04.12.2021

Dankbarkeit und Demut

Michael Chalupka zum Abschied von Angela Merkel

"Angela Merkel hat ihren Glauben nie vor sich hergetragen. Bei ihrem Amtsantritt erzählte sie, dass sie fast jeden Tag bete, es aber unredlich finde, sich wegen politischer Ziele an ihren Gott zu wenden." Foto: Angela Merkel by zena from the Noun Project

Michael Chalupka zum Abschied von Angela Merkel

Mit dem großen Zapfenstreich ist Angela Merkel verabschiedet worden. Die Militärkapelle spielte drei Lieder. Die Lieder von Nina Hagen und Hildegard Knef schafften es in die ZiB. das dritte, der Choral „Großer Gott wir loben dich“, leider nicht. Dabei steht der wohl für die Haltung, mit der sie ihr Amt ausgeübt hat.

Angela Merkel ist Pfarrerstochter. Das Pfarrhaus in der DDR sei immer ein offenes Haus gewesen, dort trafen sich Menschen ganz unterschiedlicher Gedankenrichtungen, hat sie einmal erzählt. „Wir haben vor keinem die Tür zugemacht, weil er eine andere Meinung vertreten hat.“

Angela Merkel hat ihren Glauben nie vor sich hergetragen. Bei ihrem Amtsantritt erzählte sie, dass sie fast jeden Tag bete, es aber unredlich finde, sich wegen politischer Ziele an ihren Gott zu wenden.

Es wäre vermessen, ihre Politik als besonders christlich zu sehen. Angela Merkel hat einfach Politik gemacht. Nach bestem Wissen und Gewissen.

Sie hielt Glaube und Politik auseinander. Angela Merkel war keine Freundin der großen Inszenierung. Sie formulierte das so: „Die Perspektive, dass es Gott gibt, vermittelt mir ein hohes Maß an Demut. Eine Demut mit der ich sehr gut leben kann: sich nicht nur im Zentrum sehen, andere gelten lassen, sich bewusst sein, dass man Fehler hat und Fehler macht.“

Dankbarkeit und Demut waren das Grundmotiv ihrer Abschiedsrede, bevor sie, die Kanzlerin, wieder zur Bürgerin Merkel wurde.

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Chalupka | Deutschland | Politik

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