21.06.2010

Diakonie eröffnete „Spielsuchtambulanz“ in Kärnten

Kritik an Glücksspielgesetznovelle, die "Verbesserungen für Konzerne, nicht aber für Konsumenten" bringe

Kritik an Glücksspielgesetznovelle, die „Verbesserungen für Konzerne, nicht aber für Konsumenten“ bringe

Wien/Klagenfurt (epd Ö) – Die Diakonie Kärnten hat am Mittwoch, 16. Juni, in Villach eine „Spielsuchtambulanz“ eröffnet, in der neben Spielsüchtigen auch Internet- und Computersüchtige, Kaufsüchtige und andere Verhaltenssüchtige betreut werden. Geboten werden laut einer Aussendung unter anderem Beratung für Betroffene und Angehörige, Einzel- und Gruppentherapie sowie Vermittlung in stationäre Therapieeinrichtungen. Die Betreuung für die Betroffenen sei vertraulich und kostenlos, teilte die Diakonie mit.

Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich, kritisierte zugleich die im Parlament beschlossene Novelle zum Glücksspielgesetz: Das Prinzip „Angebot schafft Nachfrage“ bewahrheite sich im Bereich des Glücksspiels leider immer wieder. „Jeder kann sich selbst ausrechnen, was eine Erhöhung der Einsätze von Spielerinnen und Spielern pro ‚einsekündigem‘ Spiel von 0,5 Euro auf 10 Euro bedeutet“, so Chalupka. Diese Gesetzgebung als „Schutzbestimmung“ zu bezeichnen sei eine „Verhöhnung der Konsumenten“. Von der Novelle würden nur große Konzerne profitieren, nicht aber die Konsumenten. Dass adäquater  Schutz dringend geboten wäre, zeige die notwendig gewordene Ausweitung des therapeutischen Angebots in Villach.

Immer mehr Spielsüchtige

Herwig Scholz, Primarius der Spielsuchtambulanz und des Krankenhauses de La Tour der Diakonie Kärnten, bekräftigte die wachsende Brisanz des Themas: Vor dem Jahr 2000 habe es in Kärnten nur sporadisch Spielsüchtige gegeben, die behandelt werden mussten; 1997 wurde dann das Gesetz zum „Kleinen Glücksspiel“ geändert, heute schließlich bedürfe es „einer umfangreichen therapeutischen Arbeit, Hunderte von Spielern brauchen eine ambulante oder stationäre Therapie, vom Leid der Familien ganz abgesehen“. Die jetzige Novelle werde jedoch laut Scholz nicht verhindern, dass auch künftig mit einem Anstieg der Spielsüchtigen zu rechnen ist: „Ganz im Gegenteil, sie wird die Entwicklung höchstwahrscheinlich noch beschleunigen.“

Die Diakonie Kärnten betreibt für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen auch das Sonderkrankenhaus de La Tour in Treffen bei Villach. Zielgruppe sind Menschen mit einer Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit, Spielsucht bzw. Menschen, die Kombinationen aus diesen Abhängigkeiten entwickelt haben. Weiters wird am Landeskrankenhaus Villach auch eine Ambulanz für substanzgebundene Abhängigkeitserkrankungen geführt.

ISSN 2222-2464

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