09.01.2021

Ein dunkler Tag

Michael Chalupka über den Aufruhr in Washington D.C.

"Dieser Tag der Verdunkelung der Demokratie fordert nicht nur die politischen Parteien der USA, insbesondere die Republikaner heraus, darüber nachzudenken, wie es soweit kommen konnte. Es fordert auch die Kirchen und Christen heraus." Foto: wikimedia/cc by sa 4.0/DXR, Bearbeitung: epdÖ

Michael Chalupka über den Aufruhr in Washington D.C.

Der 6. Jänner wird als dunkler Tag des Aufruhrs in die Geschichte der USA eingehen. Für Christinnen und Christen ist der 6. Jänner der Tag der Erscheinung des Herrn, ein Tag des Lichts, an dem wir an die drei Weisen an der Krippe erinnern.

Dieser Tag der Verdunkelung der Demokratie fordert nicht nur die politischen Parteien der USA, insbesondere die Republikaner heraus, darüber nachzudenken, wie es soweit kommen konnte. Es fordert auch die Kirchen und Christen heraus. Denn mitten unter den Aufständischen wurden Schilder hochgehalten, auf denen stand „Jesus saves“! Protestierende haben gerufen: „Es steht alles in der Bibel, alles wurde vorhergesagt. Donald Trump steht in der Bibel.“

Dabei finden wir schon in der Geschichte der drei Weisen aus dem Osten den Hinweis darauf, dass Religion missbraucht werden kann. König Herodes versucht den drei Heiligen, die dem Stern zur Krippe folgen, zu entlocken, wo das Kind zu finden ist. „Sagt mir’s, dass auch ich komme, um es anzubeten.“ König Herodes versucht, die heiligen Männer zu missbrauchen, und gebraucht die religiöse Sprache als Waffe, um seine irdische Macht zu sichern. Die Weisen aus dem Morgenland haben der Versuchung widerstanden. Die christlichen Kirchen müssen der Versuchung, politische Macht haben zu wollen, immer wieder neu widerstehen und dort, wo Menschen diesen Irrweg beschreiten, ihn als das benennen, was er ist: Gottesverdunkelung.

ISSN 2222-2464

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Chalupka | USA

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