85 2011 1287 1196 6333
BIC: GIBAATWWXXX
oder online hier.

Kindernothilfe Österreich
IBAN AT142011131002803031
BIC GIBAATWW
oder online hier.

ISSN 2222-2464

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