18.10.2010

50 Jahre Aktion „Brot für Hungernde“

Festakt am Welternährungstag

Comfort Annoh überbringt die Glückwünsche der Presbyterianischen Kirche in Ghana.

Festakt am Welternährungstag

Wien (epd Ö) – Mit einem großen Festakt im Wiener Kardinal König Haus beging die Evangelische Frauenarbeit am Welternährungstag, dem 16. Oktober, das 50-jährige Jubiläum ihrer Aktion „Brot für Hungernde“. „Wenn Menschen miteinander essen, sind sie nicht mehr fremd im Sinne von Bedrohung“, sagte der lutherische Bischof Michael Bünker vor zahlreichen TeilnehmerInnen aus Kirche, Ökumene und Organisationen für Entwicklungszusammenarbeit in seinem Festvortrag zum Thema „Nie war Hunger größer“. Bünker, der an eine Milliarde hungernder Menschen auf der Welt erinnerte, verwies darauf, dass sich das Christentum zwar nie mit Speisenverboten befasst habe, wohl aber mit der Frage des „rechten Maßes“. „Heute leben wir im Schlaraffenland und wissen nicht damit umzugehen“, betonte der Bischof. Genießen heiße aber, „das rechte Maß, das rechte Quantum finden“. In einer Auslegung der Geschichte von der wunderbaren Speisung der Fünftausend im Markusevangelium hob Bünker hervor: „Alle werden satt, das ist das eigentliche Wunder.“ Bünker: „Die Vision einer egalitären Gesellschaft durchzieht das ganze Neue Testament.“

 

Oberkirchenrätin Reiner: „Wir müssen Brot teilen ohne an die Zukunft zu denken“

 

„Brot zu teilen ohne an die Zukunft zu denken, ohne zu sparen“, dazu rief Oberkirchenrätin Hannelore Reiner in einer Andacht im Rahmen der Jubiläumsfeier auf. Bereits in den Anfängen sei die Aktion „Brot für Hungernde“ ein Versuch der selbst nicht reichen Kirche gewesen, dem nachzukommen. Als Beispiel nannte die Oberkirchenrätin die Großzügigkeit der ungarischen Königstochter Elisabeth von Thüringen. Die Rosen, die einer Legende zufolge in ihrem Brotkorb gefunden wurden, seien ein Sinnbild für die Hilfe, die „Brot für Hungernde“ Menschen in aller Welt zukommen lasse. Die Liturgie der Andacht gestalteten der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld und die Direktorin der Frauenarbeit Barbara Heyse-Schaefer.

 

Sumaya Farhat-Naser: „Frieden in Palästina ist möglich“

 

Von den Friedensaktivitäten palästinensischer und israelischer Frauen trotz vielfältiger Repressionen der israelischen Regierung berichtete die Friedensvermittlerin Sumaya Farhat-Naser aus Bir Zait in Palästina in einem Referat mit dem Titel „Ist Frieden möglich?“. Farhat-Naser rief aus: „Frieden ist möglich, Frieden muss möglich sein, wir müssen ihn nur wollen!“ Als Ziel ihrer Arbeit nannte die Palästinenserin: „Das Schönste wäre ein Land für alle Menschen, die gleichberechtigt darin leben können.“ Viele palästinensische und israelische Frauen seien sich in diesem Ziel einig. Es gehe darum, sich „auf gleicher Augenhöhe“ zu treffen und in den Köpfen „keine Dogmen“ entstehen zu lassen. Die Referentin sagte, die meisten Israelis schämten sich für die Politik ihrer radikalen Regierung, die auf eine systematische Vertreibung aller Palästinensernnen per Gesetz abziele. Die Proteste in Israel nähmen zu, es gebe mehr als 56 Friedensgruppen im Land.

 

Kritik übte Farhat-Naser auch an der Uneinigkeit im palästinensischen Lager. Dort gebe es mit Fatah und Hamas zwei Parteien, denen es „nur um Geld und um Macht“ gehe. Zwischen diesen zwei jeweils vom Westen und von islamistischer Seite abhängigen Mächten würden die PalästinenserInnen „zerrieben“. Der Begriff „Friede“ sei desavouiert, statt mit Frieden werde das Ziel der Friedensarbeit von den FriedensaktivistInnen mit „besser überleben“ beschrieben.

 

Grußbotschaft aus Ghana

 

Eine Grußbotschaft der Presbyterianischen Kirche in Ghana und Glückwünsche der ghanaischen Frauen zum Jubiläum der Aktion „Brot für Hungernde“ überbrachte Comfort Annoh, Gattin des Pfarrers der Ghanaischen Evangelischen Gemeinde in Österreich, Timothy Ernest Annoh. Über die Geschichte der Aktion „Brot für Hungernde“ informierte ein Film von Katharina Kantner mit Statements von ZeitzeugInnen und der Präsentation von Hilfsprojekten in aller Welt. Musikalisch gestaltet wurden der von Evelyn Martin, Barbara Heyse-Schaefer, Eva Dürr und Gudrun Leitzenberger moderierte Festakt und die Schlussandacht „Brot und Rosen“ von einer Trommelgruppe oberösterreichischer Frauen unter der Leitung von Antje Baumgartner, von Ursula Schwarz am Klavier und von dem „Weltmusiktrio“ von Karin Bindu. Die Kollekte des Festakts, dem die Einladung zu einem Buffet folgte, war für das „Brot für Hungernde“-Projekt „Friedensarbeit in Palästina“ bestimmt.

ISSN 2222-2464

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