09.10.2019

Selbstbewusst bescheiden

Von Gott und der Welt – Michael Chalupka über Dieter Knall

"Weltweite Dimensionen der Kirche miterleben und wahrnehmen zu können, heißt, bescheiden zu werden, das rechte Augenmaß für die eigene Konfession zu entdecken, seinen Platz in der Weltgemeinschaft zu finden und ebenso die einem darin zukommende Verantwortung“, schreibt Dieter Knall in seinen Erinnerungen. Foto: epd/Uschmann

Von Gott und der Welt – Michael Chalupka über Dieter Knall

Die Evangelisch-lutherische Kirche trauert um einen Mann, der sie geprägt hat. Dieter Knall war von 1983-1995 ihr Bischof. Die Protestanten sind in Österreich eine Minderheit. Minderheiten haben zwei Möglichkeiten: Entweder sie ziehen sich ängstlich auf sich selbst zurück und bemühen sich, ihre Identität durch die Pflege der eigenen Traditionen zu bewahren, oder sie öffnen sich und gewinnen ihre Identität, indem sie zum Ganzen der Gesellschaft ihren Beitrag leisten.

Bischof Dieter Knall hat die kleine österreichische Kirche hin zur weltweiten Ökumene geöffnet. Eine seiner ersten Reisen hat ihn zur 6. Vollversammlung des Ökumenischen Rates ins kanadische Vancouver geführt. Beeindruckt schreibt er in seinen Erinnerungen: „Vor der Kulisse, die sich uns in Vancouver auftat, schrumpfte Österreich zu einem kleinen Land zusammen und mit ihm auch unsere Evangelische Kirche samt ihren Problemen. Weltweite Dimensionen der Kirche miterleben und wahrnehmen zu können, heißt, bescheiden zu werden, das rechte Augenmaß für die eigene Konfession zu entdecken, seinen Platz in der Weltgemeinschaft zu finden und ebenso die einem darin zukommende Verantwortung.“

Bescheiden aber selbstbewusst seinen Platz in der Weltgemeinschaft finden und die eigene Verantwortung wahrnehmen – das ist nicht nur ein Rezept für eine kleine Kirche in Österreich. Das steht auch unserem ganzen Land gut an.

ISSN 2222-2464

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Chalupka | Knall

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