VEPPÖ-Obmann Schumann fordert „Lebbarkeit des PfarrerInnenbildes“
Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Schlüsselpunkt
Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Schlüsselpunkt
Grundlsee (epdÖ) – Die Lebbarkeit des PfarrerInnenbildes und die entsprechende Anpassung von Strukturen und Arbeitsbedingungen fordert der Obmann des Vereins Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Österreich (VEPPÖ) Stefan Schumann. In seiner Rede auf der Hauptversammlung des VEPPÖ im steirischen Grundlsee sagte Schumann am Dienstag, 1. September: „Kann ich jemandem raten PfarrerIn zu werden? Die Frage mag jeder für sich selbst beantworten. Zumindest möchte ich immer ‚Ja‘ sagen können.“ Das hänge aber von mehreren Faktoren ab, so Schumann, etwa der Krisensicherheit des Berufs, finanziellen Rahmenbedingungen, den Ergebnisse der kirchlichen Projektgruppe „Zukunftsfähige Kirche“, sowie der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Über die Sicherheit des Pfarrberufs in schwierigen Zeiten macht sich Schumann dabei keine Sorgen: „Unser Beruf ist krisensicher oder vielmehr ist er gerade in Krisenzeiten noch mehr gefordert, das haben wir alle gemeinsam in den vergangenen Monaten erlebt.“ Schwieriger zu beantworten sei die Frage nach der Familienfreundlichkeit des Berufs. Hier brauche es „das klare Signal kirchenleitender Verantwortlicher, dass sie hinter den jungen KollegInnen und ihren vielleicht nicht immer für die Gemeinden einfach zu akzeptierenden Entscheidungen zur Abgrenzung von Berufsleben und Privatleben stehen“. Mit Verweis auf den Schuldienst hält Schumann die uneingeschränkte Verfügbarkeit für eine Gemeinde nicht mehr für möglich. Die Vereinbarkeit von Arbeitsleben und Familie verstehe er als „neuralgischen Schlüsselpunkt, inwieweit Nachwuchs sich bereit zeigen wird, auf seine Berufung zu hören und diesen Beruf zu ergreifen“. Auch Geld spiele dabei eine Rolle: „Auch wenn wir wissen, dass Gehaltshöhen kein unbedingter Entscheidungsfaktor für einen Beruf darstellen, muss man sein Auskommen finden können.“
Bei der Debatte um die „zukunftsfähige Kirche“ müsse die Lebbarkeit des PfarrerInnenbildes wesentlicher Bezugspunkt sein, so Schumann. Viel zu lange habe man Strukturen immer allein von den Bedürfnissen der Gemeinden her verstanden: „Das ist grundsätzlich nicht falsch, aber eben zu kurz gedacht, da auch die Bedürfnisse des geistlichen Personals in gleicher Weise und mit gleichem Gewicht mitgedacht gehören.“ Weitere Maßnahmen sollten jedenfalls immer aus der Sorge um ein „Zuwenig an Nachwuchs“ und nicht der Sorge um ein „Zuwenig an Geld“ erwogen werden.
Die Jahreshauptversammlung des VEPPÖ fand im Rahmen der jährlichen PfarrerInnentagung der evangelischen Kirchen im steirischen Grundlsee statt, die noch bis 3. September dauert. Im Zuge der Sitzung wurde Stefan Schumann als Obmann des VEPPÖ wiedergewählt. Er übt das Amt seit 1998 aus.
ISSN 2222-2464