26.09.2011

Papstbesuch – Bischof Bünker: Kein ökumenischer Impuls

Gottesdienst zeigte unterschiedliches Gesicht der Kirchen

Trotz hoher Erwartungen: Der ökumenische Impuls blieb beim gemeinsamen Gottesdienst im Erfurter Augustinerkloster aus.

Gottesdienst zeigte unterschiedliches Gesicht der Kirchen

Erfurt/Wien (epdÖ) – Beim ökumenischen Gottesdienst, den der Papst gemeinsam mit VertreterInnen der Evangelischen Kirche in Erfurt gefeiert hat, ist „der ökumenische Impuls ausgeblieben“, bilanziert der österreichische evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker. Dass die Römisch-katholische Kirche ein „wirklich aktives Interesse“ am Dialog mit der Evangelischen Kirche habe, sei in Erfurt nicht zu bemerken gewesen, so Bünker gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Offenbar liege das ökumenische Signal im Ereignis selbst, dass ein gemeinsamer Gottesdienst an diesem geschichtsträchtigen Ort stattfinden konnte. Für Bünker hat der ökumenische Gottesdienst, in dem die evangelische Synodenvorsitzende Katrin Göring-Eckardt das geistliche Wort sprach, deutlich „das unterschiedliche Gesicht“ der beiden Kirchen gezeigt: „Die Evangelische Kirche als eine Kirche, in der gewählte Frauen und Männer in gleicher Weise in allen Funktionen tätig sind, und auf der anderen Seite die unter dem Papst hierarchisch verfasste Römisch-katholische Kirche.“

Schon vor dieser ökumenischen Begegnung seien die Erwartungen von beiden Seiten „deutlich heruntergeschraubt“ worden. Nun habe der Papst in seiner Rede im Erfurter Gottesdienst dem ökumenischen Impuls eine klare Absage erteilt. Gleichzeitig seien das gemeinsame Beten und die Begegnung herausgestrichen worden. „Das Gemeinsame kann doch ein sehr unterschiedliches Gesicht zeigen“, resümiert Bünker. Die „versöhnte Verschiedenheit“ sei hier „ein Stück weit sichtbar“ geworden.

Im weltweiten Verhältnis zwischen der Evangelischen und der Römisch-katholischen Kirche gebe es eine Reihe von Dialogergebnissen, die man auch „wertschätzen und aufgreifen“ hätte können. Bünker erinnerte daran, dass Göring-Eckardt den Papst konsequent als „Bruder in Christus“ angesprochen habe, um auszudrücken, dass die Evangelische Kirche kein hierarchisches Kirchenverständnis kenne.

Positiv äußerte sich Bünker zur ökumenischen Situation in Österreich: Hier erfolgten Begegnung und Zusammenarbeit „in Respekt und auf Augenhöhe“. Sicher gebe es zwischen den Kirchen „mehr Gemeinsames als Trennendes“, das gelte es auch, im gemeinsamen Bemühen um ein glaubwürdiges Christentum herauszustreichen. Dennoch blieben Unterschiede weiter bestehen, die jedoch „nicht trennen“ müssten. Das Kirchenverständnis sei jedoch „ein Punkt, in dem es in absehbarer Zeit nicht zu einer gemeinsamen Position kommen wird“.

ISSN 2222-2464

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