23.01.2023

Gemeinsamer Einsatz der Kirchen für Frieden und Gerechtigkeit

Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) zur Gebetswoche für die Einheit der Christen in Wels

Die stellvertretende ÖRKÖ-Vorsitzende, Oberkirchenrätin Ingrid Bachler, beim TV-Gottesdienst in Wels. (Foto: epd/Uschmann)

Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) zur Gebetswoche für die Einheit der Christen in Wels

Wels (epdÖ) – Im Zeichen des gemeinsamen Einsatzes der Kirchen für Frieden und Gerechtigkeit stand am Sonntag der TV-Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). Der Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Franziskus in Wels wurde live auf ORF2 und im ZDF übertragen. Er stand unter dem biblischen Motto „Tut Gutes! Sucht das Recht!“ Mit der Gemeinde in Wels und der internationalen TV-Gemeinde feierten u.a. die evangelische Oberkirchenrätin und stellvertretende ÖRKÖ-Vorsitzende Ingrid Bachler, der armenisch-apostolische Bischof und ÖRKÖ-Vorsitzende Tiran Petrosyan und der römisch-katholische Bischof Manfred Scheuer.

„Jesus Christus ist der Friede in Person“, sagte der Linzer Bischof, der in der Bischofskonferenz für die Ökumene zuständig ist. „Friede, Versöhnung, Heilung, Entgiftung sowie Überwindung all dessen, was die Menschen voneinander trennt, Aufhebung aller Feindschaft unter ihnen und den Völkern – das ist das Erlösungswerk Jesu“, erklärte Scheuer. Es sei Auftrag der Kirchen, „Gottes Friedensbewegung auf der Erde zu sein“.

Der Bischof räumte ein, „dass die Wirklichkeit oft anders aussieht“. Es gebe keine Religion, auch keine Weltreligion, die in ihrer Beziehung zu Gewalt und Krieg praktisch frei von Zweideutigkeit wäre. „Das erleben wir äußerst schmerzhaft seit etwa einem Jahr beim Krieg in der Ukraine. Das gilt aber auch auf vielen anderen Ebenen. Angefangen bei kleinen christlichen Gemeinschaften, Pfarrgemeinden bis hin zur größeren Kirchenstruktur“, so Scheuer: „Bei weitem geht es nicht immer friedlich zu.“

Friede und Versöhnung hätten ihren Ort in den Herzen der Menschen: „In einer Spiritualität des Friedens geht es zunächst um eine Abrüstung des Denkens. Da sollen eigene Kränkungen, Verfolgungsängste und Hassgefühle geheilt, Feindbilder abgebaut und Vorurteile hinterfragt werden. Da ist es wichtig, wohl mit den eigenen Grenzen zu leben, mit diesen aber dynamisch umzugehen und so leibliche, biologische und nationale bzw. ethnische Grenzen zu überschreiten.“

Die christliche Rede von Frieden und Versöhnung dürfe aber nicht auf das religiös verinnerlichte Verhältnis des Einzelnen auf Gott reduziert werden, warnte der Bischof. Er verwies auf Papst Johannes XXIII., der vier Voraussetzungen bzw. Säulen des Friedens benannt habe: Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit. Friede im Sinne Jesu Christi heiße dabei: „Überwindung von Feindschaft, Transformation der Gegensätze in eine fruchtbare Spannung und Vielfalt, Zusammenführung getrennter oder verfeindeter Parteien und Gruppen.“ Das sei ein konfessionsübergreifender Auftrag: „Eine Kultur des Dialogs, des aufeinander Hörens und voneinander Lernens, der Versöhnungsbereitschaft und der Gewaltlosigkeit kann von den Kirchen ihren Ausgang nehmen.“ Scheuer hob zudem hervor, dass hier in den ökumenischen Bemühungen der letzten Jahrzehnte auch schon einiges geschehen sei.

Neben Scheuer, Petrosyan und Bachler gestalteten den Gottesdienst auch Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, leitende Seelsorgerin der Pfarre St. Franziskus, der emeritierte altkatholische Bischof Johannes Okoro, Doreen Ighama, Kirchenvorständin der Evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich, sowie Diakon Nemanja Micic von der serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde in Wels mit.

Der TV-Gottesdienst fand im Rahmen der heurigen „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ (18.-25. Jänner) statt. Weltweit wird in diesen Tagen über alle Konfessionsgrenzen hinweg für die Überwindung von Spaltung, Ungerechtigkeit und Ausgrenzung gebetet. Der ÖRKÖ veranstaltete den Gottesdienst gemeinsam mit der Diözese Linz und der örtlichen Gemeinde.

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Frauenensemble des Chors Septakkord und mit Gemeindegesang. Am Klavier spielte Johanna Male-Kamml, die musikalische Gesamtleitung lag bei Monika Deinhammer-Waldhör.

Die Kollekte beim Gottesdienst kam von Gewalt betroffenen Frauen und Mädchen in Guatemala zugute. Das Hilfsprojekt der Organisation „MIRIAM Verein zur intellektuellen Förderung von Frauen“ ist das heurige soziale Jahresprojekt des ÖRKÖ.

Dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) gehören 17 Kirchen an: die Altkatholische Kirche, Anglikanische Kirche, Armenisch-apostolische Kirche, Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Evangelische Kirche A.B., Evangelische Kirche H.B., Evangelisch-methodistische Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Serbisch-Orthodoxe Kirche und Syrisch-Orthodoxe Kirche. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche, der Bund der Baptistengemeinden und die Neuapostolische Kirche sind „Mitglieder mit beratender Stimme“. Weitere Institutionen bzw. Organisationen besitzen Beobachterstatus.

Hier kann der Gottesdienst nachgesehen werden:
religion.orf.at/tv/stories/3217253/

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

ÖRKÖ | Ökumene | Scheuer | Bachler

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