29.10.2022

Chalupka: „Frieden wird nicht durch Krieg erzeugt“

Im Interview mit den Salzburger Nachrichten nimmt der Bischof Stellung zum Ukraine-Krieg und zur Gleichberechtigung der Frauen in der Evangelischen Kirche

Niemand könne und dürfe sich für einen Krieg auf Gott berufen, sagt Bischof Michael Chalupka im Interview für die Salzburger Nachrichten. (Foto: epd/Uschmann)

Im Interview mit den Salzburger Nachrichten nimmt der Bischof Stellung zum Ukraine-Krieg und zur Gleichberechtigung der Frauen in der Evangelischen Kirche

Salzburg (epdÖ) – „Es gibt keinen gerechten Krieg, aus dem man ohne Schuld herauskommt. Es gibt Situationen, da kann man sich nur entscheiden zwischen dem Schlechten und dem noch Schlechteren“, sagte Bischof Michael Chalupka in einem Interview mit den Salzburger Nachrichten (Ausgabe vom 29. Oktober) anlässlich des bevorstehenden Reformationstages. Dabei sprach sich Chalupka für das Selbstverteidigungsrecht der Menschen in der Ukraine aus. Der Bischof erinnerte an den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, der eine Beteiligung an einem Attentat auf Adolf Hitler in Erwägung gezogen hatte. „Er sagte, der Mensch müsse in die Schuldfähigkeit eintreten, weil man so oder so schuldig werde, durch Tun wie durch Unterlassen. Krieg macht schuldig, aber Leben nicht zu verteidigen macht genauso schuldig“, betonte Chalupka. Allerdings könne und dürfe sich niemand für einen Krieg auf Gott berufen.

Zudem habe die Politik in den vergangenen 20 Jahren Friedensarbeit verabsäumt, sei es in Bezug auf die Abhängigkeit von russischem Gas oder auch die Unterdrückung der Opposition in Russland, die man zugelassen habe. Hier hätte es nach Ansicht Chalupkas sehr viele Möglichkeiten gegeben, ohne Waffen mehr Frieden zu schaffen. „Frieden wird nicht durch Krieg erzeugt, sondern durch stetes Bemühen, im Dialog zu sein und Bedingungen zu schaffen, die Krieg nicht begünstigen“, erklärte Chalupka.

Eigener Anspruch der vollen Gleichberechtigung auch in geistlichen Ämtern

Auf die Frage ein, warum es derzeit in der Evangelischen Kirche in Österreich wenige Frauen in geistlichen Führungspositionen gebe, sagte der Bischof: „Wir haben bei den Pfarrerinnen knapp 40 Prozent Frauen und im Oberkirchenrat mehr als ein Drittel Frauen. Aber wir haben derzeit keine Superintendentin.“ Dadurch entstehe ein öffentliches Bild, das dem eigenen Anspruch der vollen Gleichberechtigung auch in geistlichen Ämtern nicht gerecht werde.

„Wir möchten bei allen Wahlen diese Gleichstellung repräsentieren, wir sind aber andererseits sehr stolz darauf, dass wir eine durch und durch demokratische Kirche sind“, unterstrich Chalupka. Zwar gebe es Überlegungen zu einer Frauenquote, aber keinen Beschluss dazu. „Wir müssen mehr überlegen, was Frauen daran hindert, sich der Wahl zu stellen“, so der Bischof. Dass es in Deutschland seit einigen Jahren Bischöfinnen gebe – nachdem für eine längere Zeit die Situation ähnlich wie derzeit in Österreich war – sieht Chalupka als Ansporn.

Wie alle Kirchen stehe auch die evangelische Kirche vor der Herausforderung, „dass man nicht mehr in eine Kirche hineingeboren wird, sondern dass man sich bewusst dafür entscheiden muss“, hob Chalupka hervor. Allerdings mache Hoffnung, „dass die Menschen, die in der Kirche bleiben, das sehr bewusst und entschieden tun. Sie sagen, uns ist eine Kirche mit diesem Profil etwas wert, dafür leisten wir auch unseren Kirchenbeitrag“, sagte der Bischof.

ISSN 2222-2464

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