27.11.2020

Bischof Chalupka „zutiefst erschüttert“ über Angriff auf Rabbiner in Wien

ÖRKÖ: „Gestrüpp antisemitischer Wahnvorstellungen effektiver bekämpfen“

Es sei „unabweisbar“, dass diese Tat antisemitisch motiviert sei, sagte Chalupka. Foto: pixabay

ÖRKÖ: „Gestrüpp antisemitischer Wahnvorstellungen effektiver bekämpfen“

Wien (epdÖ) Zutiefst erschüttert reagiert der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka auf den Angriff auf einen Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde am Donnerstag, 26. November, in Wien-Landstraße.

Es sei „unabweisbar“, dass diese Tat antisemitisch motiviert sei, so Chalupka gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Die Religionen stehen in Österreich zusammen, unterstrich der Bischof, der sich solidarisch mit den Mitgliedern der Israelitischen Kultusgemeinde zeigte. Der Kampf gegen den Antisemitismus müsse auf allen Ebenen, „von den Religionsgemeinschaften, der Gesellschaft und dem Staat“ erfolgen.

Für die evangelischen Kirchen sei es deshalb unabdingbar, dem Antisemitismus entgegenzutreten, weil dieser sich immer wieder „aus christlichen und protestantischen Wurzeln“ genährt habe. Chalupka verurteilte „diesen schockierenden Vorfall“ scharf und erinnerte dabei an die Erklärung „Zeit zur Umkehr“ der evangelischen Generalsynode aus dem Jahr 1998, in der sich die evangelischen Kirchen verpflichtet haben „jeglichem gesellschaftlichen und persönlichen Antisemitismus zu wehren“.

Seit vielen Jahren befände sich die Evangelische Kirche auf diesem Weg der Umkehr. Dennoch sei es wichtig, auch im Alltag „sensibel für antisemitische Vorurteile zu sein, die auch in versteckter und verbaler Form begegnen, und ihnen entschlossen entgegenzutreten“. Denn Antisemitismus, so der Bischof, münde in letzter Konsequenz immer in Gewalt.

Hinweis, „dass Ideen immer noch kursieren“

Antisemitismus muss mit Entschiedenheit in allen seinen Erscheinungsformen bekämpft werden, „es darf keinen Platz für Ideen, Worte und Taten geben, die vom Hass gegen jüdische Menschen gespeist werden“. Dies stellte auch der Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) am Samstag, 28. November, fest. Die Hintergründe des tätlichen Angriffs seien zwar nach wie vor unklar, aber „es steht fest, dass die Täterin die widerlichsten Versatzstücke aus dem Wortschatz des mörderischen Antisemitismus verwendet hat“, so die ÖRKÖ-Vertreter in einer Stellungnahme. Das sei ein Hinweis darauf, „dass diese Ideen immer noch kursieren und Widerhall in kranken Seelen finden“. Für die Kirchen in Österreich seien Ereignisse wie die Attacke auf den Rabbiner am Donnerstag „nicht nur ein Anlass, den jüdischen Menschen und der jüdischen Gemeinde unser Mitgefühl und unsere Solidarität zu bekunden“. Es gehe auch darum, für entsprechende Maßnahmen, vor allem im Bildungsbereich, einzutreten, „um das Gestrüpp der antisemitischen Wahnvorstellungen effektiv zu bekämpfen“.

Der Rabbiner war am Donnerstagnachmittag bei einer Haltestelle in Wien-Landstraße von einer unbekannten Frau attackiert und antisemitisch beschimpft worden. Die Frau hielt dabei ein Messer in der Hand. Laut Polizei gab der Mann an, nicht verletzt worden zu sein.

 

ISSN 2222-2464

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