10.08.2022

Altbischof Herwig Sturm wurde 80

„Vielfalt und Fülle als tägliches Geschenk und Herausforderung“

Altbischof Herwig Sturm mit großem Herz für die Ökumene und die Schöpfung. Am 15. August feiert der frühere evangelisch-lutherische Bischof seinen 80. Geburtstag. Foto: epd/Uschmann

„Vielfalt und Fülle als tägliches Geschenk und Herausforderung“


Wien (epdÖ) – Herwig Sturm, von 1996 bis 2007 Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, feierte am 15. August seinen 80. Geburtstag. Die Wünsche zum runden Geburtstag verbindet der amtierende Bischof Michael Chalupka mit „großer Dankbarkeit“ für Sturms Wirken in der Evangelischen Kirche. Herwig Sturm habe das Bischofsamt „mit großer Übersicht und großem Wissen über alle wichtigen Arbeitsfelder der Kirche ausgeübt, seine große Präsenz und seine umfassende Sachkenntnis haben seine Amtsführung ausgezeichnet“, betont Chalupka gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Gleichzeitig sei Herwig Sturm auch „Vorbild darin, wie man die verschiedenen Traditionen der Evangelischen Kirche in Österreich wertschätzt und weiterentwickelt“. Chalupka zeigt sich auch dankbar für Sturms „ungebrochene Vitalität und das große Engagement für die Bewahrung der Schöpfung“, die Sturm nun im „Jahr der Schöpfung“ als „Schöpfungsbotschafter“ einbringe. Weiterhin entwickle Herwig Sturm „viele Ideen mit großer Durchsetzungskraft“, unterstreicht Chalupka.

Herwig Sturms Amtsperiode war auch geprägt von der Vertiefung der ökumenischen Beziehungen: So führte Sturm von 2006 bis 2009 den Vorsitz des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). In seine Zeit als Bischof und als Vorsitzender des ÖRKÖ fiel u.a. die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung in Graz (1997) sowie die Beteiligung der österreichischen Delegation an der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu/Hermannstadt (2007). Wichtig war Bischof Sturm auch immer der Kontakt zum Lutherischen Weltbund und zur Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE).

„Es ist mir auch heute noch wie ein Wunder, dass ich gewählt wurde unter so guten Leuten“, erzählt Sturm in der aktuellen Ausgabe der evangelischen Zeitschrift „SAAT“ über die Bischofswahl. Mit „Feuereifer“ habe er sich in diese Herausforderung gestürzt, „die Fülle der Aufgaben war überwältigend“. Und: „Ich hatte das Gefühl der Vielfalt und Fülle dieser Kirche und Ökumene als tägliches Geschenk und Herausforderung.“ Mitunter lernte Sturm auch die Kehrseite des Bischofsamtes kennen: „Inmitten dieser Wogen an Eindrücken und Verpflichtungen habe ich bisweilen das Ziel nicht mehr gesehen, das mir geholfen hätte, strategischer zu handeln und fokussierter zu entscheiden.“ Seit einigen Jahren seien Parteien, Institutionen und Kirchen mit Mitgliederschwund konfrontiert. „Die großen Austrittszahlen und Mangeldiskussionen blieben mir noch erspart“, erinnert sich der Altbischof. Zu seinen schönen Erinnerungen zähle auch heute noch die Ökumene, „damals noch voller Hoffnung auf wachsende Einheit der Christen als Zeichen und Ermutigung für die Politik. In der Öffnung Europas zum Osten hin hat unsere Kirche eine wichtige Rolle als Vorbild und Ermutigung für unsere Nachbarkirchen gespielt.“

Temporeduktion für die Bewahrung der Schöpfung

Heute engagiert Sturm sich intensiv für den Klimaschutz und ist als „Schöpfungsbotschafter“ nicht nur in Kärnten unterwegs. Bei seinem Projekt, der „Aktion 80 – 100 – Zeit für Klimaschutz“, geht es um Temporeduktion beim Autofahren: „Natürlich wäre es für unser Klima das Beste, ganz auf das Auto zu verzichten“, sagt Sturm. Wo das nicht möglich sei, bringe diese Temporeduktion doch spürbaren Nutzen: 20 Prozent weniger Treibstoff, damit weniger CO2, weniger Staub, weniger Lärm und Unfallgefahr. Vor allem aber sei es ein Signal: „Wir kommen vom Wissen zum Tun, wir machen ernst mit der Reduktion fossiler Energie. Wir geben für unsere wunderbare Schöpfung ein Stück unserer Zeit.“

Herwig Sturm wurde als drittes Kind des ehemaligen Superintendenten von Salzburg-Tirol, Emil Sturm, am 15. August 1942 in Lilienfeld (NÖ) geboren. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie in Wien, Heidelberg und Zürich wurde Sturm 1966 in Zell am See und im Jahr darauf in Lienz Vikar. 1968 wurde er in der Lutherischen Stadtkirche ins geistliche Amt ordiniert. Von 1968 bis 1980 wirkte Sturm als Pfarrer in Lienz und nebenberuflich als Militärpfarrer. 1980 nahm er eine Pfarrstelle an der Klagenfurter Christuskirche an, 1988 wurde er Superintendent der Diözese Kärnten/Osttirol. Im Oktober 1995 schließlich wurde Herwig Sturm zum Bischof der Evangelischen Kirche A.B. gewählt, er hatte dieses Amt von 1996 bis 2007 inne. Heute lebt Sturm gemeinsam mit seiner Frau Gertrude in Kärnten und in Wien.

ISSN 2222-2464

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Chalupka | Sturm

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