06.09.2004

Ein Hoffnungszeichen gegen die Resignation

Zum Hiroshima-Tag fordern zahlreiche Stimmen aus der Evangelischen Kirche nukleare Abrüstung und Ächtung von Atomwaffen

Zum Hiroshima-Tag fordern zahlreiche Stimmen aus der Evangelischen Kirche nukleare Abrüstung und Ächtung von Atomwaffen

Wien, 5. August 2004 (epd Ö) Zahlreiche Grußadressen anlässlich des Hiroshima-Tages am Freitag, dem 6. August, erreichten die Wiener Friedensbewegung und die Hiroshima-Gruppe auch aus der Evangelischen Kirche in Österreich.

„Auch in diesem Jahr“, so schreibt der Bischof der Evangelischen Kirche A.B., Mag. Herwig Sturm, „hat sich wieder gezeigt, dass die Fähigkeit, mit Waffengewalt Menschen und ihre Einrichtungen zu vernichten an Präzision wächst, die Fähigkeit, zwischen Menschen und Völkern Vertrauen zu bilden und Frieden zu stiften, aber viel weniger Unterstützung erfährt und nur dort gelingt, wo sie mit hohem persönlichen Einsatz verbunden ist. Ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft, für diesen Frieden und für den Aufbau einer gerechteren Welt auf die Straße zu gehen. Ich gedenke mit Ihnen der Opfer dieser beiden Atombombenabwürfe, der Opfer von Tschernobyl und aktuell aller Opfer des Irak-Krieges.“

Die lutherische Oberkirchenrätin Dr. Hannelore Reiner fragt sich in ihrem Grußwort: „Wer hört denn auf die dies einmahnenden Stimmen, selbst wenn Tausende die Straßen lautstark mit ihrem Protest erfüllen? Machtgelüste und Profitgier scheinen noch immer stärker zu sein.“ Sie fährt fort: „Dennoch darf unsere Welt nicht den Atombefürwortern und Kriegstreibern überlassen werden. Das jährliche Gedenken am 6. August – weltweit und eben auch in Wien – verstehe ich darum auch als ein Hoffnungszeichen gegen die Resignation.“

„Bestimmte Atomwaffenstaaten“

Oberkirchenrat Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker erklärt: „ Es sind nach Meinung der Kirchen bestimmte Atomwaffenstaaten, die durch ihre Politik die Fortschritte auf dem Weg nuklearer Abrüstung unterminieren. Aus diesem Grund richtet sich der Einsatz der Kirchen darauf, dass die Atommächte die Bedeutung von Kernwaffen für ihre Sicherheitspolitik überdenken und vermindern.“

Eine Mahnung spricht der Superintendent der Steiermark, Mag. Hermann Miklas, aus: „Hiroshima und Nagasaki markieren absolute Tiefpunkte in der Geschichte der Menschheit. Doch soll die Ächtung des unvorstellbar großen „Bösen“ von damals unseren Blick nicht dafür trüben, dass auch heute wieder Entwicklungen in Gang sind, die früher oder später ebenfalls in eine Katastrophe führen können. Sicher in eine andere, aber vielleicht in eine ähnlich schlimme. Darum: Wehret den Anfängen!“

Kategorisches Nein zum Besitz und zur Weiterentwicklung von Atomwaffen

Und der Kärntner Superintendent Mag. Manfred Sauer erinnert daran: „Der Gedenktag von Hiroshima ist ein guter Anlass, inne zu halten, der Opfer und der bis in die Gegenwart reichenden Folgen zu gedenken. Gleichzeitig sollte ein solches Gedenken alle Bemühungen für ein friedliches Miteinander zu wirken, bestärken. Veränderung beginnt bekanntlich bei mir selbst, in meinem Denken und in meinem Herzen. Möge der göttliche Geist uns alle zum Frieden ermutigen und bei der Umsetzung helfen.“

.

Der reformierte Oberkirchenrat Pfarrer mag. Thomas Hennefeld stellt fest: „Menschen, die an einen Gott des Lebens glauben und das Leben in Fülle für alle Menschen anstreben, können nur ein kategorisches Nein zum Besitz und zur Weiterentwicklung von Atomwaffen sagen. Als Kirche sind wir verpflichtet, alles Menschenmögliche zu tun, um den verantwortlichen Personen unablässig ins Gewissen zu reden, wie es die alttestamentlichen Propheten ihren Machthabern gegenüber getan haben.“

Wie ein Pfahl im Fleisch

Der Superintendent der Evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich, Pastor Lothar Pöll schreibt in seiner Grußadresse: „Ein solches Gedenken ist wie ein Pfahl im Fleisch. Wir leben nicht im Paradies. Im Gegenteil. Die täglichen Fernsehbilder zeigen uns den Krieg und die Opfer der Gewalt. Wir haben uns auch daran schon gewöhnt. Und es ist allen zu danken, die diese Erinnerung an das unvorstellbare Leid wach halten und jedes Jahr neu mahnen, dass wir noch immer in einer Welt leben, in der Atomwaffen erzeugt, zum Einsatz bereit gehalten und mit ihrem tatsächlichen Einsatz gedroht wird.“

Weitere Grußworte an die Veranstalter des Hiroshima-Tages sandten der niederösterreichische Superintendent Mag. Paul Weiland, der emeritierte Wiener Superintendent Mag. Werner Horn, Pfarrer Mag. Michael Meyer, Schwechat, Gefängnispfarrer Dr. Matthias Geist, der Leiter der Evangelischen Akademie Wien, Mag. Roland Ritter-Werneck, em. Univ.-Prof. Dr. Kurt Lüthi, sowie der reformierte Oberkirchenrat a.D. Dr. Balázs Németh

Laternenmarsch vom Stephansdom zur Karlskirche

Vor 59 Jahren, am 6. und 9. August 1945, wurden mit dem Atombombenabwurf der Amerikaner über die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki die ersten beiden Atombomben gegen Menschen eingesetzt. 300.000 Menschen starben unmittelbar danach, bis heute leiden ebenso viele an den Spätfolgen.

Am Hiroshima-Tag am Freitag, dem 6. August, marschieren ab 20.30 Uhr die FriedensaktivistInnen der Wiener Friedensbewegung und der Hiroshima-Gruppe nach japanischem Vorbild wieder mit Laternen vom Wiener Stephansplatz zum Teich vor der Karlskirche. (Bei Schlechtwetter wird die Aktion auf Samstag, 7. August verschoben.)

ISSN 2222-2464

Diesen Beitrag teilen

Newsletter abonnieren

Der Newsletter von evang.at mit den wichtigsten Nachrichten des Evangelischen Pressedienstes (epd) ist kostenlos und erscheint in der Regel einmal pro Woche am Mittwoch.