05.03.2009

Diakonie möchte Frauen bei der Pflege von Angehörigen entlasten

Schrauf und Chalupka fordern mehr Männer in Pflegeberufen

Mehr Männer in der Betreuungsarbeit wünscht sich die Diakonie.

Schrauf und Chalupka fordern mehr Männer in Pflegeberufen

Wien (epd Ö) – Anlässlich des internationalen Frauentages am 8. März weist Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich, darauf hin, dass die häusliche Pflege von Angehörigen noch immer zu 80 Prozent von Frauen geleistet werden muss, und zwar weitgehend unentgeltlich. Chalupka: „Um die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Angehörigenpflege zu ermöglichen, braucht es flächendeckend professionelle Pflegeangebote. Außerdem fehlt es an differenzierten Dienstleistungen wie Tages-, Nacht- oder Wochenendbetreuung.“ Der Pflegesektor sei ein künftiger Jobmotor, erklärt Christa Schrauf, Rektorin des Diakoniewerkes Gallneukirchen: „Im Pflegesektor wartet viel Arbeit auf uns – sowohl für Frauen als auch für Männer.“ Es wäre in Österreich endlich an der Zeit, Frauen wie Männern gleichermaßen die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu ermöglichen. Dazu brauche es viele unterschiedliche und leistbare Pflege-Dienstleistungen, damit pflegende Angehörige möglichst nach ihren individuellen Bedürfnissen unterstützt werden können.

„Prinzipiell ist es zu begrüßen, wenn pflegebedürftige Menschen von ihren Familien betreut werden können. Das darf aber nicht ausschließlich zu Lasten von Frauen und ihren Zukunftschancen gehen. Vielmehr sollte die häusliche Pflege zwischen Frauen und Männern gerechter verteilt werden“, argumentiert der Diakonie-Direktor. Pflegende Angehörige, so Rektorin Schrauf, müssten eines Tages auch selbst in der Lage sein, ihre eigene Pflege zu finanzieren. Das gehe nur mit entsprechenden Versicherungszeiten und Pensionsbeiträgen.

Große Nachfrage nach Pflegedienstleistungen

Mit Investitionen in den Pflegebereich könnten dringend benötigte Jobs geschaffen werden. Laut Diakonie sei schon jetzt die Nachfrage nach Pflegedienstleistungen kaum zu decken. Auf der einen Seite könnten sich Betroffene selten professionelle Pflege leisten, auf der anderen Seite hätten Pflegeberufe hierzulande ein schlechtes Image. Anders in Skandinavien: Dort haben Berufe im Pflegesektor dank attraktiver Ausbildungen einen hohen Stellenwert und werden mit Aufstiegschancen und Selbstverantwortung verknüpft. Anreize für Frauen wie Männer gleichermaßen im Pflegesektor zu arbeiten, könnten in Österreich bei Ausbildung, Gehalt und Karrierechancen gesetzt werden, ist die Diakonie überzeugt. Dass diese Branche Zukunft habe, zeige die demografische Entwicklung.

Mehr Frauen in Führungspositionen und mehr Männer in der konkreten Betreuungsarbeit wünscht sich Christa Schrauf: „Im Diakoniewerk Gallneukirchen arbeiten in den Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe über zwei Drittel Frauen, in manchen Bereichen sind fast nur Frauen tätig. Es braucht in den Sozialberufen auf allen Ebenen sowohl Frauen als auch Männer, die sich mit ihren unterschiedlichen Zugängen und Talenten einbringen, weil die Menschen, die betreut werden, Männer und Frauen sind und weil das Leben männlich und weiblich ist.“

Viele Männer finden über den Zivildienst oder auch den Diakonischen Einsatz den Einstieg in die soziale Arbeit. Männer, die im Diakoniewerk in der Pflege und Betreuung tätig sind, empfinden die Arbeit als sehr sinnstiftend, erzählt Schrauf. Geschätzt werde dabei die Vielfalt und auch der Umstand, „dass man bei der Arbeit mit Menschen zumeist eine unmittelbare Reaktion auf das bekommt, was man tut“.

Die Diakonie ist das Sozialwerk der evangelischen Kirchen in Österreich. Ihre Mitgliedsorganisationen beschäftigen rund 6000 MitarbeiterInnen. Das Diakoniewerk Gallneukirchen ist der größte Träger diakonischer Arbeit in Österreich.

ISSN 2222-2464

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